Niederkassel "Rhabarberschlitten" soll wieder auferstehen

NIEDERKASSEL · Man muss nicht nur Visionen haben, man muss sie auch konsequent verfolgen - wenn nötig mit langem Atem. Das sagt sich auch Niederkassels Bürgermeister Walter Esser, der seit vielen Jahren das Projekt einer Stadtbahn verfolgt, die auf rechtsrheinischer Seite Köln mit Bonn verbinden und mitten durch Niederkassel führen soll.

Die Stadtbahn könnte auf einem langen Stück, zwischen Ranzel und Mondorf, über die Trasse des einstigen Rhabarber-Schlittens rollen. Nachdem offene Grundstücksfragen lange die Fortführung der Trasse bei Zündorf im Wege standen, könnte das Projekt jetzt wieder an Schwung gewinnen: Am Donnerstag unterschrieb Bürgermeister Esser den Aufnahmeantrag für die Stadtbahngesellschaft Rhein-Sieg mbH (SRS).

Bis die erste Tram fahren wird, dürften nach Prognose von SRS-Prokurist Karl-Heinz Dresselhaus noch rund zehn Jahre ins Land gehen. Die SRS wurde 1974 auf Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet und verfolgt vor allem das Ziel, den schienengebundenen Personennahverkehr in der Region Köln/Bonn zu koordinieren und auszubauen, sagte Prokurist Dresselhaus.

Vor allem den rechtsrheinischen Kreis haben die SRS-Leute im Visier: Bau und möglicherweise auch Betreib einer 18 Kilometer langen Stadtbahnlinie von Köln-Zündorf nach Bonn-Beuel steht bei der SRS seit Jahren ganz oben auf dem Programm. Für Walter Grau, Aufsichtsratsvorsitzender der SRS und CDU-Ratsmitglied in Köln, macht das Schienenprojekt nicht nur Sinn als Möglichkeit, dem drohenden Verkehrsinfarkt vorzubeugen. "Die Stadtbahn bietet sich an, weil hier reichlich Flächen zur Verfügung stehen", so der Verkehrspolitiker. Auch die Nähe zum Flughafen spreche für ihren Bau.

Hinzu kommt: Auf Kölner Stadtgebiet liegt mit den Gleisen der Linie 7 bereits ein großes Stück der Strecke: Bis Zündorf lässt sich bereits jetzt mit der Tram fahren. Doch dort war lange Zeit Schluss: "Über viele Jahre ruhte das Projekt wegen planungsrechtlicher Probleme", sagte Walter Grau.

Doch jetzt kommt neuer Schwung in die Sache: Geht es nach der SRS soll bald ein 1,4 Kilometer langer Streckenabschnitt hinzukommen, der von der Ortsmitte bis zur Ranzler Straße in Zündorf reicht. Der Finanzierungsantrag ist gestellt und laut SRS-Geschäftsführer Wolfgang Meyer könnte das Stück 2004 fertig sein.

Dass es dann zügig weiter über Niederkasseler Stadtgebiet in Richtung Bonn gehen kann, dafür setzte Bürgermeister Esser jetzt seine Unterschrift unter den Aufnahmeantrag. Damit übernimmt Niederkassel als 15. Gesellschafter 1,32 Prozent der SRS-Anteile. Großaktionäre sind die Städte Köln (50 Prozent) und Bonn (20,39 Prozent). Der Rhein-Sieg-Kreis hält 1,32 Prozent. Für Meyer ist die Unterschrift ein wichtiger Schritt.

Kommen könne die Bahn nur, wenn "die Rahmenbedingungen günstig sind". Dazu gehörten nicht nur Baurecht und Finanzierung, sondern auch, "dass die betreffende Kommune, durch die die Bahn fährt, Interesse zeigt".

Immerhin, so Meyer, müssen die Kommunen zehn Prozent der Kosten selber tragen. 90 Prozent übernehmen Bund und Land. Kein Pappenstiel bei einer Gesamtinvestition von 300 Millionen Mark für die 18 Kilometer lange Strecke mit ihren 21 Haltestellen. Meyer rät aber: "Man muss in kleinen Abschnitten denken."

Ehe die Stadtbahn rollt, müssen aber noch viele Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, etwa die Bedenken des Kreises. Der setzt laut SRS-Mann Dresselhaus mehr auf die Straße und auf preiswerter zu betreibende Buslinien nach Bonn. Läuft alles optimal und kommt das notwendige Geld zusammen, ergänzt sein Kollege Meyer, könnte die Stadtbahn "innerhalb der nächsten zehn Jahre realisiert werden".

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