Prähistorische Funde in Niederkassel Als die Römer auf die Germanen trafen

NIEDERKASSEL · Bei Niederkassel finden die Archäologen mögliche Antworten auf viele Fragen: Es sind die Teile von Flaschen, Schüsseln und Schalen sowie Fibeln (Gewandspangen) und Gürtelhaken beziehungsweise Schwertknöpfen: Sie lassen Rückschlüsse auf die Siedlungen und die Bewegungen unterschiedlicher Kulturstämme in prähistorischen Zeit - also noch vor Christi Geburt - zu.

 Die Funde präsentierten (v.l.) Erich Claßen, Leiter der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, mit den Archäologen Klaus Frank und Franz Kempken.

Die Funde präsentierten (v.l.) Erich Claßen, Leiter der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, mit den Archäologen Klaus Frank und Franz Kempken.

Foto: Martina Welt

Rund 2600 Jahre alt ist der Siedlungsplatz, den die Archäologen im Auftrag des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und dessen Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland bei Niederkassel ausgemacht haben. Die beiden Archäologen Klaus Frank und Franz Kempken stellten ihre Funde jetzt in der Außenstelle des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege in Overath einem fachkundigen Publikum vor.

Gegraben wurde auf der Trasse der neuen Ortsumgehung um Niederkassel, die komplett von den Archäologen begangen und ausgemessen wurde. Danach habe es eine erste Einschätzung gegeben, berichtete Kempken, bevor dann punktuell Grabungen vorgenommen worden seien.

40 bis 50 Großmarktkisten füllten sich im Laufe der Grabungsarbeiten und bekräftigten somit die vielen Wanderbewegungen im Rheinland. Kelten, Römer und Germanen trafen auch bei Niederkassel aufeinander. Die Erforschung der Wanderungen wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Ausgangspunkt im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis waren die "Kontakte" der Römer mit den dort lebenden Germanen, erläuterte Kempken die historischen Hintergründe. Auch keltische Eburonen hatten sich im rechtsrheinischen Niederkassel niedergelassen und deren Land wurde ebenfalls von den Römern im Jahr 53 vor Christus komplett verwüstet.

Der römische Feldherr Gaius Julius Cäsar, der die Legionen anführte, habe jedoch keine dauerhafte Infrastruktur im Rheinland installiert. Nach dessen Ermordung wurde Gaius Octavian zum Kaiser Augustus gekrönt. Zu seinen Günstlingen zählte der römische Feldherr Varus, der bei seinem Feldzug gegen Germanien in der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr neun nach Christus eine finale Niederlage einstecken musste. Die Grenzen im Rheinland manifestierten sich.

Aus dieser Zeitspanne stammen die meisten der aktuellen Funde, die allesamt weitere Bausteine für das große Puzzle der Vergangenheit bilden, das die Archäologen noch lange nicht zusammengesetzt haben. "Rechtsrheinisch hat sich bis zum Jahr 2000 kaum einer mal gebückt", merkte Klaus Frank an.

Er tat es und fand einen ganz besonderen Gürtelhaken aus der Früh-Latènezeit etwa 400 vor Christus in Niederkassel. Die Form der Blattkrone gebe es nur im Rheinland, so Frank. Die Schnalle wird im LVR-Landesmuseum in Bonn ausgestellt. Vor allem im Bereich Lülsdorf und Wesseling habe es schon mehrere Funde dieser Art gegeben, erzählt Frank.

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