Männergesangverein Wormersdorf Festprogramm beginnt am kommenden Sonntag

RHEINBACH · "Wenn das Gewölbe widerschallt, fühlt man erst recht des Basses Grundgewalt." Das stellte schon vor mehr als 200 Jahren Johann Wolfgang von Goethe fest. Eine Aussage, die der Männergesangverein Wormersdorf 1879 sich auf die Fahnen schreiben könnte.

 Chorprobe mit Bürgermeister: Stefan Raetz (2. v. r.) hat die Schirmherrschaft für das Festprogramm zum 135-jährigen Bestehen des Männergesangvereins Wormersdorf übernommen.

Chorprobe mit Bürgermeister: Stefan Raetz (2. v. r.) hat die Schirmherrschaft für das Festprogramm zum 135-jährigen Bestehen des Männergesangvereins Wormersdorf übernommen.

Foto: Henry

Denn aus Überzeugung ist der älteste Verein der Rheinbacher Ortsgemeinde bisher ein reiner Männerchor geblieben. "Nicht weil wir Frauen nicht mögen - im Gegenteil -, sondern weil wir der Meinung sind, dass ein Männerchor einfach anders klingt", erläutert Schriftführer Hans-Georg Paffenholz. Der 66-jährige gebürtige Wormersdorfer ist seit sechs Jahren Mitglied des MGV und stolz auf dessen lange Geschichte: Ende März wird der Gesangverein 135 Jahre alt.

Und das soll natürlich gefeiert werden. Bürgermeister Stefan Raetz hat die Schirmherrschaft für das Festprogramm übernommen. Den Auftakt bildet eine Festmesse am Sonntag, 30. April, in der der MGV die "Deutsche Messe" von Franz Schubert singt.

Besonderer Besuch steht am nachfolgenden Wochenende an: Den "Zauber großer Stimmen" möchte der Gesangverein dann in die Wormersdorfer Sporthalle bringen. Dort treten am Samstag, 5. April, die Mainzer Hofsänger, bekannt aus dem dortigen Karneval, auf. An gleicher Stelle steht tags darauf ein großes Freundschaftssingen an, bei dem mehr als 200 Sänger befreundeter Vereine die Vielfalt des Chorgesangs demonstrieren.

Rund 100 inaktive, jedoch nur 20 aktive Sänger zählt der MGV heute. "Wir haben, wie andere Vereine auch, Schwierigkeiten, Nachwuchs zu bekommen. Unser Jüngster ist 60 Jahre alt", sagt Paffenholz. Das war in den Anfängen 1879 anders. Am 26. März erfolgte die Eintragung des "Wormersdorfer Gesangvereins" im Rheinbacher Bürgermeisteramt.

Am 5. April war diese amtlich. Wilhelm Wolber hieß der erste Präsident, Theodor Kleuver als Organist war der erste Dirigent. Die Vereinssatzung, die noch heute gilt, legte fest, dass der Verein "nicht aufgelöst werden kann, solange noch fünf Mitglieder vorhanden sind". Probleme, Mitglieder zu finden, hatte der Verein in den ersten Jahrzehnten keine.

Im Gegenteil: Mittels Ballotage, einer geheimen Abstimmung durch die verdeckte Abgabe verschiedenfarbiger Kugeln, entschieden die Sänger über die Aufnahme eines Neu-Mitgliedes. Manchen der Neuen reizte jedoch nicht immer das Singen, sondern auch schon mal die Kneipe von nebenan. Zehn Pfennig Strafe für das Fehlen bei der Chorprobe und 25 Pfennig bei früherem Verlassen der Probe sollten die Sänger bei der Stange halten.

Dass der Gesangverein mit der Ortsgemeinde fest verwurzelt war und ist, zeigte auch schon das 50-jährige Stiftungsfest 1929. "Ganz Wormersdorf hatte sich geschmückt. Fahne reihte sich an Fahne. Triumphbögen waren aufgeschlagen", so stand es damals schon im General-Anzeiger. Mancher der Einheimischen erinnert sich noch an das Jubiläumsfest am 4. Juli 1954, dem Tag des Wunders von Bern bei der Fußball-Weltmeisterschaft. So der damals zehnjährige Paul Kleefuß, der im Festzug mitlief und ein immer schnelleres Tempo feststellte, je näher der Anstoß rückte.

Heute ist der Verein froh über jeden Sänger, der dazu kommt und hofft auf Zuwächse. Für Paffenholz, der wie er selbst sagt "eigentlich ein alter Rock'n'Roller" ist, war Chorgesang früher nicht denkbar. Inzwischen schwärmt er: "Es gibt nichts Entspannteres als Chorprobe. Man ist regelrecht tiefenentspannt." Ein bisschen Aufregung steht jetzt natürlich schon an. Aber vor allem freuen sich Paffenholz, ebenso wie der erste Vorsitzende Dieter Coellejan, nun auf die Feierlichkeiten.

Das Festprogramm

Sonntag, 30.März, 11 Uhr, Heilige Messe mit "Deutscher Messe" und anschließender Gründungsfeier im Pfarrheim; Samstag, 5. April, 19.30 Uhr, Konzert mit Mainzer Hofsängern, Sporthalle, Wormersdorfer Straße 39, Einlass: 18.30 Uhr, Karten im Vorverkauf 19 Euro, Abendkasse 20 Euro; Sonntag, 6. April, 13.30 Uhr, Freundschaftssingen, Sporthalle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort