Verlegung der Strecke in Niederkassel CDU und Grüne wollen keine Debatte über Industriegleis

NIEDERKASSEL · Die Diskussion um die mögliche Verlegung des "Rhabarberschlittens" ist vorerst vom Tisch. Die SPD stellte im Verkehrs- und Planungsausschuss des Kreises ihren Antrag zurück, das von der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) betriebene Industriegleis anders zu führen.

 Güterzug in Niederkassel: Im Durchschnitt fährt täglich eine Bahn zu Evonik nach Lülsdorf. Die RSVG betreibt die Strecke.

Güterzug in Niederkassel: Im Durchschnitt fährt täglich eine Bahn zu Evonik nach Lülsdorf. Die RSVG betreibt die Strecke.

Foto: Martina Welt

Wie berichtet, haben die Sozialdemokraten eine neue Trasse ins Spiel gebracht, die weiter nördlich zwischen Lülsdorf und Spich oder Wahn gebaut wird. Doch der Ausschuss will zunächst den Entwurf des Bundesverkehrswegeplans abwarten. Auf dieser Grundlage könnten sich dann Pläne für eine neue Rheinbrücke zwischen Wesseling und Niederkassel konkretisieren. Weil dabei auch neue Schienenverbindungen entstehen sollen, will die Kreispolitik das Thema Güterverkehr erst dann genauer betrachten.

Bislang fährt durchschnittlich einmal täglich eine Industriebahn zwischen Troisdorf und Evonik in Lülsdorf. Die Trasse basiert auf der vor rund 100 Jahren in Betrieb genommenen Kleinbahn Siegburg-Zündorf, im Volksmund "Rhabarberschlitten" genannt. Der Personenverkehr wurden Mitte der 60er Jahre eingestellt. Die heutige Industriebahn schlängelt sich auf einer Distanz von 16 Kilometern teilweise über Straßen und nah an Häusern durch die Landschaft. Viele Bahnübergänge haben keine Schranken.

Gedanke der SPD war es, die Strecke weiter nördlich mit der möglichen neuen Querverbindung zwischen der ins Auge gefassten Rheinbrücke und Troisdorf zu bündeln - auch vor dem Hintergrund, dass Evonik mit der Duisburger Hafen AG (Duisport) in Lülsdorf ein neues Containerterminal bauen will.

Die dafür gegründete Entwicklungsgesellschaft nimmt zum 1. Januar ihre Arbeit auf. Nach Angaben der Kreisverwaltung wird sich durch das Containerterminal das Aufkommen an Güterzügen jedoch kaum erhöhen: Demnach fahren dann täglich zwei Bahnen statt wie bisher eine. Haupttransportwege seien der Rhein und Straßen, so die Kreisverwaltung unter Berufung auf Evonik und Duisport. Das hänge aber auch mit den "schwierigen Transportbedingungen" auf der Schiene zusammen: Für die 16 Kilometer vom Werksgelände der Evonik zum DB-Anschlussgleis in Oberlar benötigt ein Zug eine Stunde.

CDU und Grüne machten im Ausschuss keinen Hehl daraus, dass sie den SPD-Antrag kritisch sehen. Sie störten sich an seinem Zungenschlag, denn die Trasse des "Rhabarberschlittens" könnte zumindest zwischen Mondorf und Lülsdorf für die rechtsrheinische Uferbahn benötigt werden - ein Zukunftsprojekt, für das bereits heute die politischen Weichen gestellt werden. Die Idee, das Gütergleis stillzulegen, konterkariere diese Bemühungen, warnte Martin Metz (Grüne). "Die Zeiten, in denen man Bahnstrecken stillgelegt hat, sind Gott sei Dank vorbei", erklärte Oliver Krauß (CDU).

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