Neuer Wissenschafts- und Gewerbepark Keimzelle für grüne Technologien

RHEINBACH/MECKENHEIM · Plötzlich kommt er und will nicht mehr weichen: Einen veritablen Ohrwurm setzt Reimar Molitor vom Verein Region Köln-Bonn den rund 100 Gästen im Campus Klein-Altendorf ins Ohr. Dem Höhnerlied "Wenn nicht jetzt, wann dann" verpasst der Interessenvertreter eine neue klangvolle Titelzeile: "Wenn nicht hier, wo sonst".

 Nicht zum Verzehr, sondern zum Zweck der Forschung baut Agrarwissenschaftler Pablo Rischbeck am Campus Zuckerrüben an.

Nicht zum Verzehr, sondern zum Zweck der Forschung baut Agrarwissenschaftler Pablo Rischbeck am Campus Zuckerrüben an.

Foto: Axel Vogel

Treffender und einprägsamer lässt sich kaum beschreiben, was jetzt im "bio innovation park" Rheinland zwischen Rheinbach und Meckenheim entstehen soll. Im drittgrößten Obstanbaugebiet Deutschlands wächst ein interkommunaler und zudem klimaneutraler Wissenschafts- und Gewerbepark heran. Der Startschuss fällt im Agrohort des Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn - der Keimzelle des gesamten Projekts.

Symbolische Spatenstiche zum neuen Gewerbepark sind freilich noch nicht terminiert - müssen sie auch nicht. Denn der Park kann zum Start auf bestehende Unternehmen und Institutionen zurückgreifen. Bislang zehn regionale Firmen - von zehn sind sieben in Meckenheim ansässig - erhalten jetzt die Möglichkeit des intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausches mit der Uni Bonn, dem Rheinbacher Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und dem "Bioeconomy Science Center" des Forschungszentrums Jülich.

Wie diese Zusammenarbeit aussehen kann, schildert etwa Detert Brinkmann vom Fleischhof Rasting aus Meckenheim. Er erhofft sich Vorteile für sein Unternehmen durch die Nutzung regenerativer Energiequellen für die Kühlung und die Logistik in seinem Unternehmen. Für Stefan Francheschini von der Grafschafter Krautfabrik ist der Park der ideale Nährboden für bioinnovative Ideen, von denen die ganze Region profitieren kann. Dass spätere Spatenstiche in neuen Gewerbeparks nicht ausgeschlossen, sondern gewünscht sind, macht Dirk Schwindenhammer, Wirtschaftsförderer der Stadt Meckenheim, deutlich. Wie Rheinbach verfügt die Apfelstadt noch über sogenannte Entwicklungsareale - Fläche, auf denen künftig Gewerbeansiedlungen möglich sind. Um diese Filetstücke nicht mit Beliebigkeit zu füllen, sei eine thematische Entwicklung eine gute Strategie, findet Schwindenhammer.

Den Businesspark am Sankt Augustiner Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nennt Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler als prosperierendes Exempel der Kooperation von Wissen und Wirtschaft, wie sie nun auch rund um Campus Klein-Altendorf Früchte tragen soll. Der "Rohstoff Wissen", so Tengler, sei das Pfund, mit dem die Region wuchern könne.

Nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis werde das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt Früchte tragen, meint Ralf Pude, Geschäftsführer des Campus Klein-Altendorf und Professor für Agrarwissenschaften. Beispiel: Zunächst wollen sich die Forscher mit der Frage beschäftigen, wie Schnitt- und Rodungsholz für die Gewinnung von Energie aus Biomasse genutzt werden kann. Die Antwort darauf ist interessant für örtliche Obstbaubetriebe und Baumschulen.

Aber auch städtische Wald- und Grünflächen, Privatgärten und Straßenbegleitgrün könnten künftig zur energetischen Nutzung hinzugezogen werden, wie Sophie Schetke von der Uni Bonn berichtet. Die Geschäfte des Parks führt ein Verein, erklärt Brigitte Scholz, Professorin an der Alanus Hochschule Alfter, die am 1. April ihre Arbeit als Geschäftsführerin des Parks aufgenommen hat: "Der Verein ist noch nicht geründet - aber bald."

Das ist der "bio innovation park"

Mit dem "bio innovation park" entsteht zwischen Meckenheim und Rheinbach ein wohl einzigartiger Kompetenz- und Präsentationsraum rund um "Grüne Technologien" - insbesondere in den Disziplinen Landwirtschaft und Gartenbau. Forschung, Entwicklung und Anwendung liegen - auch räumlich - in unmittelbarer Nähe zueinander. Im vereinbarten Projektverbund bekommen die teilnehmenden Unternehmen privilegierten Zugang zu innovativen Technologien noch vor deren Markteinführung, sie profitieren vom gemeinsamen Marketing und können die Projektplattform für neue Partnerschaften und Kooperationen nutzen. Fördermittel in Höhe von bislang insgesamt mehr als 400 000 Euro sind bereits geflossen oder bewilligt. Die aus einer Idee zur Regionale 2010 entstandene Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Dann wollen Unternehmer, Forscher und die Kommunen gucken, ob die Kooperation Früchte getragen hat und das Projekt fortgeführt wird.

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