Stadttheater in Rheinbach Konrad Beikircher gastierte mit seinem Programm

RHEINBACH · Früher hat er als Gefängnispsychologe in Siegburg gearbeitet. Jetzt steht er auf der Bühne - und das seit 35 Jahren. Kabarettist Konrad Beikircher machte auf seiner Jubiläumstournee im Rheinbacher Stadttheater Station. Für seine Programme wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 1988 mit der Morenhovener Lupe.

 Weiß um die besondere Bedeutung des Buchstaben "R" im Vorgebirge: Konrad Beikircher bei seinem Auftritt in Rheinbach.

Weiß um die besondere Bedeutung des Buchstaben "R" im Vorgebirge: Konrad Beikircher bei seinem Auftritt in Rheinbach.

Foto: Roland Kohls

Seit 1965 lebt der gebürtige Südtiroler im Rheinland. So weit nördlich war er vorher noch nie: "Ich dachte immer, hinter München ist Packeis." Mittlerweile hat sich der 68-Jährige integriert. Er kennt die Feinheiten der rheinischen Mundart und empört sich über die falsche Beschriftung von Straßenschildern.

Euskirchen müsse man mit "Ö" schreiben, statt Porz solle "Pochz" ausgeschildert sein und statt Alfter "Allefter". "Dann findet das auch keiner, der nicht wirklich hin will."

Das "R" sei im Vorgebirge ein ganz besonderer Buchstabe, so der Bad Godesberger. Trete es im Zusammenhang mit negativen Gefühlsinhalten auf, werde es als "ch" ausgesprochen, etwa im Wort "Schmerzen". Ein rheinischer Arzt könne allein an der Anzahl der "ch's" erkennen, wie es um den Patienten stehe, so der Kabarettist. Vollkommen inkompatibel mit der rheinischen Mundart: Die Buchstabenfolge "Psy".

Deshalb solle man nie nach einem Psychologen fragen, sondern nach einem "Tsychologen". "Psy" gibt es aus gutem Grund nicht", meint Beikircher. Denn der Energieaufwand für diese Lautkombination sei hoch: Man müsse die Lippen zusammenpressen für das "P", das "S" sei das Geräusch der entweichenden Luft, und dann komme noch das "Y".

"367 Kilokalorien, also vier Fruchtzwerge, verbraucht man, wenn man Psychologe sagt." Vor Dialekten habe er großen Respekt, denn "Dialekte sind Gefühlsaustausch", weiß Beikircher. Selbst Goethe habe zwar Hochdeutsch geschrieben, "aber Hessisch gebabbelt". So ergäben die Zeilen "Ach neige, du Schmerzensreiche" in "Faust" nur dann einen Reim, wenn man sie Hessisch ausspreche.

Beikircher selbst gilt als "rheinisches Original", auch wenn er das Rheinische erst als Erwachsener gelernt hat. Er selber ist in einer Straße aufgewachsen, in der die Kinder einen Südtiroler Dialekt, Deutsch und Italienisch sprachen. Meist hätten die deutschsprachigen Kinder schneller Italienisch gelernt als andersherum, ist seine Beobachtung.

"Deutsch ist ein Alptraum für Italiener, Franzosen und Portugiesen." Schwierig sei die Aneinanderreihung von Konsonanten. Zum Beispiel das Wort "schnarchst": "Stellen Sie sich mal vor, Sie wären das "A" zwischen neun Konsonanten". Oder das obligatorische "Schmeckt's?" im Restaurant: "Kein Italiener käme auf die Idee, dass das eine nett gemeinte Frage ist."

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