Stefan Bollmann Germanist ist "Zu Gast auf dem Sofa"

RHEINBACH · Viele wissen, dass Marilyn Monroe eine Frau mit einer kaum fassbaren erotischen Ausstrahlung war. Daran hat auch der frühe Tod der platinblonden Schauspielerin und Sängerin nichts geändert. Dass MM aber auch eine passionierte Leserin guter Bücher war und eines ihrer Lieblingsschmöker der "Ulysses" von James Joyce, gilt dagegen eher als Geheimnis.

 Der Autor Stefan Bollmann ist heute in Rheinbach "Zu Gast auf dem Sofa".

Der Autor Stefan Bollmann ist heute in Rheinbach "Zu Gast auf dem Sofa".

Foto: MUKHERJEE

Eine überraschend andere - nämlich eine weibliche - Geschichte des Lesens, schildert der Lektor, Autor und Herausgeber Stefan Bollmann. Dabei liest er aktuellen Lesephänomen wie dem Überraschungserfolg "Shades of Grey" ganz schön mächtig die Leviten. Heute, um 19.30 Uhr, ist der literarische Frauenversteher "Zu Gast auf dem Sofa" in der Rheinbacher Hochschul- und Kreisbibliothek.

Auf 444 Seiten schildert der promovierte Germanist, der auf Einladung des General-Anzeigers, der Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg und der Rheinbacher Buchhandlung Kayser in die Glasstadt kommt, aus seinem jüngsten Werk "Frauen und Bücher" eine "Leidenschaft mit Folgen", wie es um Subtitel des Werkes heißt.

Die Zeit, als das Lesen weiblich wurde, beginnt um 1750, wie Bollmann bewies: Seinerzeit erfand Studienabbrecher Friedrich Gottlieb Klopstock die Dichterlesung, als er einer Schar junger Frauen seine Oden vortrug und dafür Küsse kassierte. Bis in die Gegenwart hinein beleuchtet er die Geschichte der bis ins 18. Jahrhundert männlichen, mit Tradition, Gelehrsamkeit und Religion verbundenen Lebensform, die heute restlos weiblich daher komme. Dabei unternimmt der in München lebende Autor alles, um sich und seine Darstellung von Klischees, Schubladen und Vorurteilen fernzuhalten.

"Ich lese nie Romane, ich habe Besseres zu tun", lässt etwa Jane Austen Anfang des 19. Jahrhunderts ausgerechnet einen Mann in einem ihrer Romane sagen. Besonders amüsant kommt Bollmanns Betrachtung der Gegenwart daher - vor allem im Licht der Sadomaso-Bestseller aus der "Shades of Grey"-Reihe.

Er hat sich einen Spaß daraus gemacht, zu zählen, mit welcher Häufigkeit bestimmte Wendungen und Wörter auftauchen. So werde alleine im ersten Band an 94 Stellen gestöhnt - und zwar wahlweise mit rauer Stimme, in verzweifeltem Staunen, kaum hörbar, erregt oder auch atemlos.

Somit entzaubert der heutige "Gast auf dem Sofa" den Mythos des weltweiten Leseerfolgs, ohne sich Plattitüden hinzugeben. So gelingt Bollmann die überraschend andere Geschichte des Lesens.

Karten gibt es für 8, ermäßigt 4 Euro in der Buchhandlung Kayser in Rheinbach, den Hochschul- und Kreisbibliotheken Rheinbach, von-Liebig-Straße 20, und Sankt Augustin, Grantham-Allee 20, oder an der Abendkasse.

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