Schauspiel im Rheinbacher Stadttheater "Helden oder der Pralinésoldat" erntete tosenden Applaus

RHEINBACH · Zunächst scheint alles ganz harmlos: Obgleich aus der Ferne Schüsse zu hören sind, liegt Raina versonnen auf ihrem Bett und nascht Pralinen. Ihre Mutter kommt hinein und berichtet, dass Bulgarien dank einer Heldentat von Rainas Verlobtem Sergius den Krieg gegen Serbien gewonnen habe.

 Unterhaltsam und toll gespielt: "Helden" im Stadttheater.

Unterhaltsam und toll gespielt: "Helden" im Stadttheater.

Foto: Wolfgang Henry

Als Raina wieder allein in ihrem Zimmer ist, stürzt plötzlich ein Soldat vom Balkon aus herein. Der Eindringling ist der Schweizer Bluntschli, ein Berufssoldat, der für die serbische Armee kämpfte. Nun ist er auf der Flucht und Raina versteckt ihn.

Im Rheinbacher Stadttheater war am Donnerstagabend die Kömödie des irisch-britischen Dramatikers George Bernard Shaw (1856-1950) "Helden oder der Pralinésoldat" zu sehen. Der historische Hintergrund des Stückes ist der Krieg zwischen dem Königreich Serbien und dem Fürstentum Bulgarien 1885, aus dem Bulgarien nach der entscheidenden Schlacht bei Sliwnitza siegreich hervorging. Zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Handlung auf der Bühne.

Statt Munition hat Bluntschli, "wie jeder erfahrene Soldat", wie er sagt, Schokolade in den Taschen. Doch da diese gerade aufgebraucht ist, hilft Raina ihm mit Pralinen aus. Bluntschli macht aus seiner Kriegsmüdigkeit keinen Hehl und enttarnt in seiner Schilderung der Schlacht die vermeintliche Heldentat von Sergius als ein gefährliches Don Quijote-Manöver, das nur glückte, weil die Serben nicht die richtige Munition für ihre Kanonen hatten. Mit seiner Klugheit und seinem Charme gewinnt der Schweizer, meisterhaft gespielt von Leo Braune, nicht nur Rainas, sondern auch die Sympathie ihrer Eltern. Der eifersüchtige Sergius fordert Bluntschli zum Duell, zu dem es jedoch nicht kommt, da auffliegt, dass Sergius selbst untreu war und sich in die kokette Magd Louka verliebt hat.

Oberflächlich betrachtet, handelt es sich um ein unterhaltsames Lustspiel, doch Shaws Stück ist zugleich auch eine Satire über ein verklärtes Heldenideal. Bluntschli ist ein nüchterner "Antiheld". Im Gegensatz dazu ist sein Konkurrent Sergius (toll gespielt von Hanno Dinger) ziemlich pathetisch . Er stellt den romantischen Helden dar. In der Rolle der klugen und wagemutigen Tochter eines reichen bulgarischen Majors beweist Henrike Richters ihr Können. Als kecke Magd Louka überzeugt Marie Hiller. Die Vorstellung wurde mit tosendem Applaus belohnt.

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