Studie "Wohnen 65 Plus" Barrierearme Unterkünfte sind in Meckenheim und Rheinbach Mangelware

RHEINBACH/MECKENHEIM · Näher zusammenrücken könnte ein Rückschluss aus den Ergebnissen der kürzlich veröffentlichten Studie "Wohnen der Altersgruppe 65 plus" sein. Denn die Ergebnisse der Untersuchung des Pestel-Instituts im Auftrag des Verbändebündnis "Wohnen 65 Plus" zeigen, dass Wohnraum für ältere Menschen nicht ausreichend vorhanden ist.

Unterm Strich sollen 17.120 altersgerechten Wohnungen im Rhein-Sieg-Kreis bis 2035 langfristig fehlen. Außerdem rechnet die Studie hoch, dass der Anteil der über 65-Jährigen um 40 Prozent steigen wird.

Aktuelle Zahlen der Volkszählung für Meckenheim und Rheinbach zeigen, dass derzeit in beiden Städten jeweils rund 5500 Menschen leben, die älter als 65 Jahre sind. Addiert machen die beiden Kommunen so einen Anteil von 12,6 Prozent an der Gesamtzahl der Männern und Frauen über 65 Jahren mit Wohnsitz im Rhein-Sieg-Kreis aus. Also wird auch in diesen beiden Städten Wohnraum fehlen. Das Thema ist virulent, wie auch Themenabende in Meckenheim und Rheinbach zeigten.

Aber wie kann dem entgegengewirkt werden? Eine Möglichkeit wäre die eigenen vier Wände altersgerecht, also barrierearm beziehungsweise barrierefrei, umzubauen. Im Durchschnitt würden sich die Kosten dafür auf rund 15.600 Euro belaufen. Darin sind Kosten für technische Hilfsmittel wie ein Treppenlifter, der Umbau der Dusche auf ein bodengleiches Niveau und ausreichend breite Türen enthalten, so dass Menschen im Rollstuhl oder mit einer Gehhilfe bequem hindurch passen.

Dem gegenüber stehen 7200 Euro pro Jahr für stationäre Pflege. Nach diesen Zahlen würde sich die Investition in den Umbau bereits nach zwei Jahren amortisieren. Weitere Kosten für Pflege zu Hause oder Wohnen im Heim kommen trotzdem noch oben drauf.

Ob sich ein Umbau lohnt, hängt auch davon ab, ob es sich um Eigentum handelt oder, ob der Betroffene dort zur Miete lebt. Der Umbau einer Mietwohnung lohne nur bedingt, sagt Mirco Theiner, Jurist und Geschäftsführer des Mieterbundes für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis.

"Zwar schreibt der Gesetzgeber vor, dass ein Umbau für barrierefreies Wohnen vom Vermieter genehmigt werden muss, doch die Kosten tragen die Mieter selbst." Zudem müsse der Bewohner auch eine Kaution hinterlegen, mit der der Rückbau der Maßnahmen bei Auszug finanziert werden könne. "Ich würde zu so einem Umbau nur raten, wenn der Vermieter im Zuge dessen auf sein Kündigungsrecht verzichtet", erklärt der Jurist.

Alternativen sind generationenübergreifende Wohnprojekte wie in Rheinbach. Der Verein "Wir - Hausgemeinschaft am Campus" hat gleich neben dem Hochschulcampus ein Gebäude mit 21 unterschiedlich großen Mietwohnungen auf 3000 Quadratmetern Wohnfläche hochgezogen. Alle Wohnungen sind barrierefrei. Das genaue Investitionsvolumen für den Bau nannte der Rheinbacher Architekt Wolfgang Macku, der zugleich Investor und Vermieter ist, bisher nicht. Nur so viel wird preisgegeben: 30 Prozent der Wohnungen sind geförderter Wohnraum.

Fördergelder vergibt das Land Nordrhein-Westfalen. "Klassische Wohnungen und Gruppenwohnungen bis zu acht Personen werden unterstützt", sagt Katja Eschmann vom Presseamt des Rhein-Sieg-Kreises auf GA-Anfrage. Potenzielle Investoren können sich beim Kreis über die Wohnungsbauförderung informieren. Dieser vergebe auch die Landesmittel, die aus einem zinsgünstigen Darlehen bestehen.

"Für die Region waren 2012 in dem Topf 50 Millionen Euro", so Eschmann. Für 2013 veranschlagt das Land 44 Millionen Euro. Bisher sei die Summe auch noch nicht erschöpft, so dass für 2013 noch Projekte gefördert werden können. "Der Kreis steht beratend zur Verfügung und hilft bei konkreten Fragen", weiß Eschmann. Alles weitere, wie ein positiv beschiedener Bauantrag, sei Aufgabe der Kommunen.

In Rheinbach ist das Mehrgenerationenprojekt bisher das einzige realisierte Vorhaben. Weitere Initiativen sind bisher nicht bekannt. Bei den Nachbarn in Meckenheim sind der Verwaltung weder Bauvorhaben noch Initiativen bekannt, die barrierefreien, seniorengerechten und/oder altersübergreifenden Wohnraum bauen wollen beziehungsweise gebaut haben.

Weitere Infos gibt es auf der Seite des Rhein-Sieg-Kreises, www.rhein-sieg-kreis.de, unter dem Stichwort "Wohnformen".

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