Thermografie-Befliegung Bunte Bilder entlarven Energielecks

RHEINBACH · Das innovative Rheinbacher Pilotprojekt "Thermographiebefliegung - Klimaschutz aus der Luft" ist mit einer besonderen Würdigung für hervorragende kommunale Leistungen im Rahmen des Konrad-Adenauer-Preises für Kommunalpolitik 2014 ausgezeichnet worden.

 Eine Wärmebildkamera nimmt das Haus von außen auf und zeigt dabei farblich die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen - wo Wärme entweicht, ist es gelb und rot.

Eine Wärmebildkamera nimmt das Haus von außen auf und zeigt dabei farblich die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen - wo Wärme entweicht, ist es gelb und rot.

Foto: dpa

Gewürdigt wird damit ein Pilotprojekt, das "das Potenzial hat, sich als wichtiges Instrument im Bereich der energetischen Gebäudesanierung zu etablieren", so die Jury.

Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz hatte die Urkunde Ende November in Chemnitz beim Kongress der kommunalpolitischen Vereinigung der CDU entgegen genommen. Eine vorläufige Projektbilanz zogen jetzt Bürgermeister, Rheinbachs Wirtschaftsförderer Robin Denstorff als Ideengeber und Initiator, RWE-Kommunalbetreuerin Martina Meyer als Vertreterin des Sponsors RWE Deutschland, und Rolf Wilting als Geschäftsleiter der Spezialfirma für Luftaufnahmen Eurosense, die im Rheinbacher Gründer- und Technologiezentrum ansässig ist.

Die Bilanz für den lokalen Klimaschutz: Rund 130 Tonnen CO2-Einsparung jährlich in Rheinbach durch bereits erfolgte oder geplante Energiespar- oder Wärmedämm-Maßnahmen an Immobilien, die durch das Projekt Thermographiebefliegung angeregt worden sind. Und das Rheinbacher Pilotprojekt hat Strahlkraft: deutschlandweit gibt es schon sieben Nachfolgeprojekte in anderen Kommunen wie Essen, Arnsberg, Wesel und Dorsten, weitere sind interessiert. Zurecht also hatte der damalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen dem Projekt "hohe Bedeutung für unser gesamtes Land" zugewiesen, als er im Jahr 2012 den Startschuss gab. Das Ziel: auf kommunaler Ebene einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem flächendeckend Eigentümer zur energetischen Sanierung ihrer Immobilien angeregt werden. Dazu wurden ihnen nicht nur kostenlos Wärmebilder, Erläuterungen und Informationen geliefert, sondern zugleich auch unabhängige Energieberatung durch die Verbraucherzentrale NRW.

Rund 8500 Gebäudeeigentümer erhielten individuelle Wärmeluftbilder ihrer Immobilien, aus denen sie erkennen konnten, wie gut die Dachflächen gedämmt sind und wo möglicherweise nachgebessert werden kann. "Wir haben erreicht, dass Eigentümer sich insgesamt zur Energieeffizienz ihres Gebäudes Gedanken machen. Es sind nicht immer die großen Maßnahmen nötig, es kann auch mal nur ein undichtes Fenster sein", sagte Raetz. "Wir wollten nicht belehren und nicht bedrängen, aber ein Angebot machen", betonte Denstorff.

Das auf Luftaufnahmen spezialisierte Rheinbacher Unternehmen Eurosense hatte in der Nacht vom 6. auf den 7. März 2012 mit einer Propellermaschine das gesamte bebaute Stadtgebiet einschließlich der Ortschaften überflogen und auf den rund 65 Quadratkilometern mit einer Wärmebildkamera mehr als 5000 Thermographie- oder Wärmebilder gemacht. Auf der Basis der ermittelten Daten wurde in Zusammenarbeit mit GIS/Geodatenverarbeitung des Tüv eine Datenbank erstellt, die einen Bezug zwischen Wärmeluftbild und Katastergrundstück beziehungsweise Gebäude herstellte. Die Gebäude waren farblich dargestellt. Rote Stellen zeigten hohe Wärmeabstrahlung und damit schlechte Wärmeisolation. Farben im Bereich dunkelblau hingegen zeigten gute Wärmeisolation. Durch einen mitgelieferten Interpretationsschlüssel erhielten die Aufnahmen ihre volle Aussagekraft.

In den ersten zwölf Wochen des Jahres 2013 hatte sich dann die Zahl der Beratungen durch die Verbraucherzentrale 15-fach erhöht auf mehr als 100, eine ganze Reihe nahm die Beratung am Objekt in Anspruch.

Bürger und Stadt hat das Projekt nichts gekostet, denn RWE Deutschland hat 80 000 Euro übernommen. Ein vorhandener Restbetrag soll einfließen in die geplante Evaluation und nochmalige Überfliegung, um Veränderungen festzuhalten.

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