"bio innovation park" Grüne Keimzelle wächst

MECKENHEIM/RHEINBACH · Verfaulender Unrat, allenfalls ein Fall für die Biotonne, ist es für die einen - ein wertvoller, sozusagen im Wortsinne nachwachsender Rohstoff und Energielieferant für die anderen. Zu diesen anderen, die den Wert von sogenanntem Schnitt- und Rodungsholz erkennen, gehört Gerhard Schiefer.

 Auch der Zuckerrübenversuchsanbau in Klein Altendorf, um den sich Pablo Rischbeck kümmert, gehört zum bio innovation park.

Auch der Zuckerrübenversuchsanbau in Klein Altendorf, um den sich Pablo Rischbeck kümmert, gehört zum bio innovation park.

Foto: Axel Vogel

Er ist Professor am Lehrstuhl für Agribusiness Management am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn und jetzt Vorsitzender des "bio innovation park" Rheinland. Mit der Gründung eines Vereins und der Wahl eines Vorstandes nimmt das Projekt eines interkommunalen und zudem klimaneutralen Wissenschafts- und Gewerbepark zwischen Meckenheim und Rheinbach an Fahrt auf.

Im Wonnemonat Mai war im Campus Klein-Altendorf der Uni Bonn der Startschuss für den bundesweit wohl einzigartigen Kompetenz- und Präsentationsraum rund um "Grüne Technologien" gefallen. Mittlerweile 18 Unternehmen verschiedener Branchen, darunter zwei Banken, drei Hochschulen - die Uni Bonn, der Rheinbacher Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und das "Bioeconomy Science Center" des Forschungszentrums Jülich - sowie die Städte Meckenheim und Rheinbach arbeiten im Verein inhaltlich und räumlich zusammen.

"Durch die enge Zusammenarbeit von Praktikern und Wissenschaftlern haben wir alle Voraussetzungen, um den bio innovation park zu einem einzigartigen Wissenschafts- und Gewerbepark bundesweit und international zu machen", sagte Schiefer nach seiner Wahl.

Zusammen mit den Unternehmern Alexander Krings, Geschäftsführer der Unternehmensgrupp Krings, und Stefan Franceschini, Geschäftsführer der Grafschafter Krautfabrik, bildet er den geschäftsführenden Vorstand des neuen Vereins. Weitere Unternehmen aus der Region können noch zum Verein dazu stoßen, warb Krings. Gemeinsam sollen sie die Region auch international noch bekannter machen - als Modellregion für die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln, Ressourceneffizienz und Klimaschutz.

Der Schwerpunkt liegt beim Klimaschutz

Neue Apfelsorten, Pflanzen, die als Arzneimittel oder zur Energieerzeugung dienen, Verpackungen, die nur aus neuartigen nachwachsenden Rohstoffen bestehen - das sind nur einige der Themen, die Hochschulen und Unternehmen im bio innovation park Rheinland gemeinsam angehen wollen.

Der Schwerpunkt der Arbeiten aber liegt in den nächsten drei Jahren vor allem auf dem Thema Klimaschutz. So lange fördert nämlich das Bundesumweltministerium das Projekt, von dem sich die Fördergeldgeber Erkenntnisse auch für andere Regionen Deutschlands erhoffen.

Zum Vorreiter und Modell in Sachen Klimaschutz soll die Obst- und Gartenbauregion zwischen Meckenheim und Rheinbach ausgerechnet durch das werden, was es im drittgrößten Obstanbaugebiet Deutschlands im Überfluss gibt: Schnittholz. Fragen, die sich die Wissenschaftler stellen, lauten etwa: Lässt sich durch Nutzung dieses Restholzes und durch den Anbau von sogenannten Energiepflanzen ein ganzes Gewerbegebiet klimaneutral betreiben? Klimaneutral heißt in dem Fall, dass die Unternehmen im Gewerbepark die Menge an Kohlendioxid, die sie bei der Produktion in die Luft pusten, innerhalb des Parks durch andere Maßnahmen kompensieren.

Daraus erwachsen wiederum weitergehende Fragestellungen: Wie viel Energie lässt sich aus dem Restholz erzeugen, wenn man es als Biomasse verbrennt? Welche Menge an fossilen Energieträgern, wie Gas und Öl, lässt sich so ersetzen? Wie viel Kohlendioxid ließe sich einsparen, wenn etwa das chinesische Schilfgras Miscanthus als Energiepflanze angebaut wird?

Der Clou: Bei der Beantwortung dieser Fragen wollen sich die Wissenschaftler wie Unternehmer nicht in Geheimniskrämerei üben. "Was im bio innovation park Rheinland entwickelt wird und entsteht, wird nicht hinter geschlossenen Türen passieren", verspricht Theo Kötter von der Uni Bonn, der das Projekt leitet.

Neben den wissenschaftlichen Innovationen habe das Anliegen zum Ziel, Klimaschutz für die Bevölkerung der Region nachvollziehbar und buchstäblich erlebbar zu machen, so Kötter. Ferner soll es "Bürger-Workshops" sowie Wissenschaftscafés mit Schulen geben, bei denen kritisch diskutiert werden kann, zum anderen auch überlegt werde, was jede und jeder Einzelne für den Klimaschutz tun kann. "Erleb- und anfassbar wird das am Campus Klein-Altendorf, wenn man erfährt, wie schnell und hoch das Chinaschilf wächst", sagte Theo Kötter.

Mehr Informationen unter www.bio-innovation-park.de

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