Taschengeldbörse "MeckJob" Win-win-Situation für Jung und Alt

MECKENHEIM · Öfter mal ins Kino gehen und für den Führerschein sparen - groß sind Helenes Wünsche nicht. Um sich ihr Taschengeld aufzubessern, übernimmt die 16-Jährige seit einem Jahr Aufträge, die sie über die Taschengeldbörse "MeckJob" erhält.

 Das Konzept ist einfach: Die Jugendlichen erklären den Älteren, wie man einen Computer bedient und bessern sich so ihr Taschengeld auf. Nebenbei wird das Verständnis zwischen den Generationen gefördert.

Das Konzept ist einfach: Die Jugendlichen erklären den Älteren, wie man einen Computer bedient und bessern sich so ihr Taschengeld auf. Nebenbei wird das Verständnis zwischen den Generationen gefördert.

Foto: dpa

"Ich hatte schon viele Jobs", sagt Helene. Zuerst habe sie vor allem Computerhilfe geleistet, zum Beispiel E-Mail-Konten eingerichtet. Während des Krankenhaus-Aufenthalts einer Kundin habe sie sich dann um deren Garten gekümmert. Rasen gemäht habe sie zuvor noch nie, aber es habe auf Anhieb geklappt.

Zurzeit helfe sie regelmäßig einem älteren Herrn bei der Gartenarbeit. Bei schlechtem Wetter mache sie sich stattdessen im Haushalt nützlich und bügele die Wäsche - auch eine für den Teenager ungewohnte Tätigkeit. Doch es ist nicht nur die Arbeit, die Helene mag. Auch der Kontakt zu den meist älteren Auftraggebern stellt für sie eine Bereicherung dar. "Man lernt andere Sichtweisen kennen und braucht auch viel Geduld, weil Senioren oft nicht mehr gut hören", beschreibt sie ihre "ganz neuen Erfahrungen".

Die Taschengeldbörse "MeckJob" ist eine Initiative des Forum Senioren Meckenheim. Erklärtes Ziel des Vereins ist es, über die Vermittlung einer Tätigkeit hinaus vor allem bewusst den Kontakt zwischen Alt und Jung herzustellen, um damit das gegenseitige Interesse und Verständnis zwischen den Generationen zu fördern. MeckJob-Koordinatorin Hiltrud Müchler legt als pensionierte Lehrerin und erfahrene Pädagogin bei der Vermittlung der Jobs besonderes Augenmerk auf das Wohl der Jugendlichen. "Eine Gefährdung muss ausgeschlossen sein", betont sie. So ist schweres Heben beispielsweise tabu.

Bevor Müchler Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren in ihre Kartei aufnimmt, müssen auch die Eltern schriftlich ihr Einverständnis erklärt haben. Die Auftraggeber möchte Müchler vorab in einem persönlichen Gespräch kennenlernen. Jobangebote gibt sie es per SMS oder E-Mail an die jungen Leute weiter. Wer sich zuerst meldet, bekommt den Auftrag. Die Höhe des Stundenlohns sei Verhandlungssache, mindestens fünf Euro empfiehlt das Forum Senioren.

Knapp 100 Auftraggeber sind bei Hiltrud Müchler gemeldet. Jedoch handele es sich oftmals nur um Einmalaktionen, erläutert sie. Insgesamt sind etwa 20 Job-Interessenten bei der Taschengeldbörse aktiv. Leider fehlen junge Leute in den Ortsteilen, so dass dort eine Vermittlung oft scheitert.

Auch Jakob und Julian schätzen die gute Arbeitsatmosphäre und die flexiblen Arbeitszeiten, die bei der Taschengeldbörse möglich sind. Die beiden Meckenheimer haben sich zuvor durch Zeitungsaustragen etwas dazu verdient. Jakob geht nun regelmäßig mit einem Hund Gassi, dessen Herrchen vorübergehend an den Rollstuhl gefesselt war.

Für ihn bedeutet es eine neue Erfahrung, die Verantwortung für den Vierbeiner zu tragen. Dessen Besitzer habe für ihn aus Dankbarkeit einmal einen Kuchen gebacken, berichtet der 16-Jährige, der sich über die nette Geste sehr gefreut hat. Auf MeckJob sei er durch einen Flyer aufmerksam geworden. Bei zwei Auftraggebern Rasenmähen steht bei Julian (16) fest im Wochenplan. Außerdem gibt er Computerratschläge bei dem vom Forum Senioren regelmäßig veranstalteten PC- und Internet-Treff, der von Ursula Böning geleitet wird und bei dem Senioren vom IT-Wissen der Jugendlichen profitieren.

Für die Computerhilfe bedient sich Böning auch aus dem Jugendlichen-Pool der Taschengeldbörse, insbesondere wenn unerwartet viele Anmeldungen eintreffen. "Die Fachkompetenz der Jugendlichen ist enorm", erklärt einer der Teilnehmer. Für jedes Anliegen gebe es einen Spezialisten, egal ob es um den PC oder das Smartphone gehe, freut sich Günter Lehmacher. Der Buschhovener kommt seit etwa eineinhalb Jahren "immer wieder gerne" zum Treff, wenn er Hilfe gebrauchen kann. Erstmalig dabei war Gerda Peters aus Wormersdorf. Und auch sie ist voll des Lobes. Die jungen Leute hätten ihr sehr geholfen. Jetzt müsse sie nur noch das Gelernte zu Hause umsetzen.

Informationen zur Taschengeldbörse "MeckJob" und zum Computer-Treff des Forum Senioren Meckenheim im Internet unter: www.forum-senioren-meckenheim.de

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