Meckenheimer Archiv Wichtiger Beitrag fürs Gedächtnis der Stadt

MECKENHEIM · Das "Spilles-Archiv" ist eine umfangreiche Sammlung zur Meckenheimer Geschichte, die der 2012 verstorbene Heimatforscher Hubert Spilles jahrzehntelang zusammengetragen hat. Um sie im Familienbesitz zu belassen und dennoch das Lebenswerk des Meckenheimer Lokalpatrioten für alle nutzbar zu machen, haben die Stadt Meckenheim und der Sohn des Verstorbenen, Karl-Heinz Spilles, einen "Depositalvertrag" geschlossen.

 Bürgermeister Bert Spilles, Stadtarchivarin Ingrid Sönnert und Karl-Heinz Spilles.

Bürgermeister Bert Spilles, Stadtarchivarin Ingrid Sönnert und Karl-Heinz Spilles.

Foto: Repro: Borhau-Karsten

Die Vereinbarung besagt, dass das gesamte Privatarchiv sukzessiv an Stadtarchivarin Ingrid Sönnert übergeben wird, dass die Sammlung von der Stadtverwaltung fachgerecht verwahrt, ordnungsgemäß und archivgerecht bearbeitet und in einem Findbuch verzeichnet wird.

Danach soll das profunde Wissen, das sich zurzeit noch in unzähligen Ordnern und Kartons mit Dokumenten und Bildern im Dachgeschoss des nun vom Sohn bewohnten Spilles-Hauses verbirgt, auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Bürgermeister Bert Spilles, Neffe des Verstorbenen, und sein Cousin Karl-Heinz Spilles unterzeichneten den Kontrakt am Mittwoch im Rathaus. Die Bedeutung der Sammlung hob Ingrid Sönnert hervor: "Wer etwas zur Geschichte Meckenheims suchte, ging zu Hubert Spilles", sagte sie.

Umfang und Vielfältigkeit des Sammelgutes machten es für die Dokumentation von Geschichte und Gegenwart der Stadt so bedeutend. Spilles habe nicht nur die Vergangenheit dokumentiert, sondern bis zuletzt auch die Gegenwart in Fotografien festgehalten.

Sein Wissen über Meckenheim habe er gerne geteilt, Bücher verfasst, Vorträge gehalten und Schulklassen besucht. Dabei habe er durch Erzählungen von persönlich Erlebtem die Geschichte lebendig werden lassen. Zwar interessiere er sich für die Geschichte seiner Geburtsstadt, habe aber nicht die gleiche Akribie und Leidenschaft wie sein Vater entwickelt, bekannte Karl-Heinz Spilles. Nach dessen Tod sei seine Türklingel "heiß gelaufen", weil jeder etwas aus dem Archiv hatte haben wollen.

Doch die Sammlung auseinanderzureißen, sei für ihn nicht infrage gekommen, so der Sohn. Wichtig sei es zu wissen, dass die vielen "Werte und Schätze" nun für die Nachwelt erhalten bleibe. Auch werde so das Andenken an seinen Vater bewahrt.

Ingrid Sönnert hat jetzt viel Arbeit vor sich. Es gelte, die Sammlung, die eine ganze Etage füllt, Schriftstück für Schriftstück und Foto für Foto zu begutachten, zu verzeichnen und den gesamten Bestand in einem "Findbuch" aufzunehmen. So bleibe das Lebenswerk von Hubert Spilles lebendig, sagte die Stadtarchivarin.

Das Meckenheimer Archiv sei zurzeit auf mehrere Stellen verteilt, nutze Räume im Reginahof, im Keller der Katholischen Öffentlichen Bücherei und in den Schulen. Bei den Planungen für das neue Rathaus sei genügend Raum für sie reserviert, freut sich die Archivarin. Das Stadtarchiv sei das Gedächtnis der Stadt. Die Historikerin hofft auf Nachahmer, die ebenfalls ihre private Sammlung der Stadt als Depositum zur Verfügung stellen.

Hubert Spilles

Hubert Spilles wurde 1927 in Meckenheim geboren. Er habe mit der Geburt seines Enkels 1980 sein Interesse für die Familiengeschichte entdeckt und intensiv Ahnenforschung betrieben, berichtete sein Sohn Karl-Heinz Spilles. Als Gärtner, Rosenliebhaber und Mitglied einer Meckenheimer Baumschul-Familie hatte sich Spilles besonders für die Baumschul-Geschichte interessiert.

Ein weiterer Schwerpunkt war das Brauchtum, insbesondere der Karneval. 1999 verfasste er die "Chronik des Meckenheimer Karnevals", sammelte Zeitzeugenberichte und brachte 1995 die erste Auflage seines Buches "Meckenheim im Zweiten Weltkrieg" heraus. 2005 folgte eine weitere. "Meckenheim - Alte Bilder erzählen" erschien 2001. Spilles erhielt für sein Engagement die Meckenheimer Ehrennadel. Er starb am 24. September 2012.

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