Chlorgas-Austritt in Niederkassel Evonik gibt Entwarnung

NIEDERKASSEL · Schreck in der Abendstunde: Gegen 19.20 Uhr heulten am Dienstag alle Sirenen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis wegen einer Chlorgaswolke in Niederkassel. Um kurz vor 21 Uhr war dann klar: Entwarnung, keine Gefahr für die Bevölkerung, keine Verletzten.

Angefangen hatte alles um 19.10 Uhr. In der Biodieselproduktion der Firma Evonik in Niederkassel-Lülsdorf hatte es einen Störfall gegeben. Bei Wartungsarbeiten in der sogenannten Elektrolyse war Chlorgas freigesetzt worden.

Laut Evonik-Standortleiter Gerhard Wolter hatten Mitarbeiter als erste den Chlorgeruch wahrgenommen. Sofort eingeleitete Messungen hatten allerdings keine Werte erbracht.

Dennoch wurde automatisch Großalarm ausgelöst. Feuerwehreinheiten aus dem Rhein-Sieg-Kreis fuhren zum Werk, Rettungswagen standen Schlange, ohne dass sie etwas zu tun gehabt hätten. Die Löscheinheiten brachten die Schläuche in Position und legten einen Wasserschleier, um zu verhindern, dass die Chlorwolke weiterzieht.

Der Chlorgas-Austritt in Niederkassel
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Werksfeuerwehrchef Christian Waidele sagte: "Die Behörden wurden vorsorglich offensiv informiert. Wir haben mit 35 Wehrleuten die Leckage erfolgreich abdichten und einen Teil der Wolke mit Löschwasser niederschlagen können." Die Messungen seien an keiner Stelle bedenklich oder gesundheitsschädlich gewesen, so Waidele.

Zwischenzeitlich war offenbar ein Teil der Chlorgaswolke Richtung Uckendorf gezogen. Die Feuerwehr ließ sofort über die Medien verbreiten, dass die Bürger rund um Lülsdorf die Fenster und Türen geschlossen halten und die Häuser nicht verlassen sollen.

Auch wenn am Dienstagabend noch nicht abschließend geklärt war, wie es zu dem Zwischenfall während der Wartungsarbeiten kommen konnte, sagte Standortleiter Wolter: "Ich möchte betonen, dass wir den Vorgang außerordentlich bedauern. Wir werden alles tun, um die Ursache des Störfalles zu ergründen."

Unterdessen nahm die Feuerwehr des Rhein-Sieg-Kreises mit ihren Spezialinstrumenten eigene Luftmessungen vor. Und gab schließlich Entwarnung. Feuerleitstellenchef Dietmar Klein meldete gegen 21 Uhr: "Alles unter Kontrolle keine kritische Meldung." Südlich von Lülsdorf waren sechs Messtrupps der Feuerwehr unterwegs gewesen.

Wie Klein erläuterte, sei zwar Chlorgeruch zu riechen gewesen, aber unterhalb der Nachweisgrenze der Messinstrumente geblieben. Laut Evonik-Werksleiter wirkt das Gas Chlor reizend oder in höherer Konzentration ätzend. Bei dem Vorfall am Abend seien aber letztlich keine Konzentrationen freigesetzt worden, die in irgendeiner Weise gesundheitsschädlich wirkten.

Evonik hat am Abend zusätzlich ein Bürgertelefon eingerichtet. Die Nummer lautet 02208/69230.

Chlorgas

Bei der Inhalation von Chlorgas kann es zu Reizungen der Schleimhäute kommen. Außerdem können Bluthusten, Atemnot und Lungenschäden die Folge sein. Bei extrem hoher Konzentration ist Chlorgas tödlich.

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