Ausstellung "Menschliches, allzu Menschliches" Anmutige und zerbrechliche Skulpturen

RHEINBACH · Türkis schimmert der Torso des Prometheus aus "Pate de verre". Seine Muskeln aus Glas wölben sich, kraftvoll und zerbrechlich zugleich. Die Skulptur von Maurice Legendre steht in der Vitrine mit dem Titel "Der Teil und das Ganze". Sie gehört zur Ausstellung "Menschliches, allzu Menschliches" im Glasmuseum Rheinbach, die jetzt eröffnete.

 Als Teil der Ausstellung "Menschliches, allzu Menschliches" im Rheinbacher Glasmuseum ist die Skulptur "Jona und der Wal" von Vicke Lindstrand zu sehen. Ein Ende der Schau ist noch nicht terminiert.

Als Teil der Ausstellung "Menschliches, allzu Menschliches" im Rheinbacher Glasmuseum ist die Skulptur "Jona und der Wal" von Vicke Lindstrand zu sehen. Ein Ende der Schau ist noch nicht terminiert.

Foto: Axel Vogel

Nicht viel weiter ist Kjell Engmanns "Bleu People", ein üppiger Frauentorso in tiefem Blau zu bewundern - nur vielleicht 20 Zentimeter hoch und doch alles andere als unscheinbar. "Let's dance" steht auf dem Schaukasten, in dem eine anmutige Ballerina aus leicht grün getöntem Glas anmutig ein Bein in die Höhe reckt. Die teils in Schmelztechnik, teils in Schliff gearbeitete Tänzerin kommt von Josef Welzel aus Hadamar, wo sie 1968 entstand.

Die Ausstellung mit dem Untertitel "Von Heiligen, Madonnen, Trunkenbolden und neckischen Nackten" wurde am Freitag mit einem Rundgang unter Führung der Museumsleiterin Ruth Fabritius eröffnet. Man wolle "aus eigenen Beständen eine Präsentation unter einem Thema" zeigen, sagte Fabritius.

Außerdem sind Exponate zu den Themen Mythos und Religion, der Körperlichkeit als Fragment und Ganzes, sowie Mann und Frau, Arbeit und Handwerk als Grundlage der Existenz sowie Musik und Tanz zu sehen. Überall menschliche Figuren, graviert, gemalt, geätzt oder plastisch geformt.

In einer Vitrine mit Vasen schließen sich skurrile, manchmal unheimliche Abbildungen von Zwitterwesen und Traumfiguren überwiegend in milchigen Brauntönen an. Auf einer Kristallkugel, einem Briefbeschwerer von vielleicht zehn Zentimetern Durchmesser, ist "der Triumph der Venus" im Tiefschnitt dargestellt. Die Vorlage stammt von Francois Boucher aus der Spätzeit des Barock im Jahre 1740.

Damals kursierten nicht nur Herrscherporträts, sondern auch Gläser mit derber Erotik vor allem in privaten Männerzirkeln. Menschliche Nacktheit war bis spät ins 19. Jahrhundert nur bei mythologischen Gestalten erlaubt, als Flora und Zephyr, Venus oder Luna. Erst im 20. Jahrhundert wurde der gläserne Akt aus dem Korsett des Mythologischen befreit.

Die aktuelle Studioglas-Bewegung geht künstlerisch frei damit um. Das reicht bis zu den stark abstrahierten Baccarat-Profilen eines Robert Rencontre, von denen im Rheinbacher Glasmuseum glänzende Beispiele in der Vitrine "Mann und Frau" zu finden sind. Im Rahmenprogramm der Ausstellungseröffnung interpretierte der Rheinbacher Autor, Sänger, Komponist und Glasfachschullehrer Bernd Schumacher das Thema "Menschliches allzu Menschliches" auf lokale Art.

Er erzählte Geschichten und sang Lieder aus dem Alltag über kleine Missgeschicke und Missverständnisse, etwa wie aus einem "Aerobickurs" telefonisch ein "Erotikkurs" wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort