Tomburger Horde in Wormersdorf Camping nach Art der Hunnen

RHEINBACH-WORMERSDORF · Furcht und Schrecken verbreiten Hunnen nur bei anderen. Sie selbst sind furchtlos. Das gilt auch angesichts von Sturm- und Unwetterwarnungen. Das 19. Hunnenlager der Tomburger Hunnenhorde deswegen absagen?

Dafür hatte Attila eine klare Ansage: "Wie haben wir Hunnen halb Europa erobert? Im Sturm! Da sind wir oft 48 Stunden nicht aus dem Sattel gekommen!" Um als Zivilist Bernie Leesemann hinterher zu schieben: "Haben wir jemals unser Lager abgesagt? Nein. Aber gesichert haben wir uns schon: das Feuer halten wir ganz klein, nachts ist es aus. Und die Zelte und Jurten haben wir mit Extraheringen gesichert."

Und so thronte Attila unbeeindruckt von Sturmtief Zeljko wie jedes Jahr beim Hunnenlager im Schatten der Tomburg auf seinem selbst gezimmerten, großen und hölzernen Thronsessel an der Tafel, umgeben von Königen, Fürsten und Kriegern, allesamt von martialischem Aussehen in Fell, Leder und Nieten. Das Fell eines echten Schwarzbären mit Kopf, drohend gefletschtem Gebiss und scharfen Krallen hatte Attila über die Rückenlehne seines Throns drapiert. Auf der Spitze seiner Kopfbedeckung glänzte ein güldener Adler. Wie so viele Utensilien und Requisiten ein Geschenk: "Den hat mir eine Frau aus Colorado-Springs geschickt, so etwas bekommt man hier gar nicht."

Attila hatte viel zu tun, denn über Stunden musste er seine Gäste begrüßen, zivile aus Politik und Vereinen ebenso wie gewandete Horden, immer mit dem vorgeschriebenen Zeremoniell: Zu den Klängen der Hymne "Conquest of Paradise" schritt Krieger Bleda (Mirco Schmidt) den Gästen voran vor den Thron und stellte sie Attila vor. Nach dem Gastgeschenk folgte für Anführer, Fürsten und Könige der Trunk aus dem Herkules-Kelch Attilas, einem metallenen Kelch mit rundum laufenden Reliefs, die Herkules zeigen. Den hat er vom Flohmarkt, so Attila Bernie Leesemann. Wie die Tomburger Hunnen und ihre Gast-Horden aus der gesamten Region wie Bonner Löwen, Kölner Barbaren, Wahner Löwenhorde oder die Herren der Pferde aus Bonn schon viele Utensilien auf solchen Märkten aufgestöbert haben.

Dabei mischen sich hunnische Riten und Dinge mit Fantasy, wie ein Blick in die Jurten zeigt: Felle von Wildschweinen, Kühen und anderen Tieren bedecken den Boden, Teppiche die Wände. Verzierte Sitzhocker aus Holz und Leder, Gefäße aus Metall oder Holz in verschiedenen Stilen sind ebenso Zierrat wie auch nützliche Utensilien. Viele Dinge mit martialischem Aussehen indes sind eher dekorativ denn kampftauglich.

Manch ein gewandeter Hunne behauptet von sich, es mit der Authentizität der Historie ernster zu nehmen als andere. Beispielsweise Attila von der Löwenhorde Wahn. "Schwarze Jurten? Die hatten die Hunnen nicht. Die Jurten waren weiß und auch nicht riesig, sondern klein. Die Hunnen waren ein Reitervolk, da mussten die Jurten in ein paar Minuten abgebaut und aufgeladen werden, wenn das notwendig war. Und auch nur Fürsten und Könige hatten Jurten", erklärte der Porzer Attila, der nach eigenen Angaben ältesten Hunnenhorde von Köln, mit zivilem Namen "einfach Kucki".

Viel Schlaf bekommen die Horden nicht am Lager-Wochenende. Dafür ist es zu schön, gemeinsam am Feuer zu sitzen, dem Feuerspucker Krieger Bleda zuzuschauen oder den Tänzen des Tribal-Stamms der Sarafi. Beklagt sich jemand über Schlafmangel, verkündet Attila ihm augenzwinkernd: "Nachts am Feuer haben die Weiber die meiste Ausdauer. Sie schwingen nicht das Schwert, sondern die Zunge."

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