Schützenhalle Anke Fuchs gewinnt den neunten Rhein-Hexen-Slam

RHEINBACH · Als Anke Fuchs ihren lyrischen Koffer packte und von der Kunst des Loslassens im Leben sprach in der tröstlichen Gewissheit, dass "wir das Beste sowieso immer dabei haben", hielt das ansonsten kaum zu bändigende Publikum in der Schützenhalle den Atem an.

 Auftritt außer Konkurrenz: H.H. von Hinten alias Florian Graf eröffnete den Slam.

Auftritt außer Konkurrenz: H.H. von Hinten alias Florian Graf eröffnete den Slam.

Foto: Wolfgang Henry

Und brach beim Applaus-Voting in unmissverständlichen Lärm aus: Mit der schlichten Magie ihrer Texte holte sich die versierte Poetin bei der Siegerehrung des neunten Rhein-Hexen-Slams die Trophäe, den silbernen Hexenturm-Anhänger.

Freilich strotzte nicht erst das Finale vor Sprachmagie und Spannung - wer noch keinen miterlebt hat, ist selber schuld: Der Rhein-Hexen-Slam ist Kult, und auch der neunte seiner Art übertraf sich mal wieder selbst und bescherte seinen weit über 100 Gästen einen ganzen Regenbogen an Emotionen von Nostalgie über eloquente Überspitzung von Alltagstücken bis hin zu Melancholie und leisen Zwischentönen.

Auf Einladung von "Rheinbach liest" buhlten fünf Bühnendichter und -dichterinnen um die Gunst des Publikums. Der sechste Star im Bunde war wie immer Lasse Samström, mehrfach preisgekrönter Slam-Pionier, Meister des Schüttelreims und Moderator in Höchstform. Ihm sekundierten die "Rheinbach liest"-Tausendsassas Steffi Scherer und Gerd Engel.

Als "Opener" außer Konkurrenz kam zunächst Florian H.H. Graf von Hinten auf die Bühne, die er mit einem Abgesang auf die legendäre Kneipenkultur der 80er und die letzten Flipperer eroberte.

In zwei Vorrunden machten sich dann Anke Fuchs, Sira Busch, Maximillian Humpert, Beatrice Wypchol und Julius Esser den Rheinbachern unvergesslich. Sira Busch setzte ihrer Heimatstadt Horn ein rhythmisch gereimtes Anti-Denkmal als "Stadt der Verdammten". Mit Maximillian Humpert kehrte ein Rhein-Hexen-Slammer der ersten Stunde auf die hiesige Bühne zurück und rappte über die Widrigkeiten des Lebens als "Scheiße-Magnet".

Beatrice Wypchol setzte sich deklamierend sowohl von konventionellen Schönheitsidealen als auch von den Abschiedsbrief-Metaphern ihres Exfreundes ab. Mit Julius Esser betrat ein kurzfristig eingesprungener Überraschungsgast die Bühne, der sein Publikum mit raffiniertem Wortspiel, geballter Eloquenz, parodistischem Talent und ausgereifter Vortragskunst verblüffte und im Sturm eroberte. Im Finale lieferte er sich denn auch mit Anke Fuchs ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Organisator Gerd Engel bedankte sich beim noch amtierenden Schützenkönig Rolf Mahlberg für die Einladung in die Schützenhalle. Nun müssen sie die Fans bis Oktober zum nächsten Rhein-Hexen-Slam gedulden. Dafür lädt "Rheinbach liest" bereits am kommenden Freitag, 16. Mai, zum Auftakt der Lyriktage um 15.30 Uhr ins Evangelische Altenzentrum Haus am Römerkanal.

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