Ungarische Schüler in Rheinbach Keine Zeit für Langeweile

RHEINBACH · Kurz und knapp, aber treffend ordnet Philipp Kiefer (Jahrgangsstufe 10) den 22. Gegenbesuch des ungarischen Piaristengymnasiums am Vinzenz-Pallotti-Kolleg und dem Sankt-Joseph-Gymnasium in Rheinbach ein: "Ich fand den Austausch mal wieder sehr gelungen. Er war bestens geplant und interessant."

 Deutsche und ungarische Schüler vor dem Europäischen Parlament in Brüssel.

Deutsche und ungarische Schüler vor dem Europäischen Parlament in Brüssel.

Foto: Vinzenz-Palotti-Kolleg

Während sich in Nordrhein-Westfalen der Schulalltag allmählich wieder etabliert, hatten die ungarischen Schülerinnen und Schüler aus Kecskemét unter der Leitung von József Talmácsi und József Fazekas, Chefkoordinatoren des deutsch-ungarischen Austausches, die weite Reise zum Gegenbesuch nach Deutschland während ihrer Schulferien unternommen.

Indes: Urlaub im eigentlichen Sinne gab es keinen für die Gäste. Für sie hatten die für den Austausch zuständigen Lehrer Bernhard Vogt und Johannes Wagner ein straffes Programm zusammengestellt. Es umfasste neben dem Regelunterricht an den deutschen Partnergymnasien Projektarbeiten im Freilichtmuseum in Kommern und im Bonner Haus der Geschichte zum deutschen und ungarischen Umgang mit Geschichte. Auch eine Führung im Beethoven-Haus mit der Präsentation Beethovens einziger Oper "Fidelio" sowie ein Besuch beim Bundesverteidigungsministerium standen auf dem Programm.

Unbestrittener Höhepunkt war jedoch die Fahrt in die belgische Hauptstadt Brüssel zu einer Einführung in die Befugnisse und Aufgaben des Europaparlaments. Dessen Wirken zeigte sich dabei konkret durch die Abwesenheit von Grenzkontrollen, aber durch den Erhalt von Mobilfunk-Tarif-SMS beim Grenzübertritt nach Belgien. "Zwischenrufe gibt es im Parlament praktisch nicht", erläuterte Christoph John vom Besucherdienst des EU-Parlaments während der Führung durch den Plenarsaal eine von vielen Besonderheiten des europäische Demokratiebetriebes. Denn wegen der vielen Amtssprachen der Europäischen Union und den notwendig werdenden Übersetzungen können relativ lange Zeiträume zwischen gesprochenem Wort des Redners und verstandenem Wort der Zuhörer vergehen.

Neben den hochmodernen Parlaments- und Behördengebäuden der EU beeindruckte die deutsch-ungarische Lerngruppe die Brüsseler Innenstadt mit ihren vielen Gassen, die sich entlang des Rathausplatzes erstrecken, und den vielen historischen Gebäuden wie das Rathauses, das Maison du Roi, die Börse und der Königspalast. An den Wochenenden übernahmen die deutschen Gastfamilien die Regie des Programms. Sie zeigten den Gästen die Schönheiten des Rheinlandes und der Eifel. Ob eine Besichtigung des Kölner Doms mit Bummel durch die vielen Einkaufsstraßen der rheinische Metropole, Besuche im Phantasialand oder Ausflüge zum Nürburgring - Langeweile kam bei den Jugendlichen nicht auf.

"Dass Deutsche nicht gut kochen können, ist ein Klischee. Sie leben nicht nur von Wurst und Bier", sind Péter Ditzendy und Márkó Bujdosó voll des Lobes für gastelterliche Kochkünste und sehen geläufige ungarische Vorurteile gegenüber Deutschland nicht bestätigt. Während Timea Urbán noch eine Spur Skepsis erkennen lässt: "In Deutschland ist alles gut, aber ich mag lieber zu Hause wohnen." Gergö Ordás indes würde lieber gleich ganz in Deutschland bleiben. "Wir haben neue Freunde gewonnen", konstatiert Dávid Szegö, und neben den vielen Wissens- und Erkenntnisgewinnen erkennt Péter Ditzendy einen praktischen Sprachvorteil: "Ich lerne Deutsch erst seit einem Jahr, und mein Deutsch ist erheblich besser geworden im Vergleich zu vorher".

"Wir werden nächstes Jahr wieder dabei sein", planen Mihály Nagy und Márkó Bujdosó bereits. Und auch Simon Blum, Niklas Schmitz und Fabio Erken (Jahrgangsstufe 10) sind sich schon sicher: "Wir werden in Kontakt bleiben."

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