Fouad Hasans Änderungsschneiderei in Meckenheim Sein Traum ist eine eigene Jeanskollektion

MECKENHEIM · Knäuel aus Nähgarn liegen auf dem Boden, bunte Garnspulen sind nach Farben sortiert an langen Nägeln an den Wänden aufgereiht, das Rattern mehrerer Nähmaschinen erfüllt den Raum. Die kleine Änderungsschneiderei an der Meckenheimer Hauptstraße wirkt vollgestopft.

 Zehn Nähmaschinen hat Fouad Hasan in seiner Schneiderei in Betrieb.

Zehn Nähmaschinen hat Fouad Hasan in seiner Schneiderei in Betrieb.

Vor einem Tresen stehen zwei weiße Drehstühle, eine Umkleidekabine aus Stoffvorhängen und ein großer Spiegel beherrschen den Raum. Hinter dem Tresen schiebt Fouad Hasan eine dunkelblaue Jeans unter eine der Nähnadeln. Es macht "klack, klack, klack" und die Naht sitzt. Der 31-Jährige strahlt. Irgendwann, so träumt er, hat er seine eigene Jeanskollektion.

Fouad Hasan stammt aus Syrien. Vor zehn Jahren floh er auf einem Lkw über die Türkei nach Bulgarien. Von dort aus reiste er zurück in die Türkei, um dann über Griechenland nach Deutschland einzureisen. Es dauerte zwei Wochen, bis er dort ankam. Geboren und aufgewachsen ist Hasan in Aleppo, bis zur neunten Klasse besuchte er eine arabische Schule, obwohl er selbst Kurde ist. Nach der Schule studierte Hasan in Syrien Modedesign und spezialisierte sich auf Jeanshosen. Seitdem träumt er davon, eine eigene Jeansmarke zu entwickeln.

"Das Entwerfen einer Kollektion braucht Zeit", sagt Hasan. "Noch habe ich nicht das perfekte Schnittmuster gefunden." Viel Zeit zum Ausprobieren hat Fouad Hasan allerdings auch nicht. Neben seinem Beruf als Schneider arbeitet er noch als Taekwondo-Trainer. Außerdem ist er stolzer Vater eines kleinen Sohnes: Mohammed Jan ist eineinhalb Jahre alt und nimmt seinen Papa gerne als Spielkameraden in Anspruch.

Seine Frau Badea steht ihm für seine entworfenen Jeans Modell. Die 22-Jährige trägt Hosengröße 36, ihr Mann entwirft regelmäßig Einzelstücke für sie. "Was eine Jeans angeht, ist sie nicht sehr anspruchsvoll", erzählt Hasan. "Nur manchmal ist sie etwas eifersüchtig, weil ich mit Kundinnen spreche und für sie Maß nehme." Der Syrer nimmt nicht nur Änderungen an Kleidungsstücken vor, er schneidert seinen Kunden auch individuelle Jeans auf den Leib.

Dazu nimmt er genau Maß, bespricht und sucht mit dem Auftraggeber den Stoff aus, die Nieten, gewünschte Muster und die Waschung. Nach dem Zuschnitt näht er die Jeans schließlich zusammen. Für eine Hose braucht er eineinviertel Stunden. "Es lohnt sich, mehrere Hosen zusammen zu produzieren", erklärt er. "Für zehn Jeans brauche ich nur vier- einhalb Stunden." Hasan arbeitet dabei mit zehn verschiedenen Nähmaschinen. Denn jede Hose sei anders. Durchschnittlich besuchen fünf Kunden am Tag die Änderungsschneiderei des Meckenheimers. "80 Prozent meiner Kunden sind ältere Menschen", sagt er. "Deswegen ist es auch stark wetterabhängig, wie viele am Tag kommen." Schlechtes Wetter - schlechtes Geschäft, denn bei Regen oder Kälte blieben die Senioren lieber zu Hause.

Über die Lage in seinem Heimatland Syrien spricht Fouad Hasan nicht gerne. "In den Nachrichten sieht man immer nur Blut", sagt er. "Ich schaue deshalb seit Tagen kein Fernsehen." Die Gräueltaten der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in Syrien schockieren ihn. Fouad Hasan ist ein freiheitsliebender Mensch. Politik und Religion sind für ihn keine Kriegsgründe. "Ich liebe den Frieden", sagt er. "Die Deutschen sind sehr herzliche Menschen." Hasan spricht mittlerweile sehr gut Deutsch. Er lernt es von seinen Taekwondo-Schülern. "Sie korrigieren mich immer", lacht er. "Als Dankeschön und als Zeichen meines Respektes verbeuge ich mich vor ihnen."

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