Rheinbach-Merzbach Großer Andrang bei Infoabend zum Thema Gülle

RHEINBACH-MERZBACH · Wenn es stinkt, schlagen die Emotionen hohe Wellen. Wenn es um das Thema Gülle geht, wird es schwierig mit der Toleranz. Denn dann geht es nicht nur um "Gestank", dann geht es auch um Ängste und Sorgen um die Gesundheit von Mensch und Natur, Trinkwasser und Böden.

 Ein Landwirt spritzt Gülle auf ein Feld. Der Gestank sorgt immer wieder für Diskussionen.

Ein Landwirt spritzt Gülle auf ein Feld. Der Gestank sorgt immer wieder für Diskussionen.

Foto: dpa (Symbolbild)

Das zeigte sich auch beim "Informationsgespräch zur Zukunft der Landwirtschaft in unserer Region", zu dem Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz und Karl-Heinz Kerstholt, Ortsvorsteher von Neukirchen-Merzbach, am Dienstagabend in den "Merzbacher Hof" eingeladen hatten.

Bewusst hatten sie den Begriff "Gülle" in der Einladung vermieden, so Kerstholt. Denn die Veranstaltung sollte kein "Tribunal" werden, an dem die Landwirte an den Pranger gestellt werden. Das Ziel brachte Raetz so auf den Punkt: "Wir müssen zu einem guten Miteinander kommen." Wichtig sei es vor allem, dass die Bürger merken, dass sie mit ihren Ängsten ernst genommen werden, so Kerstholt, der sich vom enormen Andrang der Bürger, knapp 100 waren gekommen, im viel zu kleinen Saal überrascht zeigte.

Anwesend waren Bürger und Landwirte aus den Rheinbacher Ortschaften, aber auch aus Euskirchen und Swisttal. Wichtigstes Fazit: Die Veranstaltung soll keine Eintagsfliege bleiben. In zwei bis drei Wochen lädt Ortsvorsteher Kerstholt Bürger und Landwirte aus Neukirchen-Merzbach zum Dialog am "Runden Tisch".

Gemeinsam soll überlegt werden, wie "Bürger und Landwirte in Frieden miteinander leben" können. Denkbar seien freiwillige Gewässerkontrollen, so Kerstholt, oder auch eine Art "Sofort-Telefon" bei Gestank. Auch bei den Landwirten sei große Sensibilität vorhanden, sie wollten weder ihre Existenz noch ihren Ruf aufs Spiel setzen, sagte Raetz. So hatte das Landwirtpaar Monika und Peter Honert vor Kurzem zu einem Ortstermin auf dem Hof Honert eingeladen, zu dem rund 50 Merzbacher kamen.

Franz Josef Schockemöhle von der Landwirtschaftskammer erläuterte auf dem Infoabend, dass es für das Ausbringen der "Wirtschaftsdünger" regional unterschiedliche Sperrfristen gebe. Im Rhein-Sieg-Kreis dürfe wieder ab 1. Februar gedüngt werden. Gerade an den beiden Vortagen seien Beschwerden eingegangen. Allerdings: Jenseits der Grenze auf Euskirchener Gebiet sei das Düngen jetzt schon korrekt. Nicht gedüngt werden dürfe zwischen 23 und 5 Uhr.

Zweifeln von Bürgern, ob die Kammer den eigenen Berufsstand objektiv prüfen könne, hielt Schockemöhle entgegen: "Wir sind keine Lobby. Wir sind eine Behörde. Ich handele als Landesbeauftragter und bin nur dem Minister unterstellt." Schockemöhle verwahrte sich gegen die Mutmaßung, seine Dienststelle habe den Namen einer Beschwerdeführerin aus Merzbach an einen Landwirt weitergegeben. Namen würden nicht preisgegeben.

Besonders emotional wurde es beim Thema niederländischer Kennzeichen auf landwirtschaftlichen Fahrzeugen. "Wo gelbes Nummernschild draufklebt, ist nicht immer Wirtschaftsdünger aus den Niederlanden drin", so Schockemöhle. Ein Landwirt dazu: "Ich behaupte, hier ist noch nie Wirtschaftsdünger aus den Niederlanden hingekommen. Und es sind auch keine Klärschlämme ausgebracht worden."

Zur Frage nach Messergebnissen gerade an "tiefen Stellen" in der hügeligen Landschaft erklärte Schockemöhle, es seien "keine Überschreitungen von irgendwelchen Parametern" festgestellt worden. Ob an der Grundschule in Merzbach schon einmal gemessen worden sei, will Raetz klären. Unbeantwortet blieb die Frage, ob eine bestimmte Firma, eine Art Tierverwertung, mit gemahlenen Knochen versetzten Dünger ausgebracht habe. Diese Frage dürfe er nicht öffentlich beantworten, so Schockemöhle, aber gegenüber einer Behörde würde er das tun.

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