Aktion Feuerwehr Rheinbach weist auf zugeparkte Rettungswege hin

RHEINBACH · Im Schritttempo fährt Löschfahrzeug 20 an parkenden Autos entlang durch die Lortzinger Straße, und dann geht gar nichts mehr: Sowohl rechts als auch links entlang der Fahrbahn parken Autos.

 Kein Durchkommen: Am Münstergäßchen geht nichts mehr, ein unerlaubt abgestelltes Auto versperrt dem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr die Einfahrt.

Kein Durchkommen: Am Münstergäßchen geht nichts mehr, ein unerlaubt abgestelltes Auto versperrt dem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr die Einfahrt.

Foto: Roland Kohls

Ein Durchkommen ist für das 2,50 Meter breite Einsatzfahrzeug trotz der Fahrkünste von Christian Schlenker nicht möglich. Die gesamte achtköpfige Besatzung samt Brandmeister Ralf Müller, stellvertretender Löschgruppenführer des Löschzuges I, muss aussteigen und auf Verdacht an allen umliegenden Häuser klingeln, bis der Besitzer eines der beiden Hindernisse ermittelt ist und sein Fahrzeug wegfährt.

Glücklicherweise stehen die Feuerwehrleute gerade nicht unter Zeitdruck und kein Menschenleben steht auf dem Spiel: "Freie Fahrt der Feuerwehr" heißt die Aktion des Rhein-Sieg-Kreises, an der sich am Montagabend auch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Rheinbach beteiligte.

Unter der Regie von Feuerwehrleiter Laurenz Kreuser rückten 13 Großfahrzeuge aus, um im ganzen Stadtgebiet inklusive der Ortschaften Störungen des Verkehrsflusses durch unbedachtes Parken und ordnungswidriges Abstellen zu registrieren und die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren.

Mit Wurfzetteln markierten die Feuerwehrleute, teils unterstützt von Ordnungsamt und Polizei, all jene Fahrzeuge, die weniger als 3,05 Meter Straßenrestbreite freiließen oder im Kurven- und Kreuzungsbereich die Fünf-Meter-Abstandsgrenze nicht einhielten. Eine Sanduhr auf den Flyern versinnbildlicht, worum es bei der Aktion geht: "Im Einsatz zählt jede Minute. Wenn wir zu spät kommen, hat das unter Umständen fatale Folgen", erklärte Kreuser.

Viele Bürger zeigten sich kooperativ. Teils ernteten die Feuerwehrleute aber auch harsche Reaktionen bis hin zum "Stinkefinger". Und mancher herbeieilende Fahrzeughalter wollte lediglich wissen, ob es sich bei dem Wurfzettel um ein zahlungspflichtiges Knöllchen handelt. "Wir wollen nicht die Kassen der Stadt füllen, sondern für ein wichtiges Thema sensibilisieren, das jeden jederzeit betreffen kann", betonte Kreuser.

Und dafür zeigten sich die meisten Anwohner empfänglich, bedankten sich im Einzelfall sogar später telefonisch. "Meist hat man als Autofahrer beim Parken nur die Durchlässigkeit für andere Pkw im Blick. Die Rettungswege erfordern aber breitere Freiflächen", war die Erkenntnis eines Parksünders.

"Zur Not muss man ganze Pkw mit Manneskraft versetzen, aber das kostet natürlich wertvolle Zeit", sagte Feuerwehrmann Stefan Dentzer, der im Löschfahrzeug 20 in der Kernstadt rund um die Feuerwache mitfuhr. Teils hatte der Wagen freie Fahrt, teils windete er sich in Stop-and-go-Manier um so manchen "Hindernisparcours". Manchmal ist die Durchfahrt schon aus baulicher Sicht versperrt. Der Lisztweg etwa ist zu schmal für ein Löschfahrzeug.

"Da kommen wir dann im Notfall zu Fuß ran - aber auch das kostet Zeit", so Dentzer. "Ältere Wohngebiete mit schmalen Straßen sind für uns problematisch. Auch diese Störungen aufgrund straßenbaulicher Gegebenheiten erfassen wir in der Aktion", ergänzte Kreuser. Zudem nutzte die Feuerwehr Rheinbach die Gelegenheit für eine Funk- und Stabsübung wie im Großschadensfall, um das neue digitale Funknetz einzuführen.

Insgesamt trafen die Einsatzfahrzeuge auf 18 Stellen, an denen kein Durchkommen war. Des Weiteren dokumentierten die Feuerwehrleute eine Fülle solcher Stellen, an denen Mindestabstände nicht gewahrt wurden. Einmal war eine Feuerwehrzufahrt zugeparkt, anderswo die Hydranten. "Wir arbeiten das nach und fahren besondere Stellen mit dem Ordnungsamt noch mal ab", kündigte Kreuser an. Noch bis zum kommenden Freitag beteiligen sich verschiedene Kommunen an der kreisweiten Aktion.

Die dreistesten Ausreden

  • "Das Auto gehört mir nicht, ich habe nur die Schlüssel."
  • "Ich habe nur ausnahmsweise hier geparkt." (Die betreffende Person wurde dann bei der nächsten Runde der Feuerwehr wieder an derselben Stelle gesichtet.)
  • "Hier passiert doch sowieso kein Notfall."
  • "Tja, einen anderen Parkplatz in der Nähe gibt es nun mal nicht."
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