Pendlerströme in der Region Meckenheim ist als Arbeitsplatz gefragt

RHEIN-SIEG-KREIS · Anziehend wie ein Magnet ist die Stadt Meckenheim für Arbeitnehmer aus der Region. Die Apfelstadt ist neben der Bundesstadt Bonn und der Kreisstadt Siegburg die einzige Kommune zwischen Rheinbach und Windeck, die mit einem - wenn auch geringen - Plus von 168 Frauen und Männer beim Pendlersaldo aufwarten kann.

 Eine viel genutzte Pendlerstrecke ist die B 56 bei Impekoven.

Eine viel genutzte Pendlerstrecke ist die B 56 bei Impekoven.

Foto: Hans-Peter Fuß

Unangefochten an der Spitze in der Region steht Bonn, in das 73.702 Erwerbstätige mehr einpendeln als zum Arbeiten auspendeln - in Siegburg sind es 5850. Während andere Städte und Gemeinden tagsüber einen regelrechten Exodus in Sachen Pendlerstrom erleben, Spitzenreiter ist Niederkassel mit einem Minus von 10.739 Pendlern, gefolgt von Bornheim mit 10 116, strömen in Meckenheim mehr Menschen in die Stadt als raus. Das zeigen aktuelle Zahlen, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg jetzt in ihrer Studie "Pendlerregion Bonn/Rhein-Sieg" vorlegt.

Aus Rheinbach pendeln Werktag für Werktag 398 Berufstätige mehr aus der Glasstadt heraus als herein - im Kreisvergleich ein äußerst geringer Wert. In Alfter sind es 793, in Swisttal 1027. Der Grund des Pendelns liegt für die Experten der IHK auf der Hand: Nicht selten könnten die Auspendler an anderen Orten ein höheres Gehalt erzielen als am Wohnort selbst. Wenn das Gehaltsniveau von Nichtpendlern am Wohnort vergleichsweise gering ausfällt, so könnten Auspendler mit hohen Gehältern diese Lücke schließen, heißt es in dem wissenschaftlichen, 64 Seiten starken Exposé.

Die höchste Auspendlerquote im gesamten Kreis haben die Gemeinden Alfter (84 Prozent) und Swisttal (77 Prozent) aus dem linksrheinischen und Ruppichteroth (77 Prozent) im rechtsrheinischen Kreis. Auspendler sind Erwerbstätige, die ihren Wohnort zum Arbeiten verlassen. Die Anzahl der Auspendler berechnet sich aus der Differenz der Erwerbstätigen am Wohnort und der Anzahl der Nicht-Pendler.

Kaufkraft in Meckenheim steigt

Gut für Meckenheim ist etwa, dass nach Erkenntnissen der IHK die Einpendler erkennbar dabei helfen, dass die Kaufkraft in dem Ort durch einströmende Arbeitnehmer enorm verstärkt wird, weil am Arbeitsort häufig Einkäufe getätigt werden. Besonders der Einzelhandel und die Gastronomie am Arbeitsort profitieren hiervon, so die Studie.

Die Domstadt Köln ist besonders für Pendler, die in den nördlichen Gefilden des Kreises leben, anziehend: Exakt 1094 Menschen aus Alfter reisen tagtäglich zum Arbeiten nach Köln, das sind rund zehn Prozent aller Auspendler. Das Gros allerdings (46,5 Prozent) fährt aus demselben Grund nach Bonn, was 5617 Menschen entspricht. Hauptpendlerstrecken sind in Alfter die L 183 und die B 56. Noch mehr Menschen, nämlich 4568, zieht es aus Bornheim an ihren Arbeitsplatz nach Köln, das sind 18,2 Prozent aller Erwerbstätigen mit dem Wohnort Bornheim.

Die verkehrsgünstige Lage von Meckenheim sorgt dafür, dass deren Auspendler nicht nur nach Bonn oder Nachbarkommunen im Rhein-Sieg-Kreis unterwegs sind, sondern auch in die Kreise Ahrweiler, Euskirchen und Düren, dem Rhein-Erft-Kreis sowie Düsseldorf und Koblenz. Hauptschlagader der Meckenheimer Verkehrsströme ist die A 565, die täglich von rund 36.000 Fahrzeugen genutzt wird.

A61 ist beliebte Pendlerstrecke

Eine noch intensivere Pendlerstraße ist in Rheinbach die A 61, die innerhalb von 24 Stunden rund 46.000 Autos und Brummis befahren. Eine große Ausnahme, was die Pendlerströme im Linksrheinischen angeht, bildet Swisttal. Die größte Gruppe der Einpendler stammt nicht wie in allen anderen Kommunen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, sondern aus dem Kreis Euskirchen (15,9 Prozent). Das Gros der Swisttaler Erwerbstätigen strebt nach Bonn (27,3 Prozent).

Als Kehrseite der Pendlerströme sieht die Kammer die täglichen Staus auf vielen Autobahnen und Ausfallstraßen der Region. Um den Individualverkehr spürbar zu entlasten, müsse der ÖPNV noch stärker gefördert werden. Insbesondere der Bau der S-Bahn-Linie S 13 zwischen Troisdorf und Oberkassel und eine bessere Taktung der Linie S 23 könnten dazu beitragen, die Verkehrsströme zu den Hauptpendlerzeiten besser zu bündeln und so für Entlastung im Berufsverkehr zu sorgen. Ebenso fordert die IHK den Bau einer weiteren Rheinquerung zwischen Köln und Bonn sowie den sechsstreifigen Ausbau der A 565.

Neuer Wohnraum

Aber auch die Schaffung von neuem, arbeitsplatznahem Wohnraum könne ein Beitrag sein, die Verkehrsinfrastruktur zu entlasten. Und: Der Weg zu einem positiven Pendlersaldo ist keineswegs geheimnisumwittert. Denn mit der Ansiedlung neuer Unternehmen könne es gelingen, dass wieder mehr Arbeitnehmer am Wohnort arbeiten und somit zu Nichtpendlern werden.

Gleichzeitig könnten dadurch aber auch mehr Arbeitnehmer einpendeln. Ein möglicher, positiver Nebeneffekt sei zudem, dass für Kommunen mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen genau das eine Möglichkeit sein kann, den Trend wieder umzukehren.

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