Feuer im Asylbewerberheim in Much "Wir halten Sie für gefährlich"

MUCH/BONN · Der Mann auf der Anklagebank vor der Bonner Jugendstrafkammer hat den Richtern die Wahrheitsfindung schwer gemacht. So wie er zuvor Mitbewohnern und Mitarbeitern in dem Asylbewerberheim in Much-Niederheiden das Leben schwer machte: Er randalierte, er bedrohte alle und jeden, er zerstörte Mobiliar, und am 2. September 2013 legte er auch noch Feuer.

Die Antwort des Gerichts: Er muss nicht nur für zweieinhalb Jahre hinter Gitter, sondern wird überdies in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht, weil er an mangelnder Affektkontrolle leidet. Denn, so erklärte ihm Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen: "Wir halten Sie für gefährlich." Und: Es sei ein "hartes Stück Arbeit" gewesen, den Fall zu klären, hielt ihm der Richter vor: "Sie haben Ihre wahre Identität verschleiert." Der Mann aus Nordafrika hatte schon auf seinem Weg nach Deutschland in Griechenland seinen Pass vernichtet, um unter falschem Namen als deutlich Jüngerer hier Asyl zu beantragen. Denn er wusste: Dann kann er nicht so schnell abgeschoben werden. Tatsächlich durfte er mit einer Duldung bleiben, nachdem sein Asylantrag 2011 abgelehnt worden war. Erst nach mühsamer Recherche fand das Gericht am dritten Prozesstag heraus: Der Angeklagte ist mindestens 24 und aus Algerien.

Was er in dem Heim alkoholisiert anrichtete, nannte der Richter "bodenlos". Und: "Er war für die anderen eine Zumutung und machte allen das Leben zur Hölle." So drohte der Angeklagte immer wieder mit Selbstmord, verletzte sich selbst, rief den Notruf, zertrümmerte sein Zimmer und drohte, das ganze Dorf niederzubrennen, wenn er nicht bekam, was er wollte. "Es gab Tage, da war die Polizei nur seinetwegen im Einsatz", so der Richter.

Vor allem für Heimbewohner, die aus Kriegsgebieten geflohen seien, müsse das Verhalten des Angeklagten "der reinste Horror" gewesen sein. Und dann brannte es am 2. September tatsächlich. Er hatte eine Bettdecke angezündet und war selbst in den Wald geflüchtet. Erst tags drauf wurde er nach einem Polizeieinsatz mit Hubschraubern gefunden.

"Er nahm billigend in Kauf, dass das ganze Haus Feuer fängt", so der Richter. Die Serie der Taten zeige, wie gefährlich er sei. Denn wenn er mit Situationen nicht klar kommen, entlade sich das durch aggressives verhalten. "Das nimmt unter Alkohol katastrophale Züge an", sagte der Richter. Deshalb dürfe er auch nicht unbehandelt raus. "Wir werden nicht abwarten, bis das Heim wirklich brennt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort