Ausbaupläne der Evonik am Standort Lülsdorf Bürger fürchten Verkehrskollaps

NIEDERKASSEL-LÜLSDORF · In direkter Nachbarschaft zum Evonik-Standort in Lülsdorf hatte die SPD eingeladen, um über die Erweiterungspläne des Chemie-Giganten zu informieren. Das Interesse der Niederkasseler war groß.Rund 150 Bürger folgten der Einladung in die Rotunde des Schulzentrums Nord und hofften auf detailliertere Informationen.

 Die Luftaufnahme zeigt das Evonik-Werk in Lülsdorf.

Die Luftaufnahme zeigt das Evonik-Werk in Lülsdorf.

Foto: Evonik Industries

Trotz des prominent besetzten Podiums mit dem Geschäftsführer der duisport agency gmbh, Volker Schmitz, und dem Leiter des Evonik-Werks in Lülsdorf Gert Wolter, sowie dem Betriebsratsvertreter Dirk Müller, dem Leiter der RSVG, Michael Reinhardt, und den beiden SPD-Politikern Sebastian Hartmann und Achim Tüttenberg wurde diese Hoffnung der Bürger am Ende nicht erfüllt.

Aktuell befinde man sich noch ganz am Anfang der Planungen und konkrete Fragen, wie die nach den Firmen, die sich auf den rund 50 Hektar Brachland ansiedeln werden oder den Auswirkungen auf die Verkehrsanbindung zu Wasser, auf der Schiene und auf der Straße, konnten nur angedeutet werden. "Raum für Bürger" wollte die SPD in diesem frühen Stadium schaffen.

Was am Ende der Veranstaltung blieb, war viel Raum für Spekulationen und Ängste, angesichts der noch ungewissen Veränderungen, die das bevorstehende Joint Venture mit sich bringen könnte. Viel schlauer waren die Bürger am Ende nicht, sie konnten jedoch mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass man sich bemüht, sie in den Entscheidungsprozess einzubinden.

Kritische Fragen wurden gestellt

Die Stimmung im Saal blieb während der zweistündigen Veranstaltung sachlich, auch wenn sehr kritisch Fragen gestellt wurden angesichts eines drohenden Verkehrskollapses oder aber gefährlicher Güter, die dann in nächster Nähe zur Wohnbebauung mit dem Güterzug in Richtung Troisdorf transportiert werden könnten.

Gerd Wolter, Leiter des Lülsdorfer Werks, erinnerte an Zeiten, in denen 1400 Beschäftigte am Standort arbeiteten. Heute seien es nur noch rund 500, und diese Zahl gelte es zumindest zu halten, forderte auch der Betriebsratsvorsitzender der Evonik, Dirk Müller.

Noch in diesem Jahr soll die neue Firma als Joint Venture zwischen Evonik Industries und der Duisburger Hafen AG gegründet werden. "Ihre Aufgabe ist es, freie Flächen zu vermarkten sowie die Logistik zu betreiben", erläuterte Wolter.

Mit der Logistik ist das trimodale Containerterminal in Lülsdorf gemeint, das sowohl die Schifffahrt, die Bahn als auch die Straße nutzen wird. Schmitz konkretisierte, dass der Schwerpunkt des Containerterminals auf dem Wasser liege. "Wir brauchen alle mehr Binnenschifffahrt, mehr Schienenverkehr und weniger Lkw", forderte Schmitz.

Schienenübergänge sollen sicherer werden

RSVG-Geschäftsführer Michael Reinhardt führte aus, dass die Verkehrsgesellschaft in diesem Jahr fast 900.000 Euro investiere, auch um die Übergänge an der Schiene sicherer zu gestalten. "Uns ist es wichtig, dass sich die Anzahl der aktuell nur zwei Fahrten des Güterzuges nicht erhöhen wird.

Wir stehen für sichere Strecken und wollen es mit den Anwohnern verträglich gestalten", sagte Reinhardt. Zu möglichen Entlastungen auf der Straße skizzierte Tüttenberg die aktuelle Situation. Die nördliche Umgehungsstraße um Niederkassel sei fertiggestellt, die von Mondorf nach Sieglar im Bau. Für den südlichen Teil der L269n fehle das Baurecht.

Er rechne in einem halben Jahr mit dem Planfeststellungsbeschluss, und dann müsse das Geld bereitgestellt werden. Die Anbindung von Sieglar zur A59 sei baurechtlich abgeschlossen, auch hier fehle noch die Finanzierung, und im Norden könne es möglicherweise eine Anbindung an die A59 über den Kreisverkehr Richtung Libur an der geplanten Raststätte geben.

Der Druck dazu erhöhe sich auch wegen der 2400 geplanten Wohneinheiten in Zündorf und weiterer 2000 Wohneinheiten in Porz.

Auch die Rheinbrücke nördlich von Lülsdorf könnte Entlastung schaffen. Hier stellte Hartmann eine mögliche neue Priorisierung der Rheinbrücke im Bundesverkehrswegeplan in Aussicht. "Das ist jedoch ein objektives Verfahren und hat nichts mit politischer Teppichhändlerrunde zu tun."

Alle Beteiligten appellierten an die Bürger, die Erweiterung nicht nur kritisch zu sehen, sondern auch als Chance für die Region. Eine weitere Gesprächsrunde kündigte Tüttenberg für nächstes Jahr an.

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