Bergerhof in Lüftelberg Johanna Schmidt und Alexander Stommel absolvieren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr

MECKENHEIM-LÜFTELBERG · Die beiden 20-Jährigen absolvieren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) auf dem Bergerhof in Lüftelberg. Schon in den ersten Wochen haben beide viel gelernt.

 Auf dem Bergerhof lernen Johanna Schmidt und Alexander Stommel den Umgang mit Pflanzen ...

Auf dem Bergerhof lernen Johanna Schmidt und Alexander Stommel den Umgang mit Pflanzen ...

Foto: Wolfgang Henry

Die Kaninchen mit Futter und Wasser versorgen, das Gehege kontrollieren, die schattenspendenden Bäume im Auslauf gegen Verbiss schützen. Auch die Pferde, Esel und Schafe auf der Koppel versorgen und den Weidezaun überprüfen. Zudem Pflanzen wässern, Pflanzensamen sammeln, trocknen und verwahren und mit Eselin Melina, die Bewegung braucht, einen Spaziergang machen. Das alles sind seit Anfang August die täglichen Pflichten von Johanna Schmidt und Alexander Stommel.

Die beiden 20-Jährigen absolvieren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) auf dem Bergerhof in Lüftelberg. Sie sei über ihre Begeisterung für Hunde auf den landwirtschaftlichen Betrieb gestoßen, habe zunächst ein zweiwöchiges Praktikum in der angegliederten Hundeschule und -pension gemacht und sich, weil es ihr so gut gefallen habe, danach für das FÖJ entschieden, berichtet Johanna Schmidt.

Die junge Frau machte als "halbe Britin" in England den GCSE-Abschluss, der dem Realschulabschluss entspricht, kam 2011 nach Bad Godesberg und hat noch keine konkreten Berufspläne. Die Zeit des FÖJ soll ihr zur Orientierung dienen.

Ähnlich geht es auch Alexander Stommel. Nach seinem Abitur auf einem Rösrather Gymnasium studierte er zunächst zwei Semester Physik in Bonn, entschloss sich dann, Biologie zu studieren, und nutzt nun das FÖJ, um sich für einen Studienschwerpunkt zu entscheiden und als Wartezeit auf das Numerus-Clausus-Fach anrechnen zu lassen.

Schon in den ersten Wochen haben beide von Bergerhof-Besitzerin Manuela van Schewick und ihrem Lebensgefährten Christian Fey viel gelernt. Während Hundeexpertin van Schewick den richtigen Umgang mit Tieren vermittelt, gibt Pflanzenkenner Fey, Urenkel und Namensvetter des großen Meckenheimer Baumschul-Pioniers, sein profundes Wissen rund um die Botanik preis und verrät praktische Gärtnertricks und Kniffe.

Der Hofbewirtschaftung liegt ein klares Konzept zugrunde. Hier sollen Menschen im Einklang mit Natur und Tieren leben. Gleichzeitig soll das Gehöft als Begegnungsstätte dienen. Besucher sollen bewusst Natur erleben und den vernünftigen Umgang damit erlernen können. Die beiden FÖJler sind einerseits Nutznießer, andererseits willkommene Helfer bei der Umsetzung des Konzepts.

In eigenständigen Projekten sollen sie Fertigkeiten und Verständnis entwickeln. So werden sie demnächst eine Benjeshecke anlegen. Angehäufte Zweige bieten Unterschlupf für Vögel und kleine Säugetiere. Die Hecke pflanzt sich dann ganz von selbst aus dem von den Tieren eingetragenen Samen einheimischer Pflanzen.

Auch sollen Vegetationsinseln auf der Weide entstehen als ökologische Nischen für Kleintiere. Hier gilt es, die jungen Pflanzen gegen den Verbiss durch die Tiere zu schützen. Größtes Projekt der Jugendlichen wird die Ansiedlung von Sperberhühnern sein. Etwa zehn Exemplare der gesprenkelten weißen Vögel sollen sich zukünftig auf den Weiden rund um den Bergerhof wohl fühlen.

Die alte rheinische Rasse sei vom Aussterben bedroht. Zudem seien die Hühner wenig flugfreudig - wegen der Nähe zur Tierpension eindeutig ein Vorteil, erläutern die FÖJler die entscheidenden Auswahlkriterien.

Im Augenblick planen sie den Bau eines mobilen Hühnerhauses. Auch Projekte mit Kindergärten und Schulen sowie die Gestaltung eines Tages der offenen Tür sind bereits angedacht. Besonders die Arbeit draußen in der Natur und die Vielfältigkeit der Aufgaben mache ihm Spaß, erklärt Alexander Stommel.

Johanna Schmidt genießt insbesondere den Kontakt mit den Vierbeinern und die familiäre Atmosphäre auf dem Bergerhof, wo auch gemeinsame Mahlzeiten selbstverständlich sind. "Für uns ist es wichtig, dass sich die beiden mitverantwortlich fühlen und die Chance haben, das Zusammenspiel von Mensch und Natur zu erleben", betont Manuela van Schewick.

Freiwilliges Ökologisches Jahr

In Nordrhein-Westfalen gibt es seit 1995 für junge Menschen von 16 bis 27 Jahren die Möglichkeit, zur Lebensorientierung ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) zu absolvieren. Zur Finanzierung tragen das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport sowie der Landschaftsverband Rheinland bei.

Zusätzlich zum Arbeitsangebot bei anerkannten Einsatzstellen finden Seminare zu ökologischen Themen und Berufsfeldern statt. Für die Teilnehmer gibt es ein monatliches Taschengeld, eventuell einen Fahrtkostenzuschuss und Wohngeld.

Weitere Informationen: www.foej.lvr.de.

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