Wände aus Zeitungspapier In Mondorf entsteht ein mehrgeschossiges Haus aus Holz

NIEDERKASSEL · Riesige vorgefertigte Wände lagern in der Fertigungshalle der Zimmerei Stocksiefen im Mondorfer Gewerbegebiet. Sie warten darauf, mit Sattelschleppern zum Grundstück "Auf dem Wingert" transportiert zu werden, wo das erste mehrgeschossige Haus des Rhein-Sieg-Kreises in Holzrahmenbauweise entstehen soll. Darunter kann man sich eine moderne Fachwerkkonstruktion vorstellen.

 So geht Fachwerk heute: In Mondorf entsteht ein mehrgeschossiges Haus aus Holz.

So geht Fachwerk heute: In Mondorf entsteht ein mehrgeschossiges Haus aus Holz.

Foto: Martina Welt

Das Gebäude wird sechs 65 bis 75 Quadratmeter große Wohnungen beherbergen. Geschäftsführer und Zimmermeister Heiner Stocksiefen hat jedoch ein weiteres Anliegen: Mit diesem Projekt will er die Holzkonstruktion auch im Rhein-Sieg-Kreis und in der Region populärer machen. "Was nur 200 Kilometer weiter südlich Normalität ist, tut sich in unserer Region schwer", berichtet Stocksiefen, der bereits seit 2006 Häuser aus Holz baut - allerdings bisher nur Einfamilienhäuser.

Jetzt sollen sechs Parteien Platz finden in dem Objekt, das wegen der atmungsaktiven Wände mit Zellulose-Dämmung ein besonders angenehmes Raumklima bieten werde. Chemische Werkstoffe gibt es nicht. Die Dämmung besteht aus geschreddertem Zeitungspapier, Thermohanf und einer abschließenden Vollholzplatte im Innenbereich, die es ermöglicht, an jeder Stelle eine Schraube zu befestigen.

Dabei wird man dem modernen Mehrfamilienhaus, dessen Keller soeben entsteht, am Ende nicht ansehen, dass die Hülle komplett aus natürlichen Materialien sowie Fichten- und Tannenholz besteht, denn von außen wird ein Putz aufgetragen. "Bei einem Einfamilienhaus dauert es lediglich drei Tage, bis der Rohbau regendicht steht", erläutert der Sohn des Geschäftsführers, Benjamin Stocksiefen, einen weiteren Vorteil der Holzbauweise. Er leitet die Sparte der Holzhäuser und ist in der vierten Generation im Familienbetrieb dabei. Neben dem Imageproblem waren auch die Brand- und Schallschutzauflagen eine Herausforderung, die zunächst bewältigt werden mussten, bevor diese noch eher seltene Bauweise in dieser Region genehmigt wurde. Von der Beständigkeit stehe das Holzhaus einem Massivhaus in nichts nach, beteuert Heiner Stocksiefen. Eine Lüftungsanlage kann man sich außerdem sparen, trotz des hohen Energiestandards nach Kfw 70, den die atmungsaktiven Wände bieten.

Am 23. Februar werden nach aktuellen Planungen die ersten der rund acht Meter mal 2,80 Meter großen und 800 bis 1200 Kilogramm schweren Holzwände zur Baustelle transportiert, ineinandergesteckt und verschraubt. Die computergesteuerten unterschiedlichen Maschinen leisten millimetergenaue Maßarbeit in der Werkshalle und werden nur von einem der insgesamt zwölf Beschäftigten in der Zimmerei Stocksiefen bedient. "Wenn alles glatt läuft, ist auch unser Mehrfamilienhaus schon in der ersten Märzwoche regendicht aufgebaut", hofft Benjamin Stocksiefen.

Das Interesse in Niederkassel ist da, denn am vergangenen Wochenende nutzten 36 Bürger die Möglichkeit, die Fertigung der Wände in der Werkstatt zu begutachten.

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