Weihbischof sieht Rheinbacher Gemeinde auf gutem Weg Die Versöhnung soll weitergehen

RHEINBACH · Geradezu gelöste Stimmung herrschte bei der Auswertung der Visitation des Weihbischofs Ansgar Puff am Mittwochabend in der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin Rheinbach: Es wurde gescherzt, gelacht und applaudiert.

 Versöhnungsgottesdienst: Dechant Hermann-Josef Zeyen zelebriert die Messe in Sankt Martin vor dem Gespräch über die Visitation.

Versöhnungsgottesdienst: Dechant Hermann-Josef Zeyen zelebriert die Messe in Sankt Martin vor dem Gespräch über die Visitation.

Foto: Axel Vogel

Doch der Weihbischof fand nicht nur viele lobende und ermutigende Worte, er formulierte auch deutliche Aufträge an die zuletzt tief zerstrittene Gemeinde, die nach der Abberufung der Patres des Deutschen Ordens einen Neuanfang wagen will. Die Talsohle sei zwar durchschritten, doch der Versöhnungsprozess müsse weitergehen, und das ohne psychologische Spielchen Einzelner untereinander.

Wie mehrfach berichtet, hatten in der Gemeinde über einen längeren Zeitraum Konflikte zwischen mehreren Laiengruppen sowie Ehrenamtlichen und den Patres geschwelt. Nachdem das Erzbistum Köln eine im Frühjahr 2014 eingesetzte Konfliktmoderation für gescheitert erklärt hatte, beschlossen Bistum und Orden im November, die drei Ordensleute aus Rheinbach abzuziehen. Befürworter hatten zwischenzeitlich rund 800 Unterschriften im circa 12 600 Katholiken zählenden Seelsorgebereich für den Verbleib der Patres gesammelt, die nun für den Orden teils in Frankfurt, teils in der Gemeinde Maria Birnbaum tätig sind.

Während der regulären Visitation des Weihbischofs Anfang Februar waren die Gemeindemitglieder dann zu einem Gespräch mit Puff eingeladen, an dem rund 200 Gläubige teilnahmen, um einen Neuanfang zu wagen. Gut 80 Besucher waren nun auch zur Auswertung der Visitation gekommen. "Sie sind auf einem guten Weg", bescheinigte der Weihbischof der Gemeinde. Während der Visitation habe er feststellen können, dass es viele sehr engagierte Ehrenamtliche gebe. "Ihr seid eine sehr lebendige Gemeinde, in der es Spaß macht mitzuarbeiten", lobte Puff. Die noch zu besetzende Pfarrstelle sei durchaus attraktiv. "Also ich würd' mich bewerben", meinte er.

Seit November leitet Dechant Hermann-Josef Zeyen aus Wachtberg den Seelsorgebereich kommissarisch. Der Weihbischof dankte dem Pfarrverweser sowie Subsidiar Pater Bruno Kremsler und Pastoralreferent Gregor Heuer für ihr "nicht selbstverständliches Engagement" auf dem Weg der Versöhnung. "Sie haben viel zugehört, viele Gespräche geführt und versucht, die unterschiedlichen Personen und Gruppen wieder ins Gespräch zu bringen." Als Puff betonte, dass insbesondere Zeyen sich nicht gescheut habe, bis an die Grenze der Belastbarkeit zu gehen, spendete die Gemeinde Beifall. Puff stellte aber auch klar: "Bis der neue Pastor kommt, müssen Sie dafür sorgen, dass Herr Zeyen entlastet wird. Er kann in dem Tempo nicht weitermachen."

Zeyen selbst sagte dem GA, er sei sehr positiv angetan, wie die Menschen in der Gemeinde sich auf den Prozess der Versöhnung einließen. Es habe in dem Konflikt vielfach daran gekrankt, dass viele Personen in Anspruch genommen hätten, für andere und für die, die schwiegen, zu sprechen. Wichtig sei ihm ein Punkt, den auch der Weihbischof ansprach: Dass es für jeden Platz in der Gemeinde gebe. Und dass denjenigen, die ihr den Rücken gekehrt hätten, vermittelt werden solle: "Ihr fehlt uns." Eine Steuerungsgruppe, der neben Zeyen auch je zwei Vertreter des Pfarrgemeinderats sowie des Erzbistums angehören, soll nun den weiteren Versöhnungsprozess für ein Jahr begleiten. "Konflikte kann man nicht durch E-Mails lösen", betonte Puff mehrfach, "bitte reden Sie miteinander!" Es sei wichtig, nun nach vorne zu schauen. Der Streit habe aber auch gezeigt, dass die Gemeinde vielen am Herzen liege, dass es sich lohne, für sie zu streiten, so Puff.

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