Bevölkerungszuwachs Immer mehr wollen Meckenheimer sein

MECKENHEIM · Es blüht alles in Meckenheim - zumindest, wer derzeit entlang der Plantagen im drittgrößten Obstanbaugebiet Deutschlands unterwegs ist, sieht und riecht noch die floralen Frühlingsgrüße. Politisch stehen die Zeichen ebenfalls auf Frühling.

 Großprojekt Altstadt: Die Meckenheimer Hauptstraße wird neu gestaltet.

Großprojekt Altstadt: Die Meckenheimer Hauptstraße wird neu gestaltet.

Foto: Roland Kohls

Nach einer langen Frostperiode zermürbender Machtkämpfe in der Apfelstadt anno 2007, in deren Mittelpunkt die im April 2011 verstorbene Yvonne Kempen (51) stand, konnte der Rat in der zu Ende gehenden Wahlperiode zur Sacharbeit zurückkehren.

Bei der Abwahl Kempens im November 2007, initiiert von fünf Parteien, war die CDU-Frau durch ein Bürgervotum abgesetzt worden - was es in Nordrhein-Westfalen bis dato erst einmal gegeben hatte. Während ihrer zweiten Amtszeit mehrten sich die Konflikte mit dem Meckenheimer Rat, mal ging es um die Entwicklung des Stadtteils Merl-Steinbüchel, mal um den Haushalt, mal um Müllaltlasten bei Lüftelberg. Doch die Zeiten der zum Teil bizarr anmutenden Auseinandersetzungen im Stadtparlament und des politischen Stillstands sind in Meckenheim aber passé.

Nachdem die Bürgermeisterwahl in Meckenheim bereits geschlagen ist, steht nun für den 25. Mai die Frage an, ob der Rat wieder so erfrischend vielfältig zusammengesetzt ist wie nach der Wahl 2009. Zur frühlingshaften Stimmung passt, dass die Stadt, deren heutige Struktur 1962 im Zuge der Festigung von Bonn als Bundeshauptstadt am Reißbrett entstanden ist, trotz des demografischen Wandels einen Bevölkerungszuwachs verzeichnet. Seit 1960 hat sich die Einwohnerzahl verfünffacht - von 5000 Menschen vor 54 Jahren sind es nunmehr 25.500.

Fünf neue Baugebiete sind in den vergangenen fünf Jahren vom Rat angeschoben worden, um neue Bürger zu locken. Zusammengerechnet entstehen mehr als 500 neue Wohneinheiten. Alleine die 85 Grundstücke im Neubaugebiet "Meckenheimer Sonnenseite" waren in wenigen Monaten ausverkauft, die allermeisten sind aktuell bebaut. Ein Relikt aus der Vergangenheit ist allerdings der Ruf Meckenheims als reine Schlafstadt - längst Schnee von gestern. So gehört die Kommune mit dem Apfellogo zu den wenigen im Rhein-Sieg-Kreis, die mehr Einpendler aus Auspendler aufweisen können.

Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist der 137 Hektar große Industriepark Kottenforst, in dem sich in der zu Ende gehenden Wahlperiode eine Menge getan hat. So verfügt das Areal mittlerweile über rund 200 Unternehmen unterschiedlichster Branchen, und schon seit 1996 über einen eigenen Haltepunkt an der Voreifelstrecke der RB 23. Dass der Industriepark Kottenforst um 23 Hektar wachsen darf, beschloss der Stadtentwicklungsausschuss im vergangenen Jahr.

Gestellt sind auch die Weichen für ein Großprojekt, welches den künftigen Stadtrat allerdings ein ums andere Mal beschäftigen wird und noch in diesem Jahr beginnen soll: die Altstadtsanierung. Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres flatterte die Nachricht der Bezirksregierung ins Rathaus, dass sie das Entwicklungskonzept für die Altstadt, welches im ersten Bauabschnitt die Umgestaltung der Hauptstraße und des Kirchplatzes inklusive Vorplatz vorsieht, mit einem Zuschuss von 2,6 Millionen Euro fördern möchte. Das sogenannte integrierte Handlungskonzept - Voraussetzung für die Förderung - umfasst 17 Punkte, um der im Zweiten Weltkrieg zu 80 Prozent zerstörten Altstadt ein neues Gesicht zu geben.

Spannend verspricht nach der Kommunalwahl die Frage zu werden, wann das neue Rathaus gebaut werden soll. Denn: Die Verwaltung ist auf vier Standorte - drei eigene, einen angemieteten - verteilt. Vor wenigen Wochen hat der Rat den Weg für den Rathausneubau nahe der Neuen Mitte - konkret an der Jungholzhalle - geebnet. Die Prüfung, wer dort als Investor bauen soll, laufe, wie Bürgermeister Bert Spilles betont, "ergebnisoffen" ab.

Ein Aufreger par excellence ist und bleibt die Sicherheit vor Einbrechern: Kaum eine Partei verzichtet im laufenden Wahlkampf auf einen Appell für mehr Polizeipräsenz in der Stadt und in den Stadtteilen. Die 2013 vereinbarte Ordnungspartnerschaft zwischen Stadt und Polizei zur Präsenz vor Ort, bei der auch das Ordnungsamt eingebunden ist, ist ein erster Schritt der Kommunalpolitik.

Ein Dauerthema bleibt der Haushalt: Da Meckenheim zu den NRW-Kommunen zählt, die den Kommunalsoli, einen Batzen von 320 000 Euro, zahlen, muss die Stadt ihr Geld beisammenhalten. Wie das zu machen ist, da gehen die Meinungen im aktuellen Stadtrat weit auseinander. BfM und SPD verweigerten ihre Zustimmung zum Etat 2014, CDU, UWG, Grüne und FDP stimmten dafür. Es ist sicherlich nicht der letzte Streit ums liebe Geld.

Der Bürgermeister ist in Meckenheim bereits gewählt

Der Wahlkampf ums Rathaus ist in Meckenheim bereits geschlagen: Mit nahezu 70 Prozent der Stimmen haben die Meckenheimer am 26. Januar dieses Jahres den amtierenden Verwaltungschef Bert Spilles (CDU) im Amt bestätigt. Seine Konkurrenten, den BfM-Kandidaten Reinhard Diefenbach (18,2 Prozent) und die SPD-Bewerberin Brigitte Kuchta (12,3 Prozent) verwies der Amtsinhaber überraschend deutlich auf die Plätze.

Grund des früheren Wahlgangs, außerhalb des landesweiten Kommunalwahltermins am 25. Mai, war die Abwahl der umstrittenen Vorgängerin Yvonne Kempen (CDU). Erschreckend niedrig fiel im Januar die Wahlbeteiligung der Bürgermeisterwahl aus: Von den insgesamt 19 450 Wahlberechtigten hatten lediglich 10 056 ihre Stimmen abgegeben, was einer Beteiligung von 52 Prozent entspricht.

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