Abberufene Rheinbacher Patres Bischof ruft zur Versöhnung auf

RHEINBACH · Applaus kommt während Gottesdiensten eher sparsam zum Einsatz - allenfalls nach besonderen Choraufführungen oder am Ende einer aufwendig vorbereiteten Messfeier lassen sich Gottesdienstbesucher spontan zu Beifallsbekundungen hinreißen.

 Vor mehr als 400 Gläubigen zelebrierte Weihbischof Ansgar Puff (2.v.l.) den festlichen Abschiedsgottesdienst für die drei Patres Damian (links), Pater Dieter (2.v.r) und Pater Clemens Maria.

Vor mehr als 400 Gläubigen zelebrierte Weihbischof Ansgar Puff (2.v.l.) den festlichen Abschiedsgottesdienst für die drei Patres Damian (links), Pater Dieter (2.v.r) und Pater Clemens Maria.

Foto: Roland Kohls

Dass Weihbischof Ansgar Puff gleich nach seinen Begrüßungsworten mit herzlichem Applaus bedacht wird, liegt an den Worten selbst, die der Gesandte von Rainer Maria Kardinal Woelki gefunden hat. Rund 400 Gläubige sind in die Rheinbacher Kirche Sankt Martin gekommen, um Abschied zu nehmen von den drei Patres des Deutschen Ordens, Pater Damian, Pater Clemens Maria und Pater Dieter, die Rheinbach auf Geheiß des Erzbistums verlassen.

Hintergrund: Seit etwa eineinhalb gab es in der Gemeinde mit rund 12 000 Katholiken in elf Kirchenorten Konflikte mehrerer Laiengruppen und Ehrenämtlern mit Pfarradministrator Pater Damian sowie seinem Mitbruder Pater Clemens Maria (der GA berichtete). Nachdem das Erzbistum eine eingesetzte Konfliktmoderation für gescheitert erklärte, beschlossen Bistum und Orden, die drei Patres aus Rheinbach abzuziehen. Auch die daraufhin einsetzenden Sympathiebekundungen von Gemeindemitgliedern, die rund 820 Unterschriften für den Verbleib der Patres sammelten, sowie ein Besuch bei Kardinal Woelki änderten an der Entscheiddung nichts mehr.

Unmissverständlich und gewohnt unprätentiös rief der zwei Meter große Gottesmann mit der sonoren, warmen Predigerstimme die Gottesdienstbesucher zur Versöhnung auf. Er sei schließlich nach Rheinbach gekommen, in der Hoffnung auf einen Neuanfang. "Viele sind gekommen, weil sie bangen, ob die Gemeinde wieder zusammenwachsen wird", sagte Puff. Die Konflikte der vergangenen Monate, so der Weihbischof hätten nicht dazu geführt, dass es nun Sieger oder Verlierer gebe, "sondern nur Verletzte", so Puff. Und jeder möge sich selbst fragen, was er getan habe, um die Konflikte zu lindern? Doch dies sei nicht die Kernfrage des Tages, sondern die: "Jeder möge sich fragen, was ist zu tun, damit die Einheit zurückkehrt?"

Mit diesen Worten und dem anschließenden Beifall schienen bei manchem Gläubigen Zentnerlasten abzufallen. Nicht zuletzt dankte Puff den scheidenden Patres für ihre seelsorgerischen Dienst. Ein zweites Mal rief der Weihbischof in seiner Predigt zur Versöhnung auf. Dabei griff er die Worte auf, die Papst Franziskus anlässlich des 25. Jahrestags des Mauerfalls gewählt hatte. "Bauen Sie jetzt Brücken, keine Mauern", rief Puff aus. "Reißen Sie die Mauern der Enttäuschung und der Missgunst nieder." In fast süffisanten Tonfall fügte er mahnend hinzu: "Konflikte lösen Sie nicht mit E-Mails." Die seien gut, um Termine zu machen, doch nur das persönliche Gespräch könne Konflikte lösen helfen. Er forderte alle Gläubigen auf, den gegenseitigen Respekt voreinander nicht zu verlieren. Dafür gab es den zweiten Beifall des Gottesdienstes.

Für den Pfarrgemeinderat lobte Katharina Bienentreu die gute Arbeit der scheidenden Patres, die dazu geführt habe, dass manche Neukatholiken sich haben taufen oder firmen lassen. Lorenz Dierschke, Vorsitzender des Dekanatsrates Meckenheim-Rheinbach, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die vielen Emotionen in der Kirchengemeinde zu einem positiven Aufbau genutzt werden können. Das Schlusswort oblag Pater Damian. Der hörbar bewegte scheidende Pfarradministrator dankte für die tolle Messfeier und den "vielen wunderbaren Menschen", denen er in den vergangenen zwei Jahren begegnen durfte. Ansonsten halte er es mit Trude Herr: "Niemals geht mal so ganz."

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