Rheinbacher Glasmuseum "Bücherstimmen" - Leidenschaftliche Plädoyers für gute Lektüre

RHEINBACH · Peter braucht nichts als Mathe und Mozart. Und so, wie das Genie aus Richard Powers Roman "Orfeo" früh für die Musik Feuer fängt, so fingen die Rheinbacher für diese und andere Neuerscheinungen Feuer - dank der "Bücherstimmen".

 Regina Münch und Martin Groß lasen in Rheinbach.

Regina Münch und Martin Groß lasen in Rheinbach.

Foto: Max Malsch

Das Literaturformat des Vereins "Rheinbach liest" mit der fesselnden Mischung aus Talk, Lesung und Musik lockte mit seiner dritten Ausgabe über 100 Gäste ins Glasmuseum.

Auf dem roten Bühnensofa begrüßte das Moderatorenduo Christel Engeland und Gerd Engel Rheinbacher Bücherfreunde mit ihrer aktuellen Buchempfehlung. So stammte das leidenschaftliche Plädoyer für "Orfeo" vom unlängst pensionierten VHS- und Musikschulleiter Karl Hempel, der die Kunst des Autors rühmte, über Musik zu schreiben und Erzählstränge zu verknüpfen. Ihm sekundierte die Rheinbacher WDR-Sprecherin und Musikliebhaberin Regina Münch mit einer überzeugenden Leseprobe aus dem Roman, angereichert um eine Einspielung aus Mozarts "Jupiter-Sinfonie". Die professionell inszenierten Kostproben von Regina Münch und ihrem WDR-Kollegen und Sky-Moderatoren Martin Groß sind ein Kernstück der "Bücherstimmen": Indem die beiden Sprecher ausgewählten Romanpassagen Stimme und Atmosphäre verleihen, ziehen sie die Gäste gleich in den Bann eines Buches.

So auch bei Lorenza Gentiles Roman "Teo", in dem der Achtjährige eine wichtige "Schlacht" für seine Familie zu schlagen hat und dafür den Beistand Napoleons sucht. "Die Art der kindlichen Gedankengänge und das Gewicht der Fragen nach Jenseits und Ethik haben mich sehr berührt", sagte Buchpatin Ailing Kleefuß-Lie, Neurologin und dreifache Mutter. Die Passion eines namenlosen Ich-Erzählers für seine einstige Geliebte Marie hingegen nahm Sofagast Marlies Lörscher-Paustian zum Gegenstand ihrer eindringlichen Buchempfehlung. Ob Jean-Philippe Toussaints "Nackt" nun ein Männer- oder ein Frauenbuch sei, darüber stritten sich die Moderatoren und die wortgewandte Buchpatin auf amüsante Weise.

Einen weiteren Höhepunkt fand der spielerische Schlagabtausch im "Book Battle" zwischen Christel Engeland und Gerd Engel: Sie stellten den Pianisten des Abends, Jens Kratzenberg, vor die Wahl zwischen Krimi und Coming-of-Age-Roman. So rangen Tom Hillenbrands "Drohnentod" und Alexandros Stefanidis? "Wie geht's den Jungs vom Gottesacker? Meine unorthodoxe Jugend im Katholischen Internat" um die Gunst des Musikers - der sich für den Krimi entschied. Zuvor hatte der 27-Jährige das Publikum und seinen einstigen Lehrer Karl Hempel unter anderem mit Variationen auf das Kinderlied "Alle Vögel sind schon da" begeistert.

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