Saxofonist Bill Evans in Oberdrees Ein Ritt durch die Musikstile

RHEINBACH-OBERDREES · Aus dem Dschungel des Jazz auf die Autobahn der Rockmusik, an deren Rändern Blue-Grass-Folk-Elemente blühen: Der Auftritt des Saxofonisten Bill Evans mit der Formation Soulgrass in Oberdrees am Freitag war ein atemberaubender Ritt durch die Musikstile. Immer wieder luden Tempowechsel vom pulsierenden Soul-Rhythmus (Bass-Gitarre Dave Anderson) bis zum nachdenklichen Gitarrensolo (Mitch Stein) mal zum Tanzen, mal zum Träumen ein.

 Bill Evans begeistert gemeinsam mit der Band Soulgrass das Publikum.

Bill Evans begeistert gemeinsam mit der Band Soulgrass das Publikum.

Foto: Axel Vogel

Die Band um Drummer und Leadsänger Josh Dion machte die Ludwig-Fett-Halle zu einem Club, an dessen Bistro-Tischen ein handverlesenes Feinschmecker-Publikum mit den Zungen schnalzte und mit Applaus nicht geizte.

Die Europa-Managerin der Gruppe, Luzia Fecke, hatte die New Yorker Band in den Ortsteil ihrer Rheinbacher Heimat gelockt. Bill Evans ist im Jazz-Rock eine Größe. Er hat mit Miles Davis, John McLaughlin, aber auch Mick Jagger, Carlos Santana und Herbie Hancock gejammt. Das Label Soul-grass hat er für seine Synthese der Stile selbst gewählt, wie er dem General-Anzeiger sagte.

Bürgermeister Stefan Raetz schwärmte: "Da merkt man, die haben Spaß an der Musik." Zugleich freute er sich, dass von jeder Eintrittskarte zwei Euro für die Rheinbacher Togo-Hilfe abgezweigt wurden.

Weniger erfreut war die Band, dass vor der Pause 100 CDs abhanden kamen, die dann von allen fieberhaft gesucht wurden. Das tat indes der Konzentration keinen Abbruch. Bill Evans hatte mit einem Saxofonsolo den Auftritt ohne viel Worte eröffnet und konnte dabei seine Freude am Free-Jazz nicht verhehlen. Sogleich mischte aber Mitch Stein mit und zog die rockige Karte. Dave Anderson steuerte einen pulsierenden Bass bei. Später dann ließen sie es bei "Soul and ride" zunächst langsamer angehen. Josh Dions erdiger Gesang und dazu Evans' mal plapperndes, mal jazzig irrlichterndes Saxofon synthetisierten Rock und Jazz.

Mit einem Weckruf auf der Klarinette eröffnete Evans den Titel "I don't know about love", ein neues Stück aus dem Soulgrass-Repertoire. Diesmal war es an Mitch Stein, mit der Gitarre einzugreifen, um wenig später von Josh Dion zum Rock-Rhythmus zurückgeführt zu werden. Stellenweise kam das Gefühl auf, viele Gitarren der Rock- und Jazzgeschichte zitiert zu hören.

Dann wieder ließ nie zuvor Gehörtes aufhorchen. Bill Evans' Soulgrass präsentierte sich als Gruppe verspielter Virtuosen, die sich immer wieder gegenseitig davoneilten, einholten, übertrumpften und ergänzten.

Und das alles in einem Saal, in dem bereits das nächste Oktoberfest neben dem Wappen des Junggesellenvereins "Gemütlichkeit" plakatiert ist.

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