Hinweise nach JVA-Ausbruch Internationaler Haftbefehl - Fahndung läuft europaweit

RHEINBACH · Der aus der Haftanstalt Rheinbach entkommene Mörder ist weiter auf der Flucht. Die Fahndung läuft inzwischen europaweit. Detlef W. wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Bei der Polizei gingen bisher 20 Hinweise ein.

Die Bonner Polizei weitet ihre Fahndung nach dem Rheinbacher Häftling aus, der am Dienstag aus der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt (JVA) geflohen ist. Gegen Detlef W. liegt ein internationaler Haftbefehl vor.

Die Fahndung ist nicht mehr auf den Bonner Raum beschränkt, sondern wurde europaweit ausgeweitet. Sämtliche Polizeidienststellen wurden informiert. Schwerpunkt der Fahndung sei der Kölner Raum, da der Flüchtige dort früher gelebt habe. Mögliche Anlaufstellen würden dort im Auge behalten werden.

Bisher hat die Polizei rund 20 Hinweise aus der Bevölkerung erhalten, konkrete Hinweise würden aber noch fehlen. Sowohl Polizei als auch Anstaltsleitung prüfen zudem, wie es zu dem Ausbruch kommen konnte und ob Mithäftlinge oder gar Bedienstete bei der Flucht behilflich waren.

Ein Herzschlagdetektor an der Fahrzeugschleuse, der zur Überprüfung von Fahrzeugen verwendet wird, ist laut Anstaltsleitung nicht zum Einsatz gekommen. Das Gerät wird verwendet, um Personen aufzuspüren, die sich in Fahrzeugen versteckt halten. Der Herzschlagdetektor werde nur für größere Fahrzeugen wie LKW verwendet, für kleinere Fahrzeuge hingegen nicht. Anstaltsleiter Heinz-Jürgen Binnenbruck, äußerte sich tief betroffen über den Ausbruch. „Ich hoffe, dass niemand zu Schaden kommt“, sagte er. Binnenbruck ist seit 2004 Anstaltsleiter der JVA Rheinbach. Der gestrige Ausbruch ist der erste in seiner Amtszeit.

Dem Strafgefangenen Detlef W., der wegen Mordes an einer Kölner Millionärin seit 2008 eine lebenslange Haftstrafe verbüßt, gelang am Dienstag eine spektakuläre Flucht aus der JVA Rheinbach.

Wie Anstaltsleiter Heinz-Jürgen Binnenbruck mitteilte, hatte sich der 43-Jährige am Dienstagvormittag in einer Gitterbox mit Holzabfällen aus dem Gefängnis geschmuggelt.

Bislang habe man keine Hinweise auf eventuelle Mittäter gefunden, sagte Polizeisprecher Robert Scholten. Ungeachtet umfangreicher Fahndungsmaßnahmen ist der Schwerverbrecher weiterhin auf der Flucht.

Nach den bisherigen Erkenntnissen hatte die Flucht wohl in der Anstaltsschreinerei der JVA, in der Witte arbeitete, begonnen. Von dort werden laut Polizei Holzabfälle mit einem Trecker nebst Anhänger zu einem holzverarbeitenden Betrieb gebracht, um verheizt zu werden.

Auf dem Anhänger befinden sich jeweils mehrere Gitterboxen. Am Mittwoch hatte dann jener Vollzugsbeamte Alarm geschlagen, der den Traktor gefahren hatte: "Ihm war beim Erreichen des holzverarbeitenden Unternehmens aufgefallen, dass eine Box nur zur Hälfte gefüllt war", wusste Polizeisprecher Scholten zu berichten.

Zeitgleich sei aber auch in der Schreinerei das Fehlen des Gefangenen bemerkt worden, ergänzte Anstaltsleiter Binnenbruck. Offen blieb am Dienstag allerdings die Frage, ob das Gespann mit den Holzabfällen vor dem Verlassen der JVA durchsucht oder überprüft worden war.

Eine sofort eingeleitete Großfahndung der Polizei, an der sich auch Suchhunde und ein Hubschrauber beteiligten, blieb bis bisher ohne Erfolg. Allein einen Overall, den der Geflohene wohl in der JVA getragen hatte, entdeckten Einsatzkräfte am noch am Dienstag in einem Bauschuttcontainer im Gewerbegebiet an der Industriestraße.

Völlig verdutzt angesichts des Polizeiaufgebots reagierten Mitarbeiter eines Betriebes, der sich auf den Service für Öltanks spezialisiert hat, und an dessen Firmeneinfahrt der Container steht.

"Hier trafen gegen 16 Uhr gleich von zwei Seiten Bereitschaftspolizisten ein, die das umliegende Gelände abgesucht hatten", sagte ein 54-Jähriger. Rasch hätten sich die Beamten auf den Container konzentriert, ergänzte ein 43-jähriger Mitarbeiter des Unternehmens: "Bleiben Sie von dem Container weg!", sei er von Polizisten ermahnt worden.

Als die laut Zeugen rund 50 Polizisten nach rund einer Stunde wieder abrückten, kritisierte ein 40-Jähriger, der an der Industriestraße wohnt: "Ich hätte mir gewünscht, dass auch das Firmengelände abgesucht wird, vor dem der Container steht. So fühle ich mich unsicher."

Die Polizei fahndet nun nach Detlef W.,

  • der 1,79 Meter groß ist
  • 86 Kilogramm wiegt
  • blaue Augen
  • helles Haar
  • eine athletische Figur hat.

Zudem ist der Gesuchte vermutlich Brillenträger und hat einen Drachen auf den linken Oberarm tätowiert. Hinweise sind unter Telefon 110 oder 0228/150 erwünscht.

Da der entflohene Sträfling wegen einer "erheblichen Gewalttat" eingesessen hat, mahnt Polizeisprecher Scholten prinzipiell "zu Aufmerksamkeit und Vorsicht".

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