Interview mit Helmut Esch Niederkassels Beigeordneter über den geplanten Badesee

Niederkassel · Der Tod eines 22-Jährigen am Sonntag im Rotter See hat noch einmal die Bademöglichkeiten im Rhein-Sieg-Kreis in den Fokus gerückt. Der Rotter See ist derzeit der einzige offizielle Badesee, geduldet wird das Baden zudem noch im Allner See in Hennef.

Auch in Niederkassel laufen die Planungen für einen Badesee auf Hochtouren. Dort soll der Niederkasseler See zwischen Niederkassel-Ort und Uckendorf schon in wenigen Jahren zum Baden freigegeben werden. Über den See, die möglichen Pächter und geplante Großveranstaltungen berichtet Helmut Esch, der erste Beigeordnete der Stadt.

Zwei interessierte Pächter haben sich bislang gemeldet. Wie geht es nun weiter?
Helmut Esch: Es ist richtig, dass sich zwei Interessengruppen gemeldet haben. Ein Interessent kommt aus dem weit Rechtsrheinischen, eine andere Gruppe hier aus Niederkassel. Beide haben jetzt Zeit bis nach der Sommerpause, ihr Vorhaben schriftlich zu erläutern. Dann wird man sehen, was machbar ist und was nicht.

In Niederkassel sind die Pläne aber schon weiter fortgeschritten?
Esch: Wir müssen uns natürlich Gedanken über die Anfahrtswege und den Parkplatz machen. Geplant ist die Zufahrt über die Verlängerung der Marktstraße und dann über einen auszubauenden Wirtschaftsweg. Der Parkplatz entsteht östlich der Umgehungsstraße und südlich des Sees. Somit werden keine Nachbarn durch den Parkplatz und die Zufahrt gestört.

Wie lange darf die Sand- und Kiesbaggerei dort noch auskiesen?
Esch: Die behördliche Genehmigung läuft bis zum Jahr 2022. Darin ist aber auch die Trockenauskiesung westlich der Umgehungsstraße inbegriffen. Für den Badebetrieb hätte dies aber keine Konsequenzen. Der Badebereich im südlichen Teil des Sees müsste aber entsprechend abgetrennt werden.

Ist eine Verlängerung der Auskiesung denkbar?
Esch: Das wäre möglich. Allerdings sind wir hier nicht Herr des Verfahrens, sondern der Rhein-Sieg-Kreis. Da wage ich keine Prognose.

Die Interessengruppe aus Niederkassel plant einen ganzjährigen Betrieb, unter anderem auch mit Konzerten auf dem Wasser. Ist das denkbar?
Esch: Das Vorhaben muss man sich anschauen, wenn die Interessengruppe ihre Pläne vorstellt. Davon weiß ich bislang noch nichts. Klar ist aber, dass wir aufgrund der Nachbarschaft keine Open-Air-Veranstaltungen mit 1000 Besuchern genehmigen werden.

Für was muss die Stadt sorgen, damit der Badebetrieb starten kann?
Esch: Wir sind für die Infrastruktur bis zum See zuständig. Der Pächter muss sich dann um Toiletten, Duschen, Umkleiden und natürlich den See selbst kümmern.

Bei ausgekiesten Badeseen besteht häufig die Gefahr von Algenbildung. Wie sieht es mit der Wasserqualität aus?
Esch: Da sehe ich überhaupt keine Probleme. Letztendlich ist aber der Pächter für die Wasserqualität zuständig.

Aber der See muss ja in einem gewissen Zustand übergeben werden?
Esch: Wir müssen den See natürlich vollkommen in Ordnung übergeben. Wegen der Algenbildung ist ein Gutachten zu erstellen, wie viele Personen hier später baden dürfen.

Ist die Düngung der angrenzenden Felder ein Problem für die Wasserqualität?
Esch: Zwischen der Landwirtschaft und den Wasserwerken gibt es eine sehr enge Partnerschaft. Der Nitratgehalt im Boden wird ständig gemessen, da liegen wir weit unter dem Grenzbereich. Hier sind wir gut aufgestellt, auch hier wird es keine Probleme geben.

Wie viel Geld müsste ein möglicher Pächter in die Hand nehmen?
Esch: Für die reine Basisausstattung, damit der Badebetrieb starten könnte, denke ich an rund 50 000 Euro. Der Pächter sollte klein anfangen, mit einer vernünftigen Basis, und sich dann nach und nach weiterentwickeln.

Wann ist mit dem ersten Badespaß zu rechnen?
Esch: Wenn das Konzept eines möglichen Pächters vollkommen in Ordnung ist, brauchen wir das Jahr 2014 für die Infrastruktur. Dann könnten wir 2015 loslegen. Aber das gilt nur für den absoluten Optimalfall.

Ein anderer Badebetrieb als in Troisdorf

Der Badeunfall vom Rotter See in Troisdorf hat keine Auswirkungen auf die Planungen der Stadt Niederkassel bezüglich des eigenen Badesees. Das bestätigte Bürgermeister Stephan Vehreschild gestern auf GA-Nachfrage. "Wir verfolgen hier ja von Anfang an ein ganz anderes Konzept als die Stadt Troisdorf am Rotter See", so Vehreschild.

Der Badebetrieb am Niederkasseler See soll nur in Zusammenarbeit mit einem Betreiber stattfinden. "Der zukünftige Pächter muss dann auch für die Aufsicht und Sicherheit der Badegäste sorgen", erklärte der Bürgermeister weiter.

Der Rotter See ist frei für jedermann zugänglich. Die Stadt Troisdorf hat das Baden dort nicht ausdrücklich genehmigt, duldet es jedoch . Dies soll sich auch nach dem tödlichen Unfall vom Sonntag nicht ändern. Der Niederkasseler See ist in diesem Punkt anders konzipiert. Hier soll der Zugang sowie das Baden durch den Pächter geregelt und beaufsichtigt werden.

Zur Person

Helmut Esch ist 57 Jahre alt und seit 2001 Beigeordneter der Stadt Niederkassel. Der Verwaltungswirt ist verheiratet, hat vier Töchter und lebt in Rheidt.

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