Hilfe für Flüchtlinge in Niederkassel Pfarrer spricht von "Adventswunder"

NIEDERKASSEL · So voll ist die Auferstehungskirche in Niederkassel nur selten, stellte Pfarrer Jens Römmer-Collmann fest. Er hatte gemeinsam mit den katholischen und evangelischen Pfarrern der Stadt zu einem Informationsabend zum Thema Flüchtlingshilfe eingeladen.

 Sie sind die Ansprechpartner für die jeweiligen Arbeitsgruppen: Ilse Mutke (l.) leitet die Projektgruppe Sachspenden, Claudia Gabriel (M.) ist für die Begleitung zuständig und das Thema Schule deckt Pfarrer Römmer-Collmann ab.

Sie sind die Ansprechpartner für die jeweiligen Arbeitsgruppen: Ilse Mutke (l.) leitet die Projektgruppe Sachspenden, Claudia Gabriel (M.) ist für die Begleitung zuständig und das Thema Schule deckt Pfarrer Römmer-Collmann ab.

Foto: Martina Welt

Die Resonanz war überwältigend und überraschte nicht nur ihn. Auch die Vertreterin der Stadt Alice Neblik hatte "mit 20 bis 25 Interessenten" gerechnet. Gekommen waren mehr als 100 Niederkasseler, die helfen wollen, damit sich Flüchtlinge in der Stadt besser zurechtfinden und aufgehoben fühlen.

Allerdings sei der Gedanke, die Stadt bei der Betreuung von Flüchtlingen zu unterstützen, noch jung, informierte Römmer-Collmann die Bürger.

Zweimal habe man sich im Ökumenischen Arbeitskreis Flüchtlingshilfe bisher getroffen. "Wir wollen für die Flüchtlinge arbeiten, es gibt viele gute Ideen, die Organisationsstruktur soll so schlank wie möglich bleiben", so die Schlagworte, die der Pfarrer zunächst ausgab.

Auf sechs Arbeitskreise, denen jeweils ein Vertreter einer Kirchengemeinde zugeordnet war, sollten sich die Niederkasseler je nach Interessenlage und Fähigkeiten verteilen. Dies waren die Themen Schule, Sprache, Begleitung, Begegnungsraum, Sachspenden und Vereine.

Schon zu Jahresbeginn will die AG Schule ihre Arbeit aufnehmen und Flüchtlingskinder in die Schule begleiten, sie unterstützen bei den Hausaufgaben und bei Sprachproblemen.

Bevor sich die Arbeitsgruppen trafen, gab die städtische Sozialarbeiterin Alice Neblik grundlegende Informationen. Demnach lebten im Oktober 153 Menschen aus 22 Ländern in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften.

14 Personen seien privat untergebracht. Die Ansprüche der Menschen regele das Asylbewerberleistungsgesetz. Von den Asylbewerbern seien elf aus Syrien geflohen, zwei aus dem Irak, zwei aus Ägypten und sieben aus Afghanistan. In den vergangenen sechs Wochen habe die Stadt 22 Menschen zusätzlich aufgenommen. Die Zahlen änderten sich täglich und es sei viel Improvisation gefragt.

So sei es inzwischen nicht mehr möglich, die Menschen nach Herkunftsländern zu trennen, um Konflikte zu vermeiden. Die Stadt wünsche sich vor allem Unterstützung durch Einzelbetreuung. Zu den fehlenden Sprachkenntnissen komme oftmals mangelnde Bildung hinzu.

Auch lägen traumatische Erlebnisse hinter den Flüchtlingen, Krankheiten auch psychischer Art und die enormen Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, zählte Neblik ebenfalls auf.

Als Nachteil sieht die städtische Sozialarbeiterin auch den Umstand, dass es in keiner der drei städtischen Unterkünfte einen Gemeinschaftsraum gebe.

Die in Aussicht gestellte finanzielle Unterstützung des Bundes werde erst 2016 ausgezahlt. "Bis dahin müssen wir mit Ihrer Hilfe jonglieren", appellierte sie an die Anwesenden.

Ihre Wünsche, nach denen sie der Pfarrer befragte, sind: Begleitung der Asylbewerber, Unterstützung bei Sprachproblemen und die Integration in die ortsansässigen Vereine. Ein erstes Angebot konnte Römmer-Collmann ihr bereits machen, denn es gebe viele kirchliche Räume, die für Sprachunterricht oder andere Aktivitäten wie ein interkulturelles Café genutzt werden könnten.

Beim ersten Informationsabend wurden Adressen, Telefonnummern und Interessen und Fähigkeiten der Bürger aufgeschrieben. Eine Bürgerin erklärte sich spontan bereit, sämtliche Bürotätigkeiten für den Arbeitskreis zu erledigen. "Jetzt geht es in die konkreten Projekte", fasste der Pfarrer den Abend zusammen. Man könne einspringen, wenn der Stadt das Personal fehle, um die Menschen ausreichend zu begleiten.

Dennoch sei es notwendig, dass der Arbeitskreis von der Stadt unterstützt werde, fügte er hinzu. Den großen Andrang in seiner Kirche zu diesem Thema sah er als "Adventswunder" an.

0 Interessenten, die jetzt noch in dem ökumenischen Arbeitskreis mitarbeiten möchten, können sich auf der Homepage unter www.ev-kirche-niederkassel.de informieren. Dort soll zeitnah auch ein Spendenkonto eingerichtet werden.

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