Flüchtlingskinder in Meckenheim Vom Analphabeten bis zum Gymnasiasten

MECKENHEIM · Zur Schule geht Hania so gerne, dass sie ganz traurig war, als es in den Sommerferien keinen Unterricht gab. Jetzt ist die Zwölfjährige, die mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Meckenheim kam, wieder hochmotiviert dabei, als Schülerin der Internationalen Vorbereitungsklasse an der Geschwister-Scholl-Hauptschule ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

 Die zwölfjährige Hania aus Afghanistan ist schon ganz versiert im Umgang mit dem Computer. Sie besucht gerne den Unterricht in der Internationalen Klasse der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Meckenheim.

Die zwölfjährige Hania aus Afghanistan ist schon ganz versiert im Umgang mit dem Computer. Sie besucht gerne den Unterricht in der Internationalen Klasse der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Meckenheim.

Foto: Axel Vogel

Wie die Leiterin der Förderklasse, Hille Enkler, betont, sei es genau das, was ihre Schülerinnen und Schüler auszeichne: "Es handelt sich um nette, lernwillige Menschen, die wach und dankbar sind und eine positive Einstellung mitbringen", beschreibt Enkler die jungen Leute, die ansonsten nicht viel gemeinsam haben.

Die zurzeit 34 Kinder, die seit etwa einer Woche in zwei statt wie bisher in einer Klasse unterrichtet werden, sind zwischen elf und 17 Jahre alt, kommen aus zwölf Nationen und verfügen über unterschiedliche Vorbildung. "Vom Analphabeten, über Jungs und Mädchen, die bisher kyrillische oder arabische Schriftzeichen gelernt haben, bis hin zum Gymnasiasten mit guten Englischkenntnissen ist alles dabei", so Enkler.

Verschiedenste Herkunft und Vorbildung

Es handele sich dabei nicht nur um Asylbewerber, vorwiegend aus den Balkanstaaten, sondern auch um Migranten, die aus Spanien, Brasilien oder Thailand nach Deutschland gekommen sind. Im Januar startete wegen der steigenden Zahl der ausländischen Schüler der Unterricht mit acht Kindern. Mit 20 ist die Klasse in die Sommerferien gegangen. Nun wurden die Schüler nach den Sprachkenntnissen aufgeteilt. Die "Neuen", die noch gar kein Deutsch können, wurden in einer zweiten Klasse zusammengefasst, die von Eva Schäfer geleitet wird.

Das Fächerangebot

So ist Deutsch das Fach, das den Stundenplan der Internationalen Klasse beherrscht. Zudem werden Mathematik und Landeskunde gelehrt. Auch einige Wahlfächer können die Kinder besuchen, nehmen am Sport-, Kunst- und Hauswirtschaftsunterricht teil, wo sie auch auf die anderen Schüler des Campus treffen.

"Eine Art Klein-Integration in der Schule ist schon vorhanden", sagt Schulleiter Peter Hauck. Beinahe unmöglich sei es, jedem Schüler gerecht zu werden. Eigentlich brauche jeder einen eigenen Lehrplan. Doch bislang gebe es für die zusätzliche Aufgabe, die die Hauptschule für den Schulcampus übernommen habe, keine Unterstützung vom Land.

Auch ehrenamtliche Helfer

Eine Lehrkraft sei für Ende des Jahres in Aussicht gestellt worden. Im Einsatz seien neben den Lehrerinnen Enkler und Schäfer auch sechs Honorarkräfte, die von Spendengeldern bezahlt würden, und zudem 14 ehrenamtliche Helfer. So wie die Meckenheimerin, die gerade mit zwei Brüdern aus Tschetschenien das deutsche Alphabet übt. Der Freitag sei mit fünf Stunden ihr "Großkampftag", berichtet die Ehrenamtlerin.

Die Aufgabe mache ihr Spaß, denn sie arbeite gerne mit Kindern, habe neben den eigenen auch Pflegekinder großgezogen. Menschen eine Perspektive in Deutschland zu verschaffen, sei eigentlich eine sinnvolle Aufgabe, so Schulleiter Hauck. Aber es bedeute auch eine Herausforderung, die ohne ein engagiertes Team und ein gutes Netzwerk vor Ort nicht zu bewältigen sei.

"Die Kinder haben eine gute Chance", sagt Hauck. Einige würden schon nach wenigen Monaten die Vorbereitungsklasse verlassen und in die Regelklassen wechseln können. Andere dagegen werden diesen Wechsel und eventuell auch den Schulabschluss nicht schaffen. Ihnen müsse dennoch zu einem guten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz verholfen werden.

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