Verein in Rheinbach Gnadenhof Anna steht kurz vor dem Aus

Rheinbach · Mehr als 25.000 Euro Tierarztkosten treiben Heike Schneider und ihren Rheinbacher Verein in den finanziellen Ruin.

 Heike Schneider beim Füttern der Hühner mit ihrer Hündin Kira.

Heike Schneider beim Füttern der Hühner mit ihrer Hündin Kira.

Foto: GA

Kira ist ein Belgischer Schäferhund und leidet an Hüftdysplasie (HD), einer Fehlentwicklung des Hüftgelenks. Heike Schneider, Gründerin des Gnadenhofs Anna, hat sie bei sich aufgenommen, als der Besitzer damit drohte, die kranke Hündin auszusetzen. Solche Fälle sind für Schneider schon lange keine Seltenheit mehr.

Mit 86 notleidenden Tieren hat Heike Schneider vor vier Jahren den Tierschutzverein Gnadenhof Anna, der 14 Mitglieder zählt, in Rheinbach-Neukirchen gegründet. Die ehemalige Einrichtungsberaterin und Taxifahrerin widmet sich nun als Tierschützerin voll und ganz ihren Tieren. Mittlerweile kümmert sich die 48-Jährige um mehr als 200 Tiere und gerät an ihre finanziellen Grenzen. "Unser Verein steht kurz vor dem Aus. Wenn es so weitergeht, müssen wir bald schließen", erzählt die Vereinsvorsitzende.

Mehr als 25.000 Euro Tierarztkosten haben sie und ihr Mann, Bernd Schneider, in diesem Jahr schon stemmen müssen. Mindestens 2700 Euro würden noch hinzu kommen. Zusätzlich entstehen Kastrationskosten für Freigänger-Katzen, die Heike Schneider auf eigene Faust zum Tierarzt bringt und kastrieren lässt. Da es in Rheinbach keine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen gibt, können sich diese ungebremst fortpflanzen.

In Bonn ist die Kastrationspflicht bereits durchgesetzt worden. Seit Juli müssen alle Freigänger-Katzen, sobald sie fünf Monate alt sind, durch einen Tierarzt kastriert und mit einer Tätowierung oder einem Mikrochip gekennzeichnet werden. So sind sie einem Besitzer zuzuordnen und können nicht zur Vermehrung wild lebender Katzen beitragen. "Denn die verwahrlosen häufig und erkranken dann", meint Heike Schneider. So war es auch bei Katze Püppi, die ihren Namen aufgrund ihres puppenhaften Gesichts trägt. Die rührige Tierschützerin fand sie schwer krank und fast verhungert.

Medizin für 255 Euro benötigt Püppi im Monat, damit ihre Erkrankung an Schilddrüse und Nieren behandelt werden kann. Schneider hofft deshalb auch für Rheinbach auf eine Kastrationspflicht: "Zurzeit müssen mein Mann und ich zusätzlich Geld in die Kastration stecken, sonst ist das Übel nächstes Jahr noch größer." Etwa 730 Euro Kastrationskosten hat sie 2012 schon ausgeben müssen, wie Rechnungen belegen. Dabei hat sie mit der Versorgung ihrer Tiere schon genug zu tun.

Auf 1000 Quadratmetern Grundstück leben 20 Katzen, sechs Gänse, 14 Enten, 36 Hühner, 22 Meerschweinchen, 18 Kaninchen, fünf Schildkröten und vier Hunde. Auf einer Weide in der Nähe des Hofs sind zudem 21 Ziegen untergebracht. Zusätzlich betreut das Ehepaar mehr als 100 Katzen, die nicht auf ihrem Hof leben. Abzugeben hat Heike Schneider derzeit Katzen in jedem Alter, Kaninchen und Meerschweinchen in Freihaltung sowie Hähne.

Obwohl der Gnadenhof schon lange ausgelastet ist, werden immer noch Tiere aufgenommen, die sonst ihrem eigenen Schicksal überlassen wären. "Gnadenhöfe sind eigentlich für alte, kranke Tiere gedacht und nicht für Tiere, auf die man keine Lust mehr hat", betont Schneider. Finanzielle Unterstützung erhält sie kaum. "Aufgrund unseres beschränkten Haushaltes, können wir leider keine Unterstützung bieten", bestätigt Rita Lorenz, Pressereferentin des Rhein-Sieg-Kreises.

Das Tierheim Troisdorf, das Tiere aus dem rechts- und linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis aufnimmt, erhalte eine kleine finanzielle Unterstützung, so Dagmar Horst, Mitarbeiterin im Tierheim Troisdorf. Das Ausmaß einer Schließung des Gnadenhofs mag sich Schneider kaum vorstellen: "Wenn wir überleben wollen, brauchen wir dringend Hilfe. Wir sind jedem Unterstützer unendlich dankbar."

Weitere Infos zum Gnadenhof Anna gibt es unter der Rufnummer 02226/905777 oder im Internet auf www.gnadenhof-anna.com

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