Rheinbach Ein Hauch von Hollywood - Castingagentur suchte Komparsen

RHEINBACH · Den Weg auf die Kinoleinwände weisen in Rheinbach am Samstag gelbe Schilder: Mehr als 600 Menschen waren dort zum Casting für den Kinofilm "Autobahn" mit Ben Kingsley und Anthony Hopkins gekommen.

Vor der Bar "Endlos" hatte sich bereits vor dem eigentlichen Castingbeginn um 12.30 Uhr eine lange Schlange von Bewerbern gebildet. Auf gelben Schildern standen die wichtigsten Informationen für alle Bewerber, voraussichtliche Drehtermine und Informationen zum Ablauf. "Viel Spaß beim Casting! Wir freuen uns, dass Ihr da seid!" hatte der Veranstalter, die Agentur Eick aus Ennepetal, die Schilder unterschrieben. Nach dem Ausfüllen des Anmeldebogens hieß es für die Bewerber erst einmal warten.

Der Reihe nach wurde jeder aufgerufen und erhielt Zutritt zu dem eigentlichen Castingraum - einem Büroraum der Bar. "Alter?" fragt Ruth Folk die eingetretenen Bewerber der Reihe nach. "Größe?"

Die Rheinbacherin vermerkt beides auf einem Zettel mit der individuellen Bewerbungsnummer jedes Kandidaten und nimmt den Anmeldebogen entgegen. Ruth Folk ist selbst als Statist bei der Agentur Eick registriert und hilft an diesem Tag aus. "Ich mache das aus Spaß", sagt die 48-Jährige, zwischen den nächsten Fragen nach Alter und Größe der Bewerber.

"Hier geht es absolut nicht ums Geld, sondern um die Begeisterung." Ausgestattet mit Bewerbernummer und Infozetteln wird sich wieder angestellt, diesmal für ein Foto. "Bitte die Jacke ausziehen und die Sachen hier ablegen", weist Helferin Liesa Kaltofen den Bewerbern den Weg. Lautes Gemurmel ist im Raum zu hören, alle schauen zu der Person die gerade fotografiert wird. Langsam rückt die Schlange vor, ein bisschen ist es wie am Fließband. Einige treten nervös und unsicher vor die Kamera, andere selbstbewusst und souverän. Halil Keskin fotografiert die Bewerber vor einer grauen Fotowand.

"Bitte in die Kamera schauen und den Zettel auf Hüfthöhe halten", gibt der Fotograf Anweisungen. Von jedem macht er ein Porträt und ein Foto in der Halbtotale bis zur Hüfte, damit die Statur zu erkennen ist. Brillenträger einmal mit Brille, einmal ohne. Dann ist es auch schon geschafft. Der Nummernzettel findet seine letzte Erfüllung im Altpapier und die Bewerber treten zur Hintertür hinaus.

"Ein bisschen war es unangenehm, weil so viele Leute zugeguckt haben. Aber auch witzig", sagt Steffi Bleja nach dem Mini-Fotoshooting. Die 21-Jährige ist gemeinsam mit ihren Kommilitonen Friederike Lankao (20) und Ali Ergun (21) zum Casting gekommen. "Wir hatten eben noch Vorlesung und da wurde über das Casting geredet.

Da sind wir spontan hergekommen", sagt Lankao. Die drei Studenten der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg dachten zunächst, das Casting sei ein Scherz, "weil Rheinbach ja nicht gerade groß ist", so Bleja. "Aber in dem Film mitzuspielen wäre ja schon was", ergänzt Ergun.

400 der Bewerber erhalten tatsächlich die Chance dazu. So viele Personen werden als Statisten, Komparsen und Kleindarsteller für den Film "Autobahn" benötigt. "Für eine Lounge-Szene und eine Partyszene, als Kneipengäste und als Passanten brauchen wir viele Komparsen", so Gregor Weber, Geschäftsführer der Castingagentur Eick. Wer für den Kinofilm, der komplett in Nordrhein-Westfalen gedreht wird in Frage kommt, entscheiden letztendlich die Produzenten und die Regie.

Aber auch wenn es mit "Autobahn" nicht klappt, die Chance auf eine Komparsenrolle haben alle gecasteten Teilnehmer trotzdem: "Vielen Dank für deinen Besuch. Du bist jetzt in unserer Kartei" heißt es auf dem letzten gelben Infoschild am Ausgang.

"Wir suchen ständig neue Gesichter, auch für andere Produktionen", so Gregor Weber. Dazu zähle zum Beispiel der Tatort oder andere Kinofilme.

Kurz gefragt

Katharina Schäfer (18, Foto) aus Rheinbach ist gemeinsam mit der Mutter ihres Freundes zum Casting gekommen. Claudia Brade hat anschließend mit der Studentin der Sozialwissenschaften gesprochen.

Hattest du schon einmal an einem Casting teilgenommen?
Katharina Schäfer: Nein, das ist das erste Mal. Meine Mutter hat es in der Zeitung gelesen und mir davon erzählt.

Was kommt auf dich zu, falls du eine Rolle bekommst?
Schäfer: Ich denke mal, dass ich einen Gast in einer Kneipe spielen muss oder irgendwo im Hintergrund stehen werde. Das wäre bestimmt eine interessante Erfahrung. Ich wäre aber auch nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt.

Wie fühlst du dich jetzt? War das Casting so, wie du es dir vorgestellt hast?
Schäfer: Ja, doch. Wir haben etwa eine Stunde gewartet bis wir dran waren und dann ging alles ganz schnell. Ich war gar nicht aufgeregt, ich fand es eher lustig. Auch wenn es schon ungewohnt ist, man macht das ja nicht unbedingt jeden Tag.

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