Stolpersteine in Rheinbach 34 Plaketten sollen verlegt werden

RHEINBACH · Das Thema polarisierte in Rheinbach wie kaum ein anderes im vergangenen Jahr: Genau ein Jahr ist vergangen, da der Rheinbacher Rat den Antrag einer örtlichen Bürgerinitiative ablehnte, 34 Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Nachbarn in der Glasstadt zu verlegen.

Mit 18 Ja- zu 18 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung in geheimer Abstimmung fand der Vorstoß keine Mehrheit. Mit einer neuen Aufklärungsaktion will die Initiative "Rheinbacher Bürger und Bürgerinnen für Stolpersteine" eine Antwort auf die Frage geben, warum gerade in Rheinbach nach wie vor keine Stolpersteine verlegt werden dürfen - der laut Initiative einzigen stolpersteinfreien Stadt im gesamten Rhein-Sieg-Kreis.

Die Aktiven um Ingrid Schormann fordern, dass die mit einem Messingtäfelchen versehenen Gedenksteine doch noch vor 34 Häusern der Rheinbacher Innenstadt und in Wormersdorf, aus denen jüdische Mitbürger im Februar 1942 herausgeholt und deportiert wurden, in die Bürgersteige eingelassen werden können. Am Samstag, 26. April, möchte die Initiative mit einem Stand an der Ecke Weiher-/Hauptstraße zwischen 9.30 und 13 Uhr über den Stand der aktuellen Diskussion informieren.

Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig erinnert in ganz Europa an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir verlegt. Der Mann mit dem großen dunklen Hut und dem roten Halstuch hat bereits die Verlegung von 45.000 Steinen, nicht nur in Deutschland, sondern auch in 17 weiteren europäischen Ländern, möglich gemacht.

Demnigs Intention ist, den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Besonders an dieser symbolischen Verbeugung hatten die Gegner des Kunstprojektes in Rheinbach ein Problem.

"Das Thema Stolpersteine rührt zentral an der Frage, wie Rheinbach künftig mit seiner NS-Geschichte und dem Vorkriegsgeschehen umgehen will", meinte Ingrid Schormann. Darum hält es die Initiative für unverzichtbar, dass alle 34 Steine an ihrem konkreten Platz vor Ort verlegt werden müssen.

Unterstützer eines möglichen neuerlichen Vorstoßes ist SPD-Ratsherr und Bürgermeisterkandidat Dietmar Danz. "Diese Ratsentscheidung schmerzt mich noch heute", erklärte der Sozialdemokrat. "Ich finde es sehr bedauerlich, dass es nicht fraktionsübergreifend gelungen ist, für die ermordeten jüdischen Mitbürger am Ort ihres zuletzt selbst gewählten Lebensmittelpunktes Stolpersteine zu verlegen." Er wünsche sich, dass das knappe Votum aus dem vergangenen Jahr revidiert wird.

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