Rheinbacher Kläranlage Kleinste Kunststoffpartikel sind im Wasser ein Riesenproblem

RHEINBACH · Wenn sich winzige Teilchen mit einer Größe von zehn Mikrometern und weniger zu einem großen, weltweit vorzufindenden Problem erwachsen, dann wundert es nicht, wenn sich hiesige Kommunalparlamente mit den Auswirkungen dieses Phänomens beschäftigen. So wollten die Rheinbacher Liberalen jetzt wissen, ob Mikroplastik die Rheinbacher Kläranlage vor unlösbare Aufgaben stellt. Schließlich, so FDP-Ratsherr Lorenz Euskirchen, sei Mikroplastik "Teil eines globalen Umweltproblems".

 Mikroplastikpartikel in Kosmetikprodukten verunreinigen die Gewässer.

Mikroplastikpartikel in Kosmetikprodukten verunreinigen die Gewässer.

Foto: Stephan Glinka/BUND

Dass Kunststoffteilchen und anderer Plastikmüll nicht nur in fernen Weltmeeren zur kniffligen Aufgabenstellung werden, machten Heinrich Schäfer und Christoph Brepols vom Erftverband während der jüngsten Sitzung des Rheinbacher Ausschusses für Stadtentwicklung: Umwelt, Planung und Verkehr deutlich. Kleine und kleinste Kunststoffpartikel reicherten sich in Meeren und Seen an, schädigten Wasserlebewesen und können schließlich sogar in die Nahrungskette gelangen, berichtete Brepols.

Das Frappierende: Es sind nicht nur die Reste von unachtsam oder bewusst weggeworfenen Plastikflaschen oder Tüten, die Abwassertechnikern ein Gräuel sind, sondern in neuester Zeit Müllbringer, die als solche womöglich gar nicht erkannt werden. Die Kleinstpartikel (sogenannte Microbeads) sind auch in Kosmetik- und Pflegeprodukten - etwa in Peelingcremes - zu finden, erklärte Brepols. Und: Bruchstücke von Kunststofffasern aus Textilien gelangten mit dem Waschmaschinenabwasser in die Kanalisation, weiß der Diplom-Ingenieur zu berichten.

Welche Mengen an Mikroplastik über die Siedlungsentwässerung, Regenüberläufe aus der Kanalisation und Kläranlagen in die Gewässer gelangten, hänge stark mit dem Standard der Abwasserableitung und Abwasserreinigung zusammen. Viele Kläranlagen des Erftverbandes seien bereits mit Filtern ausgerüstet, die die Entfernung von Phosphaten, Keimen und Schwebstoffen im Wasser zusätzlich verbesserten. "Überwiegend handelt es sich dabei um Sandfilter, wie sie beim Erftverband, unter anderem auf der Kläranlage Rheinbach, zum Einsatz kommen", so Brepols.

Dort läuft das Wasser nach der biologischen Reinigung durch ein mehrere Meter mächtiges Sandbett. Ferner gibt es Retentionsbodenfilter, die das Niederschlagswasser aus der Kanalisation ähnlich einem Sandfilter reinigen und das Potenzial haben, Mikroplastik und andere Schadstoffe zurückzuhalten. In Rheinbach werde in den nächsten Jahren ebenfalls solch eine Anlage entstehen.

Ausgeschlossen sei übrigens, dass Partikel über die landwirtschaftliche Nutzung des Klärschlamms doch noch in die Nahrungskette gelangten. "Wir verbrennen den Klärschlamm seit Jahren vollständig." Brepols mahnte: "Nutzen Sie keine Peelings und Duschgels, in denen Polyethylen enthalten ist." Dies sei der wirksamste Weg, die Umwelt vor solchen Stoffen zu schützen.

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