Stadtgarde Karnevalsverein muss Zeughaus an der Schwitzerstraße räumen

MECKENHEIM · Zum 31. Juli muss die Tanzgruppen der Stadt-Garde Meckenheim e.V ihre Räumlichkeiten frei machen. Der Raum soll nach zehn Jahren närrischen Treibens für soziale Zwecke genutzt werden.

 Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört: Silke Lüders (r.) trainiert Kinder und Jugendliche in der Halle an der Schwitzerstraße.

Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört: Silke Lüders (r.) trainiert Kinder und Jugendliche in der Halle an der Schwitzerstraße.

Foto: Axel Vogel

Vom CD-Player ertönt Karnevalsmusik. Die Kinder und Jugendlichen sind konzentriert bei der Sache, bewegen sich im Rhythmus, schlagen Rad oder gehen in den Spagat, je nachdem was die beiden Trainerinnen Silke Lüders und Daniela Reiff vorgeben.

Die Tanzgruppen der Stadt-Garde Meckenheim e.V. trainieren in ihrem Zeughaus in der Schwitzerstraße schon jetzt für die nächste Session. "Dies ist nicht nur unser Trainingsraum, sondern eigentlich das Wohnzimmer unseres Vereins", erläutert Vorsitzende Sandra Schüller: "Hier hängen Bilder an den Wänden, hier treffen wir uns nach Veranstaltungen, lassen den Tag ausklingen, halten Vorstandssitzungen ab und unser jährliches Fischessen zum Abschluss der Session."

Doch zum 31. Juli muss die Stadt-Garde ihr Zeughaus verlassen. "Wir werden quasi auf die Straße gesetzt", sagt Schüller. Ein Zehn-Jahres-Mietvertrag mit der Stadt sei ausgelaufen, eine sich daran anschließende Teilnutzungsvereinbarung fürs Untergeschoss gekündigt worden.

Zwar habe die Stadt Trainingszeiten in Turnhallen angeboten, allerdings am Vormittag, wenn die Kinder in der Schule sind. "Ich habe das Gefühl, dass man uns gar nicht helfen will", sagt die enttäuschte Vereinsvorsitzende. Schüller wünscht sich eine Gleichbehandlung mit anderen Meckenheimer Karnevalsvereinen, der Prinzengarde und den Stadtsoldaten, die beim Bau ihrer Vereinshäuser von der Stadt unterstützt worden seien. Zwar sei der Stadt-Garde das städtische Gebäude zehn Jahre lang mietfrei überlassen worden, jedoch hätten sie in die Renovierung etwa 10 000 Euro investiert.

Schüller hat vorgeschlagen, das Gebäude mit anderen Nutzern zu teilen. Ihre Vision: ein Vereinshaus, das mehreren Vereinen zur Verfügung stehe. Auch die Karnevalsgemeinschaft Merl habe ähnliche Probleme. "Die Stadt tut zu wenig für die Vereine", meint Schüller. Es sei schwierig, in Meckenheim bezahlbare Räumlichkeiten zu finden. Die Prinzengarde habe angeboten, dass die Stadt-Garde-Tanzgruppen gegen eine geringe Nutzungsgebühr vorübergehend in ihren Räumen trainieren könnten. Doch das sei keine Dauerlösung.

Zwischenzeitlich sei auch die Lagerung der Uniformen in Privaträumen von Vereinsmitgliedern möglich. Auch stehe sie in Verhandlung mit dem Katholischen Familienbildungswerk und einem Vermieter im Industriegebiet. Doch eine ideale Lösung zeichne sich noch nicht ab. "Vielleicht gibt es ja jemanden in der Altstadt, der uns Räume zu günstigen Konditionen anbieten kann", hofft Schüller und verweist darauf, dass ihr Verein gemeinnützig und die Arbeit der Mitglieder ehrenamtlich sei. Die Uniformen für die Kinder und Jugendlichen würden gestellt. Elf Kinder und zehn Jugendliche, zudem zwölf erwachsene Tänzer sind in den Tanzgruppen aktiv.

65 Mitglieder hat der Verein. Die Stadt-Garde ist Veranstalter des Merler Kinderkarnevals und des Merler Jeckentreffs am Karnevalssamstag, lädt jährlich die Mitglieder zu Sommerfest und Weihnachtsfeier und die Kinder zum Dankeschön-Ausflug ein - ein lebendiges Vereinsleben, dem bald der Mittelpunkt fehlen wird.

"Der Druck auf unsere Gebäudesituation ist groß", erklärte Bürgermeister Bert Spilles auf Anfrage, weshalb die Stadt-Garde das Haus in der Schwitzerstraße verlassen muss. Besonders auch wegen der hohen Zahl an Flüchtlingen und Asylbewerbern könne die Stadt nicht für viel Geld Wohnraum für Flüchtlinge anmieten, ohne städtische Immobilien optimal zu nutzen. Es sei angedacht, die Ausgabestelle des Rheinbach-Meckenheimer Tafel e.V. vom Siebengebirgsring in die Altstadt zu verlegen, um so eine weitere Unterkunft am Siebengebirgsring mit Asylbewerbern belegen zu können.

Auch könnten zusätzlich Flüchtlinge in der Schwitzerstraße untergebracht werden. Eine Unterstützung, wie sie die Stadt vor Jahren den Stadtsoldaten und der Prinzengarde gewährt hatte, schloss Spilles aus. Die finanzielle Situation der Stadt lasse das nicht zu: "Wir haben heute eine andere Zeit".

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