Milchbauern und Landwirtschaftsverband im Rhein-Sieg-Kreis "Wir haben hier gar keine Krankheitsprobleme"

RHEIN-SIEG-KREIS · Milchbauern im Kreis und Landwirtschaftsverband wehren sich gegen einen Fernsehbericht über ausgemergelte "Turbokühe".

 Gesund und robust: Eine Milchkuh in Much.

Gesund und robust: Eine Milchkuh in Much.

Foto: Wimmeroth

Picobello aufgeräumt und sauber liegt der Hof von Marc Färfers am Rand von Much-Hohn. Auf einer kleinen Anhöhe liegt ein großer, lichtdurchfluteter Stall. Kühe stehen oder liegen wiederkäuend herum oder schauen sich neugierig die zahlreichen Besucher in der Stallgasse an.

Medienvertreter, Neunkirchen-Seelscheids Bürgermeisterin Nicole Sander, Muchs Bürgermeister Norbert Büscher, Vertreter des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes sowie ein Dutzend Milchbauern sind zur Besichtigung angereist.

Links von der großen Scheune stehen weitere Milchkühe auf einer Weide, genießen das schöne Wetter, knabbern am Gras und staunen in Kameraobjektive. Sie können sich ganz nach Lust und Laune zwischen Weide und Stall bewegen. Laufstall nennt sich das. 120 Stück Milchvieh zählt Färfers' Herde.

120 von rund 13.000 Milchkühen, die sich auf 230 Betriebe im Rhein-Sieg-Kreis verteilen, so Tierarzt Michael Thumes. Er hat sich auf Rindermedizin spezialisiert und weiß, dass es den Kühen im Kreis gut geht. Färfers und seine Berufskollegen und nicht zuletzt der Rheinische Landwirtschaftsverband waren bestürzt, nachdem das Südwestfunk-Fernsehen eine Sendung über übelste Zustände in einem Milchhof gezeigt hatte mit durch Hochleistung krank gewordenen, abgemagerten Kühen.

"Turbokühe", die rund 9000 Liter Milch im Jahr liefern und zu Lasten der Milchleistung krank werden. Das mögen Bezirks- und Kreisbauernschaftsvorsitzender Theo Brauweiler und seine Bauern gar nicht gerne hören. Thumes vergleicht das mit kranken Menschen: Die könnten schließlich auch keine Hochleistung bringen.

Brauweiler: "Nur gesunde Tiere können Leistung bringen. Und wir Landwirte legen Wert auf Tiergesundheit und Tierhygiene." Tatsache sei, so die Milchbauern, dass Gesundheit und Lebensdauer der Tiere längst im Vordergrund der Rinderzucht stünden. Eine einseitige Fokussierung auf die Milchleistung entspreche nicht den heutigen Zielen der Züchtung, was der Deutsche Bauernverband bereits vor der Sendung klarstellte.

Wie der Verband weiter sagt, haben die deutschen Milchbauern laut "Konjunkturbarometer Agrar" zuletzt zwischen drei und vier Milliarden Euro in den Um- und Neubau von Boxenlaufställen und moderne Stalltechnik investiert.

In NRW sollen nach Angaben des Verbandes inzwischen mehr als drei Viertel des Milchkuhbestandes die Vorteile der modernen Laufställe genießen. Färfers: "Nur gesunde Kühe sind für uns interessant." Sein Kollege Georg Knecht ergänzt: "Wir haben hier gar keine Krankheitsprobleme trotz hoher Milchleistung. Es liegt überhaupt nicht in unserem Interesse, Kühe ausmergeln zu lassen.

Etwa fünf Jahre liefern die Kühe Milch, durchschnittlich werden sie acht Jahre alt, sagen die Bauern. "Das ist die ganz normale Kuhhaltung", ergänzt Bauernvize Wilhelm Noll, "seit mehr als zehn Jahren haben wir hier robuste und gesunde Kühe, und das wird auch so bleiben. Auch wenn wir Bauern solche Berichte schwer zu verdauen haben."

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