SPD-Lädchen in Niederkassel Seit 37 Jahren wird verkauft, erzählt und anprobiert

NIEDERKASSEL · Ein großer Awo-Lkw steht vor der Tür des hellbraunen Hauses, in dem sich das SPD-Lädchen am Gladiolenweg 99 befindet, und verlädt blaue Kleidersäcke in den großen Anhänger. Immer dienstags ist Annahme-, Abhol- und Verkaufstag, und in dem rund 100 Quadratmeter großen Raum geht es zu wie im Bienenstock.

 Trotz der vielen Arbeit gut gelaunt sind die Damen im SPD-Lädchen: (von rechts) Renate Marx, Margret Knull, Leni Hoygen, Eva Knips, Lena Wiema, Dagmar Wermke und Kundin Alexandra Duda.

Trotz der vielen Arbeit gut gelaunt sind die Damen im SPD-Lädchen: (von rechts) Renate Marx, Margret Knull, Leni Hoygen, Eva Knips, Lena Wiema, Dagmar Wermke und Kundin Alexandra Duda.

Foto: Martina Welt

Ein ständiges Kommen und Gehen, die ehrenamtlich tätigen Frauen haben alle Hände voll zu tun. Zwei der Damen sitzen gleich vorne und empfangen die Kunden. Diese bringen entweder ihre nicht mehr benötigte Kleidung vorbei oder aber suchen ein Stück, das sie günstiger erwerben möchten als in den regulären Läden. Karnevalskleidung war jüngst natürlich der Renner, und die gab es im Lädchen in allen Größen und Ausführungen.

Silberne Pailletten glitzern auf dem absolut neuwertigen Frack, den sich Alexandra Duda gerade vom Kleiderständer genommen hat. Clowns, Scheichs, Piraten, Indianer, Feuerwehr- und Polizeikostüme hängen dort, fein säuberlich nach Größen sortiert, und warten auf Kundschaft, gleich gegenüber vom Indoor-Spielplatz.

Bei Alexandra Duda wird es am Ende ihres kleinen Einkaufsbummels eine wattierte rote Jacke für die Schwiegermutter sein, die sie für wenig Geld ersteht. Der Karnevalsfrack offenbarte ihr "zu viele Problemzonen" und ging zurück an den Kleiderständer zu den anderen Kostümen.

Das Lädchen ist bereits eine feste Größe in der Stadt, ebenso wie Renate Marx (72), die 1977, ein Jahr nach der Eröffnung des ersten SPD-Lädchens im Jahr 1976, zu den Frauen hinzustieß. "Damals hatten wir Kinder und viele Sachen, die wir gerne verkaufen wollten", erinnert sie sich an die Anfänge.

Damen der ersten Stunde waren Christel Heubaum und Regina Tilgner. Inzwischen engagieren sich auch viele Frauen, die nichts mit der Partei zu tun haben, und nehmen die Kleidung an, inspizieren sie und füllen die entsprechenden Kommissionszettel aus. Darauf kommen Datum, Name und Adresse des Eigentümers sowie der Preis, von dem 20 Prozent Bearbeitungsgebühr abgehen.

Alle zwei Monate wird gnadenlos aussortiert. Die Eigentümer der Waren können dann entweder die Kleidung zurücknehmen, oder aber sie geht als Spende an karitative Organisationen wie die Kalker Kindertafel, Mäc Up, eine Organisation, die junge Mädchen betreut, die auf der Straße leben, an die Awo, die Pfadfinder und andere.

Die erwirtschafteten Überschüsse aus dem Verkauf gehen als Spende entweder an die Caritas, Kindertagesstätten vor Ort, die Musikschule, die Aids-Hilfe oder an die beiden Frauenhäuser im Kreis, berichtet Marx. Die Buchführung im Lädchen wird noch handschriftlich in Spiralblocks notiert. Das braucht Zeit, ebenso wie die Gespräche, die bei Bedarf auch mal ausführlich geführt werden. Viele der Kunden kommen regelmäßig. Sie werden von Renate Marx und Dagmar Wermke namentlich begrüßt, man erkundigt sich nach ihrem Befinden, und einen Kaffee gibt es auch, wenn die Zeit dazu da ist.

Selbstverständlich beraten die Damen ihre überwiegend weibliche Kundschaft auch bei der Kleiderauswahl, sofern das gewünscht wird: Eine Kundin entscheidet sich für Hose, Weste und Pullover. Als die Entscheidung bezüglich des passenden Gürtels schwerfällt, greift Renate Marx ein. "Nehmen Sie einfach beide mit, die kosten nichts."

Das Lädchen

Geöffnet ist das SPD-Lädchen immer dienstags (Veilchendienstag nicht) und donnerstags von 14.30 bis 18.30 Uhr. Annahme von Kleidung findet nur dienstags statt. Es werden maximal zehn Kleidungsstücke in Kommission genommen und dann zwei Monate lang angeboten.

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