Friedensgebet in Niederkassel "Gewalt kann niemals der Wille Gottes sein"

NIEDERKASSEL · Christen und Muslime haben am Mittwochabend in Niederkassel gemeinsam für Frieden gebetet. Mehr als 200 Menschen beider Konfessionen bildeten eine menschliche Lichterkette zwischen Kirche und Moschee.

 Las in der Moschee aus der Bergpredigt: Der Pfarrer der Emmauskirche, Christoph Eitmann, während des Friedensgebets.

Las in der Moschee aus der Bergpredigt: Der Pfarrer der Emmauskirche, Christoph Eitmann, während des Friedensgebets.

Foto: Andreas Dyck

Mit dem gemeinsamen Friedensgebet wollten sie ein Zeichen setzen gegen Hass, Terror und Gewalt. Ein Pfarrer betet unter dem muslimischen Halbmond, ein Imam betet unter dem christlichen Kreuz. In Zeiten, in denen vielerorts der Kampf der Kulturen, Fremdenhass und Misstrauen gepredigt werden, war dieses Bild ein herausragendes Zeichen für den Frieden, das Muslime und Christen in Niederkassel gemeinsam setzten.

Die evangelische Emmausgemeinde hatte zusammen mit den Niederkasseler Katholiken und der benachbarten Selimiye Moschee zu einem überkonfessionellen Friedensgebet eingeladen.

Zunächst wurde in der Emmauskirche gebetet. Anschließend bildeten Christen und Muslime eine Lichterkette von der Kirche zur benachbarten Moschee. Dort fand der zweite Teil des Miteinanders statt. Zum Anlass dafür nahmen die Gläubigen zum einen Krieg und Terror im Nahen Osten, wie etwa durch den "Islamischen Staat", zum anderen Rassismus und Ausländerhass in Deutschland, der sich in besonderem Maße gegen Muslime richtet.

Christoph Eitmann, Pfarrer der Emmauskirche, zitierte die Bergpredigt, um sich gegen Hass und Gewalt zu positionieren. "Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen", ist dort zu lesen. Menschen würden immer in der Gefahr stehen, ihren Machtanspruch mit dem Willen Gottes zu rechtfertigen.

"Doch Gewalt und Kriege können niemals der Wille Gottes sein", so Eitmann. Für den Frieden beteten auch der katholische Pfarrer Heribert Krieger sowie Imam Erdogan Elen. Letzterer bat darum, dass Gott die Gläubigen Vergebung lehre. Die Muslima Saniya Balkozak aus Rheidt, die an dem Friedensgebet teilnahm, sprach sich für ein stärkeres Miteinander zwischen Christen und Muslimen aus. "Ich wünsche mir, dass wir mehr miteinander machen können, uns treffen und austauschen", sagte sie. Man könne nicht nur in Sachen Religion und Glaube voneinander lernen, sondern etwa auch miteinander kochen.

Doris Hoffmann war zu Besuch aus Hürth und wollte ebenfalls ein Zeichen setzen. "Wir müssen aktiv werden, um gegen menschenverachtende Tendenzen vorzugehen", sagte sie. Besonders erschreckt zeigte sie sich, wie über Ausländer und Fremde gesprochen werde.

Das unterstrich Ahmet Özel, Vorsitzender der Selimiye Moschee. Es schmerze ihn, wenn der Islam mit Terror zusammengebracht würden. "Wir haben doch alle hier das Ziel, dass Christen und Muslime friedlich zusammenleben", sagte er.

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