Holocaust-Überlebender Manfred Weil gab Einblick in seine Erinnerungen

MECKENHEIM · Vital und lebensfroh trotz seiner erschütternden Odyssee durch die Zeit des Holocausts stand der Meckenheimer Kunstmaler Manfred Weil mit seinen fast 92 Jahren einem rund 40-köpfigen Publikum Rede und Antwort.

 Der Zeitzeuge Manfred Weil zeigte im Caritas Haus in Meckenheim auch einige seiner Kunstwerke.

Der Zeitzeuge Manfred Weil zeigte im Caritas Haus in Meckenheim auch einige seiner Kunstwerke.

Foto: Wolfgang Henry

Anlass war eine Lesung aus dem Buch "Manfred Weil - Sein oder Nichtsein" der Historikerin Mechthild Kalthoff. Der Bürgerverein Meckenheim hatte in Kooperation mit dem Katholischen Familienbildungswerk zur Gesprächsrunde ins Caritas-Haus eingeladen.

Bei der Präsentation seiner Lebenserinnerungen unterstützte Weil nicht nur Ehefrau Alisa (81) mit unverbrüchlichem Charme, sondern auch Kunsthistoriker Hans Schmidt als Moderator und Helmut Mertens als Vorleser. Weil Bilder oft so viel mehr sagen als Worte, hatte Weil auch vier seiner Gemälde ausgestellt, die vornehmlich von seinem Lieblingssujet, den Frauen, und damit auch von seiner nicht unterzukriegenden Lebensfreude zeugten.

An einen typischen Schelmenroman erinnere ihn das Buch "Manfred Weil - Sein oder Nichtsein", leitete Mertens seine Lektüre ein: "Wie im pikarischen Roman geht es auch in Weils historisch eingebetteten Lebenserinnerungen um einen fahrenden Gesellen, der mit Pfiffigkeit und Chuzpe alle Gefahren übersteht.

Der Leser erlebt die Welt dabei aus der Perspektive von unten." Mertens wählte in drei Lese-Etappen Passagen aus der Zeit vor, während und nach dem Krieg. Und alle drei entsprechenden Lebens-Etappen bargen Herausforderungen für Weil: die antisemitischen Provokationen, seine Odyssee als vogelfreier Staatenloser durch halb Europa, wo er den Häschern ein ums andere Mal mit Glück entkam und auch seinem jüngeren Bruder Anatol das Leben rettete, sowie schließlich der Neubeginn.

1945 kehrte der gebürtige Kölner nach Deutschland zurück, studierte an der Kölner Werkschule und unterrichtete 19 Jahre lang Malerei an der Volkshochschule Bonn. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Die lebendige Gesprächsrunde gab den Gästen zwischen den Lese-Passagen Gelegenheit zur Nachfrage. Moderator Schmidt bettete das Gespräch in den historischen Kontext ein.

Dokumentations-Projekt
Der Freundeskreis Manfred Weil e.V. unter Vorsitz von Hans Schmidt und Erika Coché bemüht sich um die Fortführung der filmischen Dokumentation "Mich kriegt ihr nicht!". Die Schirmherrschaft über das Dokumentations-Projekt haben Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland, und der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters übernommen. Wer das Projekt fördern möchte, kann sich im Internet informieren unter: www.freundeskreis-manfred-weil.de.

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