Förderklasse für Flüchtlingskinder Der Wille zu lernen ist groß

RHEINBACH · Sie kommen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen, Muttersprachen und Erfahrungshorizonten nach Deutschland, aber eines verbindet viele Flüchtlingskinder und Seiteneinsteiger an der Gemeinschaftsgrundschule Sürster Weg in Rheinbach: der Wille zu lernen und die Dankbarkeit gegenüber den Lehrern.

 Zeigen große Lernfortschritte: Die beiden zehnjährigen Mädchen Rajana (links) und Darin lernen in der Internationalen Förderklasse der Grundschule Sürster Weg.

Zeigen große Lernfortschritte: Die beiden zehnjährigen Mädchen Rajana (links) und Darin lernen in der Internationalen Förderklasse der Grundschule Sürster Weg.

Foto: Regina Brühl

"Die Kinder sind so leicht und mit so wenig zu begeistern. Meistens werde ich morgens mit einer stürmischen Umarmung begrüßt", sagt Grundschullehrerin Regina Brühl, die seit Ostern im Team der Internationalen Förderklassen an der GGS unterrichtet und eigens für diese Aufgabe von der Bezirksregierung eingestellt wurde.

"Manche Kinder brauchen eine ganze Weile, ehe sie Vertrauen fassen können. Dann aber hängen sie umso stärker an uns", sagt die Pädagogin, die die anspruchsvolle Aufgabe der Integration im Spezialteam mit Valeska Jilko und Sozialpädagogin Monika Klug-Plack stemmt, solidarisch unterstützt vom ganzen Kollegium.

Rund 40 Seiteneinsteiger sind derzeit an der GGS, Tendenz steigend bei hoher Fluktuation. Derzeit 25 von ihnen verfügen über noch geringe deutsche Sprach- und Landeskenntnisse und werden gezielt in der Internationalen Förderklasse aufgefangen, die aus Platzgründen in den Räumen der Albert-Schweitzer-Schule unterkommt.

Mit Liedern und Gruppenspielen geht es in der gemeinschaftlichen Begrüßungsrunde erst einmal um das spielerische Erlernen grundlegender Elemente wie Regeln und Abläufe, Wochentage und Jahreszeiten, Zahlen und Gemütszustände. Dann teilen sich die Schüler je nach Vorwissen in den Kleingruppenunterricht auf. Regina Brühl bringt ihrer Gruppe das Vokabular des täglichen Bedarfs erst einmal mit Bildkarten näher, zu denen die Schüler auch gleich das Silbenklatschen einüben.

Das unbekannte "H"

In anderen Sprachen unbekannte Laute wie etwa das "H" veranschaulicht sie durch einen Lufthauch vors Papier. "Wir müssen aus einem großen Erfahrungsrepertoire heraus sehr flexibel agieren. Die Unterrichtsplanung ist sehr viel grobmaschiger als in den Regelklassen, da sich die Besetzung von Tag zu Tag ändern kann. Sich so flexibel zu halten, muss man erst lernen. Das ist nicht vergleichbar mit meinem vorherigen Unterricht", sagt Brühl, die zuvor Grundschullehrerin in Alfter war. Das sei enorm anstrengend, aber dank der Unterstützung durchs Kollegium und die Toleranz der Elternschaft machbar.

Für eine machbare Herausforderung hält auch Konrektorin Ute Jansen die Situation. "Vieles muss spontan geleistet und immer wieder umstrukturiert werden. Dank vieler Kollegen-Hände und viel Hilfe von außerhalb etwa durch ehrenamtliche Vorleser und den Flüchtlingshelferkreis gelingt es", freut sich Jansen.

So überreichte Susann Heilmann vom Flüchtlingshelferkreis dem Förderverein der Schule 2500 Euro für spezielle Unterrichtsmaterialien, die in der Internationalen Förderklasse (IF) zum Einsatz kommen. "Wir haben den Unterricht in der IF-Klasse inzwischen gerade auf vier Stunden täglich aufgestockt, so dass nur die älteren Kinder in den Randstunden überhaupt noch in ihre altersgemäßen Stammklassen gehen."

Die Förderklasse fungiere gewissermaßen als eine Art Vorschule, bevor die Kinder dann in die Stammklassen kommen. "Damit sind wir nicht unbedingt glücklich, aber die Inklusion so vieler fremdsprachiger Kinder funktioniert so besser", betont Jansen. Das große Engagement bleibt nicht ohne Wirkung: Die Kinder zeigen schon große Lernfortschritte.

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