Stadttheater in Rheinbach Hans-Joachim Heist begeistert mit seinem Heinz-Erhardt-Abend

RHEINBACH · Der Abend beginnt mit einem Lacher. Als Hans-Joachim Heist auf die Bühne kommt, guckt er in den Publikumsraum. "Die haben alle Angst vor mir: Die erste Reihe ist nur mit zwei Leuten besetzt."

 Spaßmacher: Hans-Joachim Heist, vielen bekannt aus der "heute-show", in Rheinbach.

Spaßmacher: Hans-Joachim Heist, vielen bekannt aus der "heute-show", in Rheinbach.

Foto: Henry

Ängstlich allerdings wirken die etwa 150 Besucher des Heinz-Erhardt-Abends mit dem Titel "Noch'n Gedicht" im Rheinbacher Stadttheater nicht.

In einer kurzen Einführung zu Erhardts Leben und Werk erfahren sie, dass der Komiker eigentlich Musik und Komposition am Konservatorium studiert hat. Sogar eine kleine Oper habe er geschrieben. Bekannt geworden sei der 1909 geborene Künstler aber als "Meister der Wortverdrehung".

Heist setzt sich eine Hornbrille auf die Nase - und verwandelt sich in den 1979 gestorbenen Dichter. "Ich heiße nicht nur Heinz Erhardt, sondern auch Sie willkommen!" Er gibt sich tollpatschig und gleichzeitig hintersinnig. Regelmäßig merkt er an "Ich bin wieder ein Schelm heute" und rückt dabei seine große Brille zurecht.

Autobiographische Zeilen Erhardts werden rezitiert: "Der Sommer, wo ich mich gebar, war trocken, sehr trocken. Da liefen sogar die Bäume den Hunden nach." Gedichte und Reime wie "Die Made" oder "Ein Naßhorn und ein Trockenhorn" stehen im Mittelpunkt des Programms. Zum Teil stellt der 65-jährige Schauspieler auch einen aktuellen Bezug zu den humoristischen Texten her.

Etwa zum Thema Fußball-WM: "44 Beine rasen durch die Gegend ohne Ziel. Und weil sie so rasen müssen, nennt man das auch Rasenspiel." Lacher provoziert er auch mit einem Gedicht über Zeus, der Europa entführt: "Erst zierte sich das Mädchen sehr, dann weniger, dann wieder mehr - da wurde es selbst Zeus ganz klar, wie uneinig Europa war!"

Der Schauspieler plaudert in Erhardt-Manier mit dem Publikum: "Haben Sie noch ein bisschen Zeit mitgebracht? Ich hätte da noch ein paar Gedichte!" Bekannt geworden ist Hans-Joachim Heist durch die Rolle des Gernot Hassknecht in der ZDF-Satire-Sendung "heute-show". In der Rolle des schimpfenden und schreienden Fernsehkommentators geht er auch auf Tournee. Titel: "Das Hassknecht-Prinzip - In zwölf Schritten zum Choleriker".

Mit seinem Heinz-Erhardt-Programm zeigt er sich nun von einer ganz anderen Seite. Die Zuschauer im Stadttheater begeistert er mit seiner Imitation des Kultdichters. Katharina Zimmermann (66) kommentiert: "Heinz Erhardt lebt noch. Zumindest zu 99,9 Prozent." Sie hat den Komiker als Kind noch live erlebt und kennt einige der Texte sogar auswendig.

"Heist gefällt uns hier besser als in seiner Rolle als Giftzwerg in der heute-show", meint sie. Ein 33 Jahre alter Zuschauer sieht das ähnlich. "Der Abend ist sehr nett. Hans-Joachim Heist trifft Erhardt in Mimik und Gestik sehr gut, das macht es so authentisch." Falls jemand im Zuschauerraum wirklich Angst hatte - spätestens bei Heists Schlussworten wird sie sich wohl zerstreut haben: "Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer, fröhliche Weihnachen und ein gutes neues Jahr!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort