CDU in Rheinbach Elmar Theveßen spicht beim Herbstempfang

RHEINBACH · Zu ihrem traditionellen Herbstempfang hatten der Stadtverband und die Ratsfraktion der CDU Rheinbach am Tag der Deutschen Einheit eingeladen. Im Ratssaal im Himmeroder Hof begrüßten sie einen prominenten Gastredner: Elmar Theveßen, stellvertretender Chefredakteur des ZDF, sprach zum Thema "Islamistischer Terror oder Kampf der Kulturen?"

 Herbsttreffen: (v.l.) Stefan Raetz, Silke Josten-Schneider, Oliver Baron, Elmar Theveßen, Norbert Röttgen, Ilka von Boeselager, Günter Buchstab und Bernd Beißel.

Herbsttreffen: (v.l.) Stefan Raetz, Silke Josten-Schneider, Oliver Baron, Elmar Theveßen, Norbert Röttgen, Ilka von Boeselager, Günter Buchstab und Bernd Beißel.

Foto: Wolfgang Henry

Es sei wichtig nachzuvollziehen, warum junge Leute sich in den Dienst der islamistischen Sache stellten, sagte der 47-Jährige. Hinter den Taten stehe eine Art Argumentationskette. "Wenn man die versteht, kann man den Kampf gegen den Terror effektiv gestalten." In den Lebensläufen von Attentätern oder Deutschen, die im Ausland für islamistische Ziele kämpfen, finde sich in der Regel ein Bruch.

Theveßen verdeutlichte dies am Beispiel von Daniel Schneider, einem Mitglied der "Sauerland-Zelle". Zusammen mit anderen Terroristen hatte er einen Sprengstoff-Anschlag geplant und war 2007 festgenommen worden. "Er war ein ganz normaler Junge", sagte Theveßen. Aus der Schule brachte er gute Zeugnisse nach Hause.

Doch die familiären Umstände wurden nach der Scheidung der Eltern schwierig, Alkoholismus und Gewalt in der Familie prägten den Alltag, und Daniel brach die Schule ab. Seine brasilianische Freundin verlor das gemeinsame Kind, weil kein Geld für die medizinische Versorgung da war.

"Das entschuldigt nicht seine Taten", stellte Theveßen klar, "aber es erklärt, warum er anfällig für die Ideologie der Hassprediger war." Schneider konvertierte und wurde in der islamistischen Szene aktiv. Sein Lebenslauf sei eine geradezu klassische Vita eines Terroristen, so Theveßen. An weiteren Beispielen belegt er: Die Terroristen fühlten sich vor ihrem Abgleiten in die islamistische Szene wirtschaftlich oder sozial benachteiligt. Und sie hätten eine "persönliche Wahrnehmung von Doppelmoral in der Außenpolitik".

In Syrien gibt es laut Theveßen bis zu 11 000 ausländische Kämpfer, davon 450 aus Deutschland. Theveßen: "Wie schaffen wir es, dass junge Leute in Deutschland erst gar nicht dazu kommen, dorthin zu reisen?" Er sieht viele Möglichkeiten: Freunde, Verwandte, Parteien und andere gesellschaftliche Gruppierungen müssten sich um die jungen Leute kümmern.

"Das klingt total idealistisch und naiv, ich weiß, und neu ist es auch nicht", sagte der Fernsehjournalist. Trotzdem sei es der beste Weg, den Terrorismus schon im Vorfeld zu bekämpfen. Die Gefahr der Islamisierung Deutschlands, wie sie von der rechten Bewegung derzeit propagiert werde, sieht er nicht. Mit Statistiken belegt er: "Alle Anzeichen sprechen gegen eine Islamisierung Europas."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort