Rheinbacher Glaskunstpreis Glaskunstpreis bleibt in Rheinbach

RHEINBACH · Der achte Internationale Rheinbacher Glaskunstpreis, der am Samstag in einer stimmungsvollen Feier verliehen wurde, stand ganz im Zeichen der Frauen. Siegerin ist Tanja Niemann aus Rheinbach mit ihrer Arbeit "Verbindung".

 Verleihung des achten Internationalen Glastkunstpreises in Rheinbach: Der erste Preis ging Tanja Niemann (M.), den zweiten Platz belegt Christina Kargl (3. von links). Der Publikumspreis ging an Maja Schrattenthaler.

Verleihung des achten Internationalen Glastkunstpreises in Rheinbach: Der erste Preis ging Tanja Niemann (M.), den zweiten Platz belegt Christina Kargl (3. von links). Der Publikumspreis ging an Maja Schrattenthaler.

Foto: Axel Vogel

Sie setzte sich mit ihrem Werk gegen 38 weitere eingereichte Schülerarbeiten von neun europäischen Glasfachschulen durch. Die Arbeit zeigt das Profil eines Gesichtes, gefertigt mit den Techniken Fusing, Biegen, Sandstrahl und UV-Verklebung. Die Jury befand, dass die Schülerin des staatlichen Berufskollegs durch "künstlerischen Ausdruck und Poesie überzeugte". Und: "Für die inhaltliche Vielschichtigkeit wurden ausgesprochen glasadäquate Umsetzungsformen gefunden." Tanja Niemann darf sich über 1000 Euro Preisgeld freuen.

Den zweiten, mit 750 Euro dotierten Preis erhielt Christina Kargl aus der Glasfachschule Zwiesel für "Bowls of Nature", drei Schalen in Rot, Blau und Gold in Facettenschliff, Hohlschliff, Battuto-Technik und Mattierungstechniken. Die Jury ordnete sie eher dem Design- als dem Kunstbereich zu und ließ sich "durch hohe handwerkliche Qualität und ein tiefgreifendes Verständnis des Materials" überzeugen.

Das gilt auch für den mit 500 Euro dotierten dritten Preis: Barbora Panochavás Sake-Service, eine filigrane Karaffe und Schälchen. Bei der Schülerin aus Kamenicky Senov (Steinschönau) in Tschechien lobte die Jury Feinheit und Qualität der Emailmalerei.

Für experimentelle Ansätze belobigte die Jury Sandra Antonia Stangier aus Rheinbach ("Durchblick"/Pate de Verre), Xenia Kuruschina ebenfalls aus Rheinbach ("WeltUm") und Markus Marschmann aus Zwiesel ("Out of Order"). Der Publikumspreis ging an Maja Schrattenthaler aus Kramsach/Österreich (siehe Interview). In der Jury saßen Expertinnen und Experten aus Finnland, Dänemark, Frankreich, Deutschland und Tschechien.

Der Moderator des Abends, Rheinbachs Vizebürgermeister Klaus Wehage, hob den internationalen Charakter der Preisverleihung hervor. Sie sei fester Bestandteil der Szene. Für die Schirmherrin, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, würdigte Thomas Lindner die "große Kunst, die hier präsentiert wird". Er zog angesichts des Flüchtlingszustroms geschichtliche Parallelen. Nach dem Krieg seien es Zuwanderer aus dem Sudetenland gewesen, die ihre Kenntnisse rund ums Glas nach Rheinbach brachten. Deren Integration sei gelungen, wie der heutige Ruf der Stadt zeige.

Ruth Fabritius, Fachgebietsleiterin Kultur in Rheinbach, bescheinigte allen Teilnehmern eine "starke Energie". Sie ging auf den kulturellen Umbruch ein, den die Digitalisierung mit sich bringt. Offenbar führe die Entwicklung aus der "Galaxis Gutenbergs" heraus. Im "globalen Dorf" rege sich aber dennoch die Sehnsucht nach Authentizität, Geborgenheit und Entschleunigung.

Die Kunst im elektronischen Zeitalter befriedige dieses Bedürfnis. Sie dankte dem Team des Glasmuseums für dessen Engagement und hoffte, "dass der Glaskunstpreis 2017 mit Pauken und Trompeten weitergeht". Schüler des Berufskollegs referierten dessen Geschichte und internationale Verflechtung. Mit Blues und Jazz-Stücken zauberte der Leiter der Musikschule, Claus Kratzenberg, eine entspannte Abendstimmung dazu. Er begleitete am Keyboard den Posaunisten Arved Finke und Tobias Groß an der Trompete.

Kurz gefragt

Maja Schrattenthaler von der Glasfachschule Kramsach in Österreich hat mit "Naur amlung dagnir" (Feuerdrachentöter) den Publikumspreis gewonnen. Geformt hat sie Rüstungsteile und Drachenschwanz aus gefustem, vollverschmolzenem, bepulvertem und gebogenem Glas, mit Leder ausgekleidet; ein Edelstahlschwert mit Waterjet ausgeschnitten, eingelegt in Glas; Schliff, Kuglerei. Mit Schrattenthaler sprach Edgar Auth.

Wie sind Sie auf Thema und auf die Materialauswahl gekommen?
Maja Schrattenthaler: Ich habe mich schon immer für Rüstungen interessiert, weil sie kleidsam sind und aus dem Bereich Fantasy. Rüstungen sind teuer und so bin ich dann auf die Idee gekommen, mir selbst eine zu bauen. Weil mein Fachgebiet Glas ist, habe ich mich entschlossen, sie aus Glas zu machen. Mein Lehrer meinte, dass ich bei diesem Wettbewerb mitmachen könnte mit meiner Glasrüstung. Ich habe dann auf den Wettbewerb hin die Rüstung fertiggemacht, hauptsächlich in der Freizeit. Zu den Farben: Weil man bei Drachen meistens an einen grünen Drachen denkt, ist der Drachenschwanz grün. Und schwarz weiß rot ist am kleidsamsten.

Wie weit sind Sie mit Ihrem Studium?
Schrattenthaler : Ich bin im letzten Jahr und mache jetzt die Matura, das ist dem Abitur vergleichbar. Danach möchte ich Kunst studieren.

Was möchten Sie werden? Soll es etwas mit Glas sein?
Schrattenthaler: Ja, genau. Ich wäre gerne Lehrer an der Glasfachschule.

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