Betreuungsplatz in den Ferien Alleinerziehende Mutter aus Niederkassel kämpft vergeblich

NIEDERKASSEL · Es war eine Mitteilung der Verwaltung im jüngsten Niederkasseler Jugendhilfeausschuss, die für Diskussionen gesorgt hat. Diese entwickelten sich allerdings eher ungünstig für die betroffene Mutter Nina Müller (Name von der Redaktion geändert), die - ohne Rederecht - die Debatte auf den Zuschauerrängen verfolgte.

 Einen Betreuungsplatz für ihre Tochter sucht eine alleinerziehende Mutter aus Niederkassel.

Einen Betreuungsplatz für ihre Tochter sucht eine alleinerziehende Mutter aus Niederkassel.

Foto: Martina Welt

Darum ging es: Müller ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Ihr Sohn ist fünf Jahre und zehn Monate alt, seine kleine Schwester hingegen erst zwei Jahre und acht Monate. Das Problem der Mutter: Sie ist voll berufstätig, hat derzeit Urlaubssperre und benötigt daher dringend Betreuung für die beiden Kinder in der Zeit vom 7. bis zum 25. Juli. Das ist nämlich die Zeit, in der die Kita Schengfeld, die beide Kinder aktuell besuchen, Sommerferien macht. Die Großeltern können in diesem Jahr altersbedingt nicht einspringen, die Situation entwickelt sich immer mehr zu einem Notfall.

Zwar war es unkompliziert, für ihren Sohn, der ein so genanntes Ü 3-Kind (über drei Jahre alt) ist, einen Platz für die drei Wochen in der Einrichtung Langgasse zu bekommen. Bei der unter dreijährigen Tochter sagte das Jugendamt kategorisch Nein. Warum das so ist, erläuterte die Beigeordnete Mechthild Schlösser-Macke im Ausschuss. Der Betreuungsvertrag beinhalte keinen Anspruch auf Betreuung während der Schließzeiten. Insbesondere die kleinen U 3-Kinder würden aus pädagogischen Gründen nicht während der Ferien in einer anderen Einrichtung betreut.

"Wir haben dann, die Not der Mutter sehend, die keinen Urlaub bekommt, die Vermittlung zu einer Tagesmutter in die Wege geleitet", leider habe es bis heute keinen Kontakt zwischen Mutter und Tagesmutter gegeben, führte Schlösser-Macke weiter aus. Die Bedenken aus pädagogischer Sicht erläuterte Sabine Koch, die für die Kitas zuständige Sachbearbeiterin: Es gebe bei den kleinen Kindern eine lange Eingewöhnungsphase über mehrere Monate, das sei wichtig für die Bindungsqualität in den ersten Lebensjahren. Pädagogisch nicht vertretbar sei es daher, ein Kind unter drei Jahren für kurze Zeit in eine andere Einrichtung zu geben.

Schlösser-Macke befürchtete zudem, dass mit diesem Präzedenzfall eine Lawine losgetreten werde, die nicht zu stoppen sei. "Wir sind zwar sehr familienfreundlich, aber können kein Rundum-sorglos-Paket bieten", fasste Schlösser-Macke zusammen. Auch Jugendamtsleiter Marc Serafin verwies auf die Qualitätsstandards des Eingewöhnungsmodells. "Für uns ist es ziemlich neu, so kleine Kinder in so großer Zahl zu betreuen", da sei es ein gutes Prinzip, eher defensiv heranzugehen.

Die Mutter selbst skizzierte ein völlig anderes Bild gegenüber dem GA. Sie habe mit beiden Kindern in der Kita Langgasse einen Schnuppertag gemacht. "Meine Tochter fühlte sich dort sofort wie zu Hause, weil sie ihren Bruder an der Seite hatte", berichtete sie. Zudem sei ihre Tochter nur bis zum 1. August U 3-Kind, da sie vor Oktober drei Jahre alt werde und somit ab dem 1. August als über Dreijährige geführt werde. Es handele sich also um 25 Tage, die ihre Tochter zu jung sei, um in einer alternativen Einrichtung gemeinsam mit ihrem Bruder für drei Wochen untergebracht zu werden.

Die Tagesmutter sei ihr erst im Juni vorgeschlagen worden, führte sie aus. Das Jugendamt Niederkassel habe dieses erst auf Anraten des Landesjugendamtes, mit dem sie sich auch in Verbindung gesetzt habe, getan. Ihrer Meinung nach sei es für ihre Tochter ungleich einfacher, die drei Ferienwochen in einer Kita, in der sie schon einige Kinder kenne und gemeinsam mit ihrem Bruder untergebracht sei, zu verbringen, als bei einer fremden Tagesmutter in fremder Umgebung in Lülsdorf.

Die Mutter möchte ihr Anliegen in der konstituierenden Ratssitzung am morgigen Dienstag, 1. Juli, vorstellen.

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