Mängelliste im neuen Meckenheimer Wohngebiet Sonnenseite im Schatten

MECKENHEIM · Etwa zwei Jahre ist es her, da haben die Familien Geisenhainer, Steiger, Fink und Esim sich den Traum vom Eigenheim verwirklicht, auf der Meckenheimer Sonnenseite einen Neustart gewagt und einen neuen Lebensabschnitt begonnen.

 Nur wenige Meter hinter der Spielstrasse beginnt die Landstraße - eine trügerische Sicherheit die den Kindern beim Ballspielen vermittelt wird.

Nur wenige Meter hinter der Spielstrasse beginnt die Landstraße - eine trügerische Sicherheit die den Kindern beim Ballspielen vermittelt wird.

Foto: Axel Vogel

Doch dem ersten Enthusiasmus ist Enttäuschung und Unzufriedenheit gewichen. Vor allem durch die geplante Änderung des Bebauungsplans "Auf dem Höchst" und die Möglichkeit, dass bald etwa ein Kilometer vom Wohngebiet entfernt 150 Meter hohe Windkraftanlagen gebaut werden könnten, sehen die Neubürger ihre Lebensqualität bedroht.

"Meckenheimer Schattenseite" nennen sie die Bürgerinitiative, zu der sie sich mit insgesamt etwa 20 Familien zusammengeschlossen haben. Doch nicht nur die geplanten Windräder, sondern noch weitere Faktoren beeinträchtigen den Alltag im Neubaugebiet - Dinge, die eigentlich schnell aus der Welt geschafft werden könnten, meinen die Anwohner.

Stadt informiert nur zögerlich und lückenhaft

Eine lückenhafte Informationspolitik der Stadt zieht sich in den Augen von Erik Geisenhainer und seinen Mitstreitern wie ein roter Faden durch die Geschichte der "Sonnenseite". Zunächst sei beim Verkauf der Grundstücke von einer bevorstehenden Veränderung der Höhenbegrenzung der Windräder in der Konzentrationszone keine Rede gewesen. Dann habe die Stadt, nachdem im Januar der Schimmelbefall in der Kindertagesstätte Sonnengarten entdeckt worden war, bis März geschwiegen. Geisenhainers Tochter litt monatelang an hartnäckigem Husten. Erst nachdem die Eltern von der Schimmelgefahr erfahren und das Kind zu Hause gelassen hatten, seien die Symptome abgeklungen.

"Wir haben sofort reagiert", hatte Bürgermeister Bert Spilles auf die Vorwürfe des 34-Jährigen in der Einwohnerfragestunde des Rates entgegnet. Es seien Gutachter beauftragt worden, die Schadenslage zu beurteilen. Diese hätten die Unbedenklichkeit nachgewiesen. Dass die Auswertung von Schimmelproben zehn Tage dauere und dass in dieser Zeit noch keine Erkenntnisse über die Belastung vorgelegen haben können, hatte Geisenhainer angeführt. Es sei keinesfalls Sache der Stadt, zu entscheiden, was das Beste für die Kinder sei, erklärt der Familienvater und vergleicht das Vorgehen mit einer "Fahrt durch den Nebel". Seine Frau Giusi beklagt, dass sie mit ihren Sorgen bei den Mitarbeitern der Stadt auf taube Ohren gestoßen sei: "Man fühlt sich nicht ernstgenommen."

Dass dennoch jetzt die Kindergarten-Elternbeiträge erhöht werden, kritisiert Wolfgang Steiger, der ebenfalls mit Frau und Kind aus Bonn nach Meckenheim gezogen ist. Auch habe er sich über die Kompromisslosigkeit der Stadt im Hinblick auf die im Wohngebiet geltende Gestaltungssatzung geärgert. Wenige Wochen nach dem Einzug seien Schreiben eingetroffen, die die "Ordnungswidrigkeit" bemängelt und die Verkleidung von Mülltonnen angemahnt hätten, berichtet Steiger. Auch gebe es Ungleichbehandlungen beim Kanalanschluss.

Gefährlicher Schulweg für Grundschulkinder

Vor allem die Verkehrssituation beunruhigt die Ex-Bonnerin Barbara Lanvers, die mit ihrem Mann und zwei Kindern seit Oktober 2013 in Meckenheim zu Hause ist. Dass die Verwaltung auch nach mehrmaligem Hinweis auf die Gefahrenstelle, die sich für Fußgänger bei der Überquerung der Kreuzung Baumschulenweg/Bonner Straße durch die zusätzliche Busspur ergibt, nicht reagiert hat, kann die Vierzigjährige nicht nachvollziehen. Es handele sich um den Schulweg der Grundschulkinder der Sonnenseite, da sich der Bau der Bahnhofsunterführung nach wie vor verzögere, führt die besorgte Mutter an.

Zuletzt hat sie in der Einwohnerfragestunde des Stadtrates im Juni auf die Situation hingewiesen. "Es besteht Lebensgefahr für unsere Kinder", hatte sie um eine möglichst kurzfristige Lösung gebeten. Der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt hatte erklärt, dass die Stadt nicht allein entscheiden könne und eine Begehung mit weiteren Entscheidungsträgern geplant sei. Auch dem von Lanvers geäußertem Wunsch nach einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf dem gesamten Baumschulenweg auf 30 Stundenkilometer könne die Stadt nicht entsprechen. Es handele sich um eine Landesstraße. Die Entscheidung treffe das Landes-Straßenamt.

Vor allem am Zustand des Spielplatzes üben Kai und Conny Fink, Eltern zweier Kinder, Kritik. Allergieauslösende Unkräuter wie Spitzwegerich und Beifuß, zudem Disteln und Bienen und Wespen anziehender Klee würden dort wuchern. Barfußlaufen sei für die Kinder unmöglich. Auch Kai Fink hatte das Problem in der jüngsten Ratssitzung angesprochen.

Es gebe eine Mängelliste mit Restarbeiten, die der Erschließungsträger abzuarbeiten habe, hatte der Technische Beigeordnete Witt erläutert. Weil zwischenzeitlich noch nichts auf dem Spielplatz geschehen sei und dieser immer mehr verwahrlose, haben die Väter inzwischen selbst Hand angelegt und Disteln und Unkraut entfernt, berichtet Fink.

In der Summe bleiben also noch ein paar Aufgaben für die Stadt, wenn junge Familien, angelockt durch Werbemaßnahmen, bleiben sollen.

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